Wie Gott den großen Diener des Herrn Watchman Nee von TBC heilte

Der Beginn meiner Krankheit hatte sich im Jahr 1924 nur durch etwas Fieber, Schwäche und einen leichten Schmerz in der Brust angezeigt. Ich wusste nicht, was mir fehlte. Dr. H.S. Wong sagte zu mir: “Ich weiß, Sie glauben, dass Gott Sie heilen kann. Gestatten Sie mir trotzdem, Sie zu untersuchen und festzustellen, was Ihnen fehlt?” Nachdem er mich untersucht hatte, sprach er einige Zeit leise mit Bruder Wang Teng Ming. Ich fragte, was die Untersuchung denn ergeben habe, aber anfangs wollten sie nicht mit der Sprache heraus. Als ich ihnen versichert hatte, dass ich ohne Furcht sei, erklärte mir Dr. Wong, ich hätte Tuberkulose und mein Zustand sei so ernst, dass ich lange würde liegen müssen. In jener Nacht konnte ich nicht schlafen. Ich meinte, dem Herrn nicht begegnen zu können, wenn er mich jetzt, ehe meine Arbeit vollendet war, zu sich rief, und eine große Niedergeschlagenheit überkam mich. Dann fasste ich den Entschluss, die Stadt zu verlassen, damit ich mich erholen und mehr Gemeinschaft mit dem Herrn haben konnte. Ich fragte ihn: „Was hast du mit mir vor? Wenn ich mein Leben für dich geben soll, fürchte ich den Tod nicht.”
Etwa sechs Monate lang konnte ich den Willen des Herrn nicht erkennen, aber ich hatte Freude in meinem Herzen und die Gewissheit, dass dem Herrn niemals ein Fehler unterlaufen konnte.
Während jener Zeit erhielt ich von vielen Seiten Briefe, aber kein einziger eine Ermutigung oder einen Trost. Stattdessen wurde mir vorgeworfen, ich hätte nicht genügend auf meine Gesundheit geachtet und mich überarbeitet. Ein Bruder tadelte mich mit Epheser 5:29. Dann kam ein Brief von Bruder Chen Clli Kwci aus Nanking. Er lud mich in sein Haus ein, damit ich dort ausruhen und ihm gleichzeitig helfen konnte, den Lehrplan von Dr. C.I. Scofields Bibelfernkurs-Institut zu übersetzen.
Damals kamen etwa dreißig Geschwister, um mit mir Gemeinschaft zu haben, und ich sprach mit ihnen über das Thema Gemeinde. Es war mir in jenen Tagen sehr klar, dass Gott seine Hand mit einer ganz bestimmten Absicht über mir hielt: Er wollte mich zu der Vision zurückbringen, die ich am Anfang empfangen hatte. Sonst hätte ich doch noch den Weg eines Erweckungspredigers eingeschlagen.
Ein Tag nach dem anderen verging, ohne dass ich von meiner Tuberkulose geheilt wurde. Ich war zu einem bekannten deutschen Arzt gegangen, und er hatte meine Lunge geröntgt. Als ich ihn später bat, nochmals eine Aufnahme zu machen, erklärte er, das erübrige sich. Er zeigte mir das Röntgenbild eines anderen Patienten und sagte: “Dieser Patient hatte einen besseren Befund als Sie, und er ist zwei Wochen nach dieser Aufnahme gestorben. Bitte kommen Sie nicht mehr her; ich möchte an Ihnen nichts verdienen.” Sehr enttäuscht ging ich nach Hause. Wenn ich alle Kräfte zu zusammen nahm, konnte ich zwar ein wenig schreiben und die Bibel studieren, aber es strengte mich sehr an. Nachmittags hatte ich immer leichtes Fieber, und nachts brach mir oft der Schweiß aus. Ich konnte auch kaum schlafen. Manche Brüder redeten mir zu, mir mehr Ruhe zu gönnen, aber meine Antwort lautete:“ Ich fürchte bei so viel Ruhe roste ich noch ein!” War meine Lebenszeit auch bald abgelaufen, so meinte ich es Gott doch schuldig zu sein, dass ich für ihn arbeitete und dass ich glaubte, er werde meine Kraft vermehren.
Dann fragte ich den Herrn, welche der angefangenen Arbeiten ich weiterführen solle. Wenn er tatsächlich noch etwas für mich zu tun hatte, so wollte ich ihn bitten, mein Leben zu erhalten; sonst gab es auf dieser Erde nichts mehr, wonach ich verlangte.
Bis dahin hätte ich noch aufstehen können, nun aber war ich dazu kaum mehr fähig. Jemand bat mich, eine Evangeliumsversammlung zu leiten, und ich zwang mich zum Aufstehen, indem ich den Herrn bat, mich zu stärken. Auf dem Weg zur Versammlung musste ich mich mehrmals an einem Laternenpfahl festhalten und ausruhen. Dann sagte ich jedes Mal zum Herrn: „Du bist es wert, dass man für dich stirbt.” Als ein paar Brüder davon erfuhren und mir den Vorwurf machten, ich achtete nicht auf meine Gesundheit, war meine Antwort: “Ich liebe meinen Herrn und bin bereit, mein Leben für ihn zu lassen.” Nachdem ich über einen Monat lang gebetet hatte, verstärkte sich in mir der Eindruck, dass ich über all das, was ich von Gott gelernt hatte in ein Buch schreiben sollte. Früher war ich immer der Ansicht gewesen, ein Mensch solle erst im Alter anfangen, Bücher zu schreiben. Da ich jedoch bald aus dieser Welt gehen sollte, entschloss ich mich, jetzt, in meinen letzten Lebenstagen, mit dem Schreiben zu beginnen. Ich mietete also ein kleines Zimmer in Wusih (Provinz Kiangsu), schloss mich dort ein und schrieb den ganzen Tag.
Damals verschlimmerte sich meine Krankheit so sehr, dass ich nicht einmal mehr liegen konnte.
Beim Schreiben saß ich auf einem Stuhl mit hoher Lehne und presste die Brust gegen den Schreibtisch, um dadurch den Schmerz etwas zu mildem. Satan redete auf mich e:n: „Du stirbst doch ohnehin bald; mach es dir wenigstens etwas leichter ! Warum muss es noch dazu solch ein qualvoller Tod sein”!” Ich gab zurück: „Der Herr will mich so, wie ich bin. Weg mit dir!” Innerhalb von vier Monaten vollendete ich drei Bände des Buches “Der geistliche Mensch”. Das Schreiben kostete mich viel Blut, Schweiß und auch Tränen. Jedes Mal, wenn ich das Schreibzeug weglegte,sagte ich mir: “Dies ist mein letztes Zeugnis an die Gemeinde.” Obgleich das Manuskript unter vielen Leiden und Bedrängnissen aller Art entstand, fühlte ich die Nähe Gottes in besonderer Weise. Die Leute meinten, Gott gehe hart mit mir um, und Bruder Chen schrieb mir: “Du verausgabst dich völlig; eines Tages wirst du es noch bereuen.” Aber ich antwortete: “Ich liebe meinen Herrn und muss für ihn leben.”….
Nachdem das Buch veröffentlicht war, betete ich vor Gott: „Herr, nun entlässt du deinen Sklaven in Frieden.” In jenen Tagen nahm meine Krankheit noch mehr zu. Mein Schlaf wurde sehr unruhig.
Ich hatte oft Schweißausbrüche; mitten in der Nacht wachte ich auf und wälzte mich im Bett unaufhörlich von einer Seite auf die andere. Ich war fast zum Skelett abgemagert, und meine Stimme wurde heiser. Mehrere Schwestern wechselten sich in der Pflege ab. Eine von ihnen, eine erfahrene ältere Krankenschwester, weinte jedes Mal, wenn sie mich sah. Sie sagte zu den anderen: “Ich habe viele Patienten gesehen, aber niemals jemanden in solch einem elenden Zustand, ich fürchte, er wird nur noch drei oder vier Tage leben.” Als man mir davon erzählte, sagte ich: “Das ist tatsächlich mein Ende. Ich weiß selbst, dass ich bald sterben werde.”
Ein Bruder schickte Telegramme an verschiedene Gemeinden und teilte ihnen mit, es gäbe keine Hoffnung mehr für mich und sie brauchten nicht mehr für mich zu beten. Eines Tages fragte ich Gott: “Warum rufst du mich so bald zurück”?” Dann bekannte ich ihm meine Übertretungen. Ich sagte ihm auch, dass ich keinen Glauben hatte. An jenem Tag nahm ich mir vor, von morgens bis drei Uhr nachmittags zu fasten und zu beten, und ich sagte Gott, dass ich nur seinen Willen tun wollte. Gleichzeitig kamen einige Mitarbeiter im Haus von Schwester Ruth Lee zusammen und beteten täglich für mich. Als ich Gott bat, mir Glauben zu schenken, sprach er durch sein Wort zu mir. Er gab mir Worte, die ich nie mehr vergessen werde. Der erste Satz war: “Der Gerechte aber wird aus Glauben leben” (Rö. 1:17), der zweite: … denn ihr steht im Glauben” (2.Kor. l :24), und der dritte: … Doch wir wandeln durch Glauben” (2.Kor. 5:7). Diese Worte bewirkten, dass ich mit einer großen Freude erfüllt wurde, denn die Schrift sagt: „Alle Dinge sind möglich dem, der glaubt” (Mk. 9:23). Ich dankte Gott und pries ihn, weil er mir sein Wort gegeben hat. Jetzt glaubte ich, dass ich geheilt war. Doch gleich darauf kam die Probe. In der Bibel nämlich heißt es: „Ihr steht im Glauben”, ich aber lag noch im Bett. In diesem Augenblick fing es in meinem Verstand an zu arbeiten.
Was sollte ich tun? Mich aufrichten und hinstellen oder liegen bleiben. Der Mensch liebt letztlich doch sich selbst. Es kam mir der Gedanke, dass man besser im Bett stirbt als im Stehen.
Dann aber zeigte das Wort Gottes seine Kraft: Ich wies alles andere von mir und machte mich daran, die Kleider anzuziehen, die ich seit 176 Tagen nicht mehr getragen hatte.(Knapp ein halbes Jahr) . Als ich jedoch das Bett verlassen und mich aufrecht hinstellen wollte, brach mir plötzlich der Schweiß so heftig aus, dass es war, als hätte mich der Regen durchnässt.
Wieder redete Satan auf mich ein: „Warum versuchst du zu stehen, wo du doch nicht einmal sitzen kannst?” Ich gab zurück: “Gott hat mir gesagt, dass ich stehen soll!” und stellte mich auf die Füße. Erneut brach mir der kalte Schweiß aus, und es fehlte nicht viel, so wäre ich zusammengebrochen. Immer wieder sagte ich: “Denn ihr steht im Glauben.” Nun musste ich ein paar Schritte zurück legen, um meine Hose und meine Strümpfe zu holen. Nachdem ich alles angezogen hatte, setzte ich mich wieder hin. Kaum saß ich, da kam das Wort Gottes wieder zu mir, dass ich nicht allein durch den Glauben stehen, sondern auch durch den Glauben wandeln sollte.
Allein schon die Tatsache, dass ich fähig gewesen war, aufzustehen und ein paar Schritte zu laufen, um die Hose und die Socken zu holen, war für mich überwältigend. Wie hätte ich erwarten können, dass ich noch einmal laufen würde? Ich fragte Gott: ,,Wohin soll ich denn gehen?”, und er antwortete: “Geh zum Haus von Schwester Lee, Nr. 215.” Dort hatten einige Geschwister seit zwei oder drei Tagen wegen meiner Krankheit gefastet und gebetet. Wieder meldeten sich Zweifel: Es mochte ja vielleicht noch möglich sein, dass ich im Zimmer umher ging – wie aber sollte ich die Treppe hinunter kommen? Ich betete:”O Gott, ich kann durch Glauben stehen, und durch Glauben kann ich auch die Treppe hinuntersteigen.” Dann ging ich zu der Tür, die ins Treppenhaus führte, und öffnete sie.
Ich muss sagen, als ich dort oben an der Treppe stand, schien mir dies die längste Treppe zu sein, die ich je in meinem Leben gesehen haue. Ich betete: “Gott, da du mir gesagt hast, dass ich gehen soll, werde ich gehen, selbst wenn es mich das Leben kostet. – Herr, ich kann nicht laufen; bitte halte mich mit deiner Hand!” Während ich eine Stufe nach der anderen herunterstieg, wobei ich mich am Geländer festhielt, brach mir wieder kalter Schweiß aus. Ich hatte beim Gehen ständig den Schrei in mir: “Wir wandeln durch Glauben!” und betete bei jeder Stufe: “Herr, nur durch dich kann ich gehen.” Es war, als ginge ich die fünfundzwanzig Stufen im Glauben Hand in Hand mit dem Herrn hinab. Unten angelangt, fühlte ich mich kräftig. Lief bis zur Hintertür, öffnete sie und begab mich geradewegs zum Haus von Schwester Lee. Auf dem Weg sagte ich zum Herrn:
“Von nun an werde ich durch Glauben leben und nicht mehr im Bett bleiben.”
Ich klopfte an die Tür wie Petrus (nur öffnete keine Rhode die Tür wie in Apostelgeschichte 12:12- 17). Als ich eintrat, starrten mich sieben oder acht Geschwister sprachlos und bewegungslos an.
Etwa eine Stunde lang saßen alle schweigend da, so, als wäre Gott unter den Menschen sichtbar geworden. Auch ich saß voller Dank und Lob unter ihnen. Dann berichtete ich, was sich ereignet hatte und wie ich geheilt worden war. Jubelnd und voller Freude im Geist lobten wir alle laut das wunderbare Werk Gottes. An jenem Tag mieteten wir ein Auto und fuhren in den Voron Kiangwan, um Schwester Dora Jü (eine bekannte Evangelistin) zu besuchen.
Sie war außer sich, als sie mich kommen sah, da sie kurz zuvor die Nachricht von meinem unmittelbar bevorstehenden Tod erhalten hatte. Als ich nun dort erschien, sah sie mich an, als wäre ich von den Toten auferstanden. Dies veranlasste uns nochmals, dem Herrn fröhlich Dank und Lob darzubringen. Am darauffolgenden Sonntag sprach ich drei Stunden lang auf dem Podium.
Vor etwa vier Jahren (ca. 1932) las ich in einer Zeitung die Bekanntmachung, dass das Haus jenes bekannten deutschen Arztes, der damals meine Röntgenaufnahmen gemacht hatte, samt Möbeln und Wertgegenständen versteigert wurde. Er war gestorben. Dies brachte mir erneut zum Bewusstsein, welche Gnade mir der Herr erwiesen hatte, und ich erhob die Hände, um ihn zu loben. Unter der Bedeckung seines Blutes sagte ich: “Dieser Arzt, der viel gesünder war als ich, ist gestorben; mich dagegen hat der Herr geheilt, und ich lebe noch heute.”

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