Archäologie: Das Großreich unter König David hat es doch gegeben

“In den vergangenen Jahren war es akademischer Trend, das Alte Testament der Bibel immer jünger werden zu lassen. Mittlerweile wird sogar eine Endredaktion im 5. und 4. Jahrhundert v. Chr.angenommen. Die in der Bibel überlieferte Erinnerung an ein Großreich um 1000 v. Chr. wurde in dieser Perspektive geradezu zum Mythos reduziert.

Eine Ausstellung in der Hebräischen Universität in Jerusalem hält mit neuesten archäologischen Funden dagegen, präsentiert sie doch Zeugnisse aus dieser frühen Zeit, die durchaus als Beweise für einen monotheistischen Gotteskult angenommen werden können. Hat die Bibel also “doch recht”, wie Werner Keller 1955 in seinem Bestseller so treffend formulierte?

Die Funde stammen nicht aus Jerusalem, sondern aus dem Schutthügel Chirbet Chefaya, etwa 30 Kilometer südwestlich der biblischen Hauptstadt. Darunter sind mehrere Kult-Gegenstände verschiedener Art, die zeigen: Nur eine einzige Gottheit wurde offenbar in den drei gefundenen Anbetungsstätten dieser israelitischen Grenzfestung verehrt. Ohne Bildnisse von Mensch oder auch Tier und ohne auch nur einen einzigen Hinweis auf Schweine als Opfertiere. Hier herrschte offenbar ein eigener Kult, der sich von dem der benachbarten Kanaaniter und Philister deutlich unterschied.

Jossef Garfinkel leitet die Ausgrabungen, die seit 2007 jeden Sommer stattfinden. Der Dozent der Hebräischen Universität gilt keineswegs als biblischer “Maximalist”. Gleichwohl ist für ihn die Anlage der Grenzfestung am Rande des israelitischen Herrschaftsgebiets (die bis vor wenigen Jahren noch als Philister-Ansiedlung galt) ein deutlicher Hinweis auf ein urbanes Zentrum Jerusalem: “Sogar in Jerusalem selbst haben wir nicht so starke Befestigungen. Daher lässt sich die Auffassung, König David habe nur beschränkten lokalen Einfluss gehabt, nicht mehr aufrechterhalten.”

Schreiber stehen für eine Zentralgewalt

Um solche Bauten zu errichten, war eine starke Zentralgewalt die Voraussetzung. Ohne Verwaltungseliten wäre kein Gemeinwesen dazu in der Lage. Unter den Schriftspuren in Chirbet Chefaya fand sich auch eine Tonscherbe, die Garfinkel als älteste hebräische Aufschrift deutet. Schreiber bilden das Rückgrat einer jeden Verwaltung. Allerdings wäre ein Schriftzeugnis noch kein ausreichender Beweis für die Existenz einer reichsweiten Verwaltung oder der Zugehörigkeit der Festung zu einem israelitischen Großreich.

Form und Ausstattung entsprechen Beschreibungen des Ersten Tempels aus dem Buch der Könige oder dem Buch des Propheten Hesekiel. Bei den kleinen Heiligtümern handelt es sich demnach um sehr genaue steinerne Modelle des in der Bibel dargestellten Jerusalemer Tempels. Die ersten Kultobjekte aus der Zeit Davids, “wie es in der Bibel steht”.”

Quelle (Auszug): www.welt.de/kultur/histor…reich-Davids-gegeben.html

Bild: Hebräische Universität Jerusalem

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