Wichtige Info: Neues Hexentum

Seit den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts
lässt sich eine Hexen-Renaissance in Europa beobachten. Deutschlands
erster Hexenladen öffnete 1995 in München seine Türen. Zwischenzeitlich
bieten zahllose Jugendzeitschriften, Ratgeber und Fachbücher, aber auch
unterhaltende Medienmagazine zumeist positiv werbende Informationen über
Hexerei und Zauberhilfen für den Alltag. Eine unübersehbare Szene
selbstbewusster „neuer Hexen“ hat sich etabliert, die insbesondere im
esoterischen Umfeld ihre Dienste als Spezialistinnen für weiße
>Magie, Kräuterkunde, sexuelle Fragen, >Reinkarnation und
Lebensberatung anbieten. Die „neuen Hexen” fühlen sich keiner
einheitlich strukturierten Gruppe zugehörig. Manche praktizieren ihre
Überzeugungen lediglich im Privatleben, andere schließen sich zu
Vereinen oder Hexenzirkeln (covens) mit maximal 13 Mitgliedern zusammen,
die sich wiederum auf verschiedene Traditionen zurückführen (Dianer
Kult, Druiden, Gardnerer, Odinismus, welsche, piktische oder nordische).

Wenn
sich die einzelnen Hexengruppen auch deutlich voneinander
unterscheiden, finden sich andererseits auch einige gemeinsame
Grundüberzeugungen: Heiligkeit der Natur, Verehrung der „Großen Göttin”,
>Magie, >Astrologie und Wahrsagen. Historisch gesehen haben die
„modernen Hexen” ihre Wurzeln im >Feminismus, dem Neuheidentum, der
Esoterik und der Ökologiebewegung.

In der Frauenbewegung wurde
die Selbstbezeichnung Hexe in den 70er Jahren aufgegriffen. Damit wollte
man an die weibliche Macht mittelalterlicher Hexen anknüpfen, die als
Gegenbild der damaligen, als patriarchal empfundenen Welt verstanden
wurden. Die Hexenverfolgung wurde als Vorläufer gegenwärtiger
gesellschaftlicher Auseinandersetzung zwischen Patriarchat und
Matriarchat (Männer- und Frauenherrschaft) interpretiert. Hexen seien
von Männern verfolgt worden, die sich durch weibliche Sexualität und
vorchristliche matriarchale Glaubensformen bedroht sahen. Patriarchales
Denken sei unfrei, unterdrücke Gefühle und Vielfalt und beute die Natur
hemmungslos aus. Dieser Konflikt setze sich durch die Benachteiligung
der Frauen in der Neuzeit fort.
 
Die stärker religiöse
Komponente „moderner Hexen” zeigt sich vor allem im „Wicca Kult”
(altenglisch wicce = die Weise / Hexe). Angestoßen wurde die
Hexenbewegung durch ein Buch des amerikanischen Ethnologen Charles
Godfrey Leland (The Gospel of the Witches, 1899), in dem er vorgeblich
uralte Hexenrituale vorstellt und bewirbt. Dieses Buch diente den
Wicca-Gruppen als Vorbild für ihr „Book of Shadows”. Einflussreich für
die „modernen Hexen“ war auch ein Buch der Ägyptologin Margaret Alice
Murray (The Witch Cult in Western Europe, 1921), in dem sie behauptet,
die Hexen stünden in direkter Tradition vorchristlicher
Fruchtbarkeitskulte, in der die „Große Göttin“ und der „Gehörnte Gott”
verehrt würden. Dieser Matriarchatskult sei die älteste und umfassendste
Religion, die erst durch das patriarchale Christentum verdrängt worden
sei. Organisatorisch geht der Wicca-Kult auf G. B. Gardner (1884-1964)
und A. Sanders (1916-1988) zurück. Erste Wicca- Gruppen bildeten sich
nach der Aufhebung des Hexenverbots in England (1951). Zwischenzeitlich
geben Hexen- Vereinigungen eigene Mitteilungsblätter heraus, den
„Wicca-Brief”, das „Magazin für Hexenglauben“ oder „Abraxas“, das Organ
des „Yggdrasil-Kreis e.V.“, der als gemeinnützig vom Finanzamt anerkannt
ist und in Wahrsagerei, Astralwandern und „Magia Sexualis“ einführt.

Gelegentlich
werden Hexenkulte auch von rechtsextremen Gruppen vereinnahmt, weil
diese darin einen „arteigenen” germanisch- keltischen Glauben erkennen,
den sie gegenüber Juden- und Christentum als „orientalischen Religionen”
den Vorzug geben.

„Moderne Hexen” kennen keinen personalen Gott
und keine übernatürliche Offenbarung. Feste Dogmen, absolute ethische
Ordnungen oder Glaubensregeln lehnen sie ab. Im Hexenglauben gibt es
keinen eindeutigen Unterschied zwischen Diesseits und Jenseits, zwischen
heilig und profan (weltlich). Alles im Kosmos steht in Wechselbeziehung
zueinander. Die Göttin wohnt im Menschen und in der Natur. Gleichzeitig
verfügt sie über unbegrenzte kosmische Kraft, die Hexen sich mittels
magischer Rituale nutzbar machen. Sie erstreben eine herrschaftsfreie
Gesellschaft, in der die Menschen im Einklang mit der Natur und
miteinander leben. Hexen feiern 13 Mond- und acht Sonnenfeste.

In
ihren Ritualen wird die Göttin als Jungfrau, als Erwachsene und als
weise Alte verehrt. Gelegentlich werden auch konkrete Göttinnen verehrt
(Diana, Gaia, Mondgöttin), deren Namen meditativ gesprochen (gechantet)
werden und deren Einheit man sucht. Die Welt wird vor allem aus ihrer
Polarität (Mann – Frau / Geist – Materie / Hell – Dunkel usw.) gedeutet,
die es zu überwinden gelte. In symbolischen Handlungen mit Kelch
(weiblich) und Stab (männlich) wird diese Vereinigung symbolisch
vollzogen. Andere Rituale sollen die Frauen in Einklang mit dem Kosmos
bringen, Gesundheit, Glück oder Ausgeglichenheit bewirken oder negative
Energien abbauen. Konkrete Verhaltenweisen, Amulette, magisch
aufgeladene Substanzen (Edelsteine, Schmuck, Figuren …) und heilige
Worte sollen die Gegenwart und Hilfe der göttlichen Macht fördern.
Einige engagierte Hexen sind der Überzeugung, ihre Rituale bewirkten die
letztliche Rettung der Menschheit und der Natur. Die Hexe könne nicht
nur sich selbst, sondern auch die ganze Welt erlösen. Dazu bedarf es
ausschließlich der Aktivierung der in ihr selbst ruhenden Kräfte der
Erkenntnis ihres eigenen, göttlichen Wollens.

Beurteilung

Sicher
kann der moderne Hexenglaube als Reaktion auf kalte Rationalität,
Globalisierung und Naturbeherrschung verstanden werden. Andererseits
füllt er das religiöse Vakuum, das durch den Bedeutungsverlust
etablierter christlicher Kirchen entstanden ist. Kritische säkulare
Auseinandersetzungen mit der „Modernen Hexerei” finden sich vor allem
bei Will-Erich Peukert (1895-1969) und Johann Kruse (1889-1983). Das
„Johann-Kruse-Archiv zur Bekämpfung des neuzeitlichen Hexenglaubens”
hält bis heute in Hamburg regelmäßige Hexensprechstunden ab, was nicht
gerade einer Warnung vor dem Hexenglauben dient. In letzter Zeit wurde
das „Kruse-Archiv“ in ein Hamburger Völkerkundemuseum übernommen.

Hexenkulte stehen in deutlichem Widerspruch zu christlichen Grundüberzeugungen.
Christen unterscheiden deutlich zwischen Gott und Mensch (Natur). Hexen
vergöttlichen den Menschen und vermenschlichen Gott. Christen kennen
Gott als personales Gegenüber. Hexen wenden sich an anonyme, kosmische
Energien. Christen akzeptieren Gottes souveräne Entscheidungen und seine
ethischen Regeln. Hexen geben eigene Empfindungen als Reden Gottes aus
und versuchen, „göttliche“ Kraft zu eigenen Zwecken zu manipulieren.
Christen wissen um die tief sitzende Schlechtigkeit des Menschen, die
nur durch die liebende Erlösungstat Jesu überwunden werden kann. Hexen
setzen auf eine rituelle Selbsterlösung und gehen davon aus, dass der
Mensch (insbesondere die Frau) von Natur aus gut sei. Darüber hinaus
verurteilt Gott in der Bibel jede Art von Hexerei und Magie (2Mo 22,17;
5Mo 18,10; 1Sam 28,9; Jes 2,6; Offb 21,8). In der Absicht, sich Gottes
Macht zu vereinnahmen, stehen diese Bemühungen im deutlichen Gegensatz
zum christlichen Glauben, der sich Gott vertrauensvoll ausliefert.

Wer
sich mit Hexerei und Magie beschäftigt, steht nicht nur in Gefahr, von
einem unbiblischen Weltbild geprägt oder von zwielichtigen Scharlatanen
betrogen zu werden. Christen wissen um die Gefahr okkulter Bindungen
durch die intensive Beschäftigung mit Hexerei. Menschen werden innerlich
unfrei und können geistlich von übernatürlichen dämonischen Mächten in
Beschlag genommen werden (>Dämonen; Lk 8,26ff; 11,24-26; Apg 8,9ff;
19,19; Gal 5,20). Das kann sich in übernatürlichem Wissen bezüglich der
Zukunft, Heilungsfähigkeiten, außerordentlicher Kraft,
Selbstmordgedanken, Depression in Wahnvorstellungen, Angstzuständen,
aber auch in körperlichen Phänomenen und einer generellen Ablehnung
christlichen Gedankenguts niederschlagen. www.horst-koch.de/joomla_new/content/view/377/421/

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