Der Wulff im Schafspelz? Politiker treten die Werte der Demokratie mit Füßen

Am Ende eines Jahres laufen im Fernsehen die Jahresrückblicke auf und ab. Dieses Jahr schauen wir auf viele Katastrophen, von Japan über Australien, dann Somalia und Kenia, die Erde war ein Trümmerfeld. Osama Bin Laden wurde getötet und die ersten Truppen durften aus dem Irak nach Hause. Und unsere Politiker verloren sich in ihrer Selbstdarstellung. Dieses Jahr war eins der fatalsten für die Glaubwürdigkeit unserer Politik. Der Wulff im Schafspelz? Kein Einzelfall. Guttenberg? Ein arroganter Selbstdarsteller.

Letztendlich sind wir bei Guttenberg alle auf einen Mogler reingefallen, einen Selbstdarsteller, ein Ichsüchtiger, der sich gut vermarkten lies und jetzt doch irgendwie nicht das zu sein scheint, für den wir ihn alle hielten. So wie er sich jetzt wieder gibt, sein „vorerst gescheitert“, und seine großen Worte zur deutschen Politk aus der Ferne zeigt eigentlich nur seine Arroganz und Feigheit. Koch-Mehrin gab kein besseres Bild ab und jetzt noch unser Staatsoberhaupt. Was ist los mit den „Staatsmännern“?

Doch er ist keine Eintagsfliege. Wenn wir unsere Politiker – oder ihre Politik anschauen – so wird deutlich, dass Guttenberg nicht der einzige Fall ist, der wetterwendig durch die Prärie der Floskeln und Rhetorik reitet. Alle scheinen das zu beherrschen, Versprechungen und Brüche, Verschwiegenheit und Redegewandtheit. Ob FDP, Sigmar Gabriel, die Grünen Kiffer, oder der sich gerade ebenfalls selbstvermakrtende Steinbrück, sie alle wollen Macht (Westerwelle wurde aus Mitleid weggelassen). Wer durchblickt noch ihre Ansichten, ihre Überzeugungen, ihre Passion, wenn sie doch alle nur reden und gewählt werden wollen, aber minder regierungsfähig sind?

Politik, und auch Demokratie, haben sich geändert, das weiß seit Griechenland auch jedes Landei aus den Weiten der Republik. Demokratie wird ausgehebelt im Namen des „schnellen Eingreifens“ bei Krisen, Demokratie nährt sich heute mehr von Banken und Schwätzern, von Lobby und eben Menschen, die versprechen, was sie nicht versprechen können. Doch zeichnet sich das Bild der Demokratie nicht mit eben einer Ehrlichkeit, braucht die Demokratie nicht die Zuverlässigkeit und die Loyalität, um die unangenehme Wahrheit zu Papier zu bringen: Braucht eine Demokratie eigentlich noch christliche Werte?

Ja, das braucht sie. Wenn nur noch gelogen wird, wenn ich mich darauf verlassen kann, dass die Elite mir verspricht, wovon sie selbst nichts weiß, dann kann ich nicht wählen. Wenn ich weiß, dass unsere Herren Politiker mehr auf Lobby hören als auf mich, dann kann ich nicht zur Wahlurne schreiten. Wenn ich weiß, dass Guttenberg ein Selbstdarsteller ist, dann entwertet das jede seiner noch so guten Überzeugungen. So auch alle anderen Politker.

Wenn ich weiß, dass vor der Wahl anders geredet wird als danach, wenn Ehrlichkeit nur noch in die Amtszeit, nicht aber in den Wahlkampf gehört, dann brauchen wir keinen demokratischen Staat. Die Demokratie ist auf Ehrlichkeit angewiesen. Früher, ja früher sagte man, die Demokratie sei auf „gebildete Bürger“ angewiesen, denn ohne ihren Wissenshintergrund können sie nicht wählen. Doch Demokratie ist auch auf Politiker angewiesen, die christliche Werte leben. Alles andere macht Demokratie nicht praktikabel. Dies ist kein Artikel über Politikverdrossenheit, sondern den Wandel einer ganzen Kultur der Politik. Vorbei ist die Zeit der „Staatsmänner“, die sich auch wirklich so nennen durften, die Männer der Worte und Ehre. Welcher Politiker der heutigen Zeit könnte man ohne ein inneres Lachen so nennen? Guttenberg? Westerwelle? Berlutschconi? Merkel? Alles lachhafte Karikaturen unserer Zeit.

Wir leben heute in der Moderne, die sich vielleicht viele wünschten, in der mittlerweile das Wissen als Grundinstrument der Macht das Geld abgelöst hat (siehe Wikileaks) und in der unsere Überzeugungen so viel wert sind, wie sie Macht kosten. Ist diese Demokratie, die die Werte ihrer Gründer mit den Füßen tritt, noch der beste Kompromiss der Gesellschaft?

Das Problem mit der Moral

Man versuchte uns Deutschen einzureden, dass Moral relativ ist, dass jeder seine moralischen Prinzipien selbst setzen darf und auswählen kann, was richtig ist – für ihn und für den anderen vielleicht schon wieder nicht. So handeln Politiker und auch das Kleinvolk wie du und ich. Das Problem ist nur: so können wir nicht leben, unsere Gesellschaft oder besser gesagt unsere „praktizierte Demokratie“ zeigt, dass es moralische Pflichten gibt, ohne die eine Gesellschaft eben nicht funktioniert. Unsere Intellektuellen sagen zwar, dass keine Moral Wahrheitsanspruch hat (und so leben sie leider auch), doch die Praxis lehrt uns langsam: es ist nicht möglich, Demokratie ohne gewisse, eben absolute Maßstäbe zu leben.

Der Soziologe Chrisian Smith drückt es folgendermaßen aus:

„Moralisch … ist eine Orientierung hin zu Abmachungen darüber, was richtig und falsch, gerecht und ungerecht ist, die nicht das Ergebnis unserer eigenen Wünsche oder Präferenzen sind, sondern von denen man annimmt, dass sie außerhalb dieser existieren und Maßstäbe liefern, anhand derer sich diese Wünsche und Präferenzen beurteilen lassen.“

Alle Menschen haben moralische Gefühle, alle Menschen wissen, dass eine Demokratie nur mit Ehrlichkeit und Loyalität aller Beteiligten funktioniert, nur wenn eben diese Moralvorstellungen weggeredet werden, wenn Politiker eben nur noch Selbstdarsteller statt Volksvertreter, mehr Lobbyisten statt überzeugte Idealisten und mehr Lügner als Wahrheitsliebende sind, dann befinden wir uns in dem Dilemma, was die Zukunft prägen wird: Orientierungslosigkeit.

Sie besteht genau darin, dass das Volk sagt: „Moral ist relativ, niemand kann seine Moral einem anderen aufzwängen und jeder hat das Recht, selber das zu finden, was Wahrheit ist“ – aber in dem gleichen Atemzug muss es von Politikern eben eine absolute Moral fordern: Ehrlichkeit, Gewissenhaftigkeit, Integrität, Gerechtigkeit, Loyalität – und diese Moral ist absolut, der Politiker darf sie nicht verlassen. Diese Gratwanderung kann das Volk aber nicht machen. So bleibt zum Schluss nur die Wahl zwischen einer relativen Moral und dem gleichzeitigen Verfall der Gesellschaft (was in der Politik schon Einzug gehalten hat), oder aber christlichen Werten und eine praktikable Gesellschaftsform. Die Wahl haben wir leider längst getroffen: Wir wählten den Atheismus, die Relativität, den Killer der absoluten Wahrheit und die Gottlosigkeit mitsamt dem einhergehenden Werteverlust. Deutschland schafft sich ab und mit ihm versinkt das Erbe des größten Deutschen Martin Luthers: das Vermächtnis der Reformation – Werte, die heute niemand mehr zu schätzen weiß.

Dies ist sogar noch weitreichender als die politische Kultur betreffend. Wie sollen wir leben, wenn für dich die Moral relativ ist, du aber von anderen forderst bei Geschäften beispielsweise ehrlich zu sein? Wie sollen wir leben, wenn jeder sich seine Pflichten zusammenpuzzelt, aber gleichzeitig Pflichten einfordert? Unsere intellektuelle Auffassung passt einfach nicht mit der Praxis zusammen und ist auch nicht in Einklang zu bringen.

Wie wir Orientierungslosigkeit aus dem Weg gehen können

Warum war das eigentlich in früheren Zeiten anders? Ganz einfach: Intellektuelle wie auch das Volk fürchteten Gott. Ein Bismarck rief noch aus: „Wir Deutschen fürchten nichts, außer Gott.“ Ein guter Freund meinte einmal, heute hieße das: „Wir Deutschen fürchten alles, außer Gott.“ Ein Mann von Ehre stand zu seinem Wort, weil er Gott fürchtete.

Das alles rührt daher, dass der Gott aus unserer Gesellschaft verbannt wurde, den die Bibel als „Richter“ skizziert. In unserer Gesellschaft jedoch ist er nur noch der liebe Gott, ein Opa, der uns streichelt. Oder eben gar nicht existent. Doch alle Umoral, alle Unehrlichkeit, Unwahrheit in unserer Gesellschaft wird eben doch gerichtet – und eben dieses Bewusstsein fehlt. Es fehlt daran, dass die Menschen sich darum kümmern, einmal Rechenschaft ablegen zu müssen. Tim Keller schreibt dazu folgendes:

„Wir alle wissen, dass Frieden besser ist als Krieg, Wahrheit besser als Lüge, liebende Fürsorge besser als Zerstörung. Wir glauben, dass die Wahl zwischen diesen Alternativen nicht sinnlos ist, dass es wichtig ist, wie wir leben. Aber wenn der kosmische Richterstuhl leer ist, „Wer-sagt-das“ dann, dass die eine Alternative besser ist als die andere. Wir können uns lange darüber streiten, aber dieser Streit ist sinnlos. Wenn der Richterstuhl leer ist, dann wird die ganze Lebensspanne der menschlichen Zivilisation, selbst wenn sie ein paar Millionen Jahre dauern würde, nur ein verschwindender Funke sein gegenüber dem Ozean toter Zeit, der ihr voranging und folgen wird. Es wird niemand da sein, der sich an irgendetwas erinnern wird, und es wird egal sein, ob wir in unserem Leben liebevoll oder grausam waren.“

Sobald wir uns dieser Situation klar werden, gibt es zwei Möglichkeiten. Die eine ist, dass wir uns schlicht weigern, die gedanklichen Konsequenzen zu ziehen. Wir glauben mit unserem Kopf, unserem Intellekt, dass der Richterstuhl leer ist, aber genauso glauben wir auch, unsere Entscheidungen, unsere Moral hätten doch einen Sinn und dass es sehr wohl einen Unterschied zwischen Liebe und Grausamkeit gibt. Warum? Warum genießen wir die Vorteile, die es mit sich bringt, einen Gott zu haben, richte mein Leben aber nicht nach ihm ein? Dies entbehrt jeglicher Integrität.

Die sich immer klug vorkommenden Evolutionisten sagen jetzt: Wir leben deswegen mit diesen Regeln und Pflichten, weil wir so in einer Gesellschaft besser überlebensfähig sind. Doch das ist zu kurz gedacht: Wenn alle sich an moralische Pflichten halten würden, dann hätte derjenige einen Vorteil und wäre eben „der Stärkere“, wenn er sich gerade nicht daran hält und sich dadurch einen Vorteil verschafft. Auf persönlicher Ebene ist das wahr, aber gesellschaftlich denken Atheisten zu kurz.

Doch es gibt noch eine andere Option. Allerdings fordert sie etwas von dir. Sie will, dass du erkennst, dass Gott nicht nur „lieb“ ist (denn das ist er in dem Sinne, dass er vergeben will), sondern auch gerecht und absolut. Er setzt die Maßstäbe, und nur durch diese Brille kannst du die Welt verstehen und erkennen. Es gibt eine absolute Moral, an die du dich halten musst, denn Gott gab dir dein Gewissen, damit du das erkennst. Und wenn das Gewissen nicht mehr ausreicht, dann schau in sein Wort, spätestens dann erkennst du, wo du falsch liegst.

Schließen möchte ich mit einem Vers aus Römer 14, 12: „So wird nun jeder von uns für sich selbst Gott Rechenschaft geben.“ So ist es. Das Leben ist eben kein Ponyhof. Tim Keller sagt genau dazu: „Ich glaube, dass die Menschen in unserer Kultur sehr wohl wissen, dass es einen Gott gibt, aber dass sie dieses Wissen verdrängen.“ So ist es, und nicht anders.

Kommentare

  1. SunSurfer

    1. tim 2,1-4:
    1 Ich ermahne nun vor allen Dingen, dass Flehen, Gebete, Fürbitten, Danksagungen getan werden für alle Menschen,
    2 für Könige und alle, die in Hoheit sind, damit wir ein ruhiges und stilles Leben führen mögen in aller Gottseligkeit1 und Ehrbarkeit.
    3 Dies ist gut und angenehm vor unserem Heiland-Gott,
    4 welcher will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.

    😉

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