“Zeit”: Warum wir glauben müssen.

„Religion geht uns immer weniger an, trotzdem werden wir religiöser. Und das ist auch gut so, schreibt Christian Schüle.
Unbefleckte Empfängnis? Da lacht doch heute jeder. Wundertaten eines Heiligen? Nette Märchengeschichte. Wiederauferstehung? Ist höchstens einmal passiert, also unglaubwürdig. Leben nach dem Tod? Schöne Idee, aber völlig unbewiesen. Kirchenschiffe leeren, Kirchenaustritte häufen sich. Von Seelsorge ist nicht mehr viel zu sehen, skateboardfahrende Pfarrer sind irgendwie lächerlich, und der Papst hat seine Kirche auf lebensferne »Entweltlichung« programmiert. Kurzum: Der Zeitgenosse hat andere Probleme und ist auf andere Problemlösungsstrategien angewiesen.
Ist er – wie zunehmend mehr Menschen – Atheist, glaubt er womöglich an Technologie und Bionahrung, an sozialen Frieden und Nachbarschaftshilfe. Oder konkreter: Ist er zum Beispiel Lehrer, glaubt er vielleicht an die Kraft der Poesie und humanistische Bildung; ist er Analyst an den Dax und die Börse. Der CEO glaubt an Kapitalakkumulation und Höhlenmeditation, der Unternehmer an ewigen Fortschritt und Reiki, der Chemiker an das Reich des Kohlenstoffs und die digitale Second World; der Astrophysiker an ferne Galaxien; der Psychoanalytiker ans Unbewusste; die Esoterikerin an spirituelle Energien; die Linke an die Revolution, die Rechte an die Kernfamilie, der Liberale an die Freiheit.
An irgendetwas glauben alle. Das persönliche Wohlergehen, die Definition eines gelingenden Lebens, so scheint es trotz aller Diesseitigkeit, kommt ohne Glauben nicht aus. Man muss nicht an Gott glauben, um zu glauben. Man muss nicht Katholik sein, um anzubeten. Man muss sich nicht zum Protestantismus bekennen, um seinen Nächsten zu lieben. Wer aber glaubt, der Mensch komme ohne Glauben aus, der glaubt somit erstens selbst und macht zweitens die Rechnung ohne die Spezies Mensch. Das heißt: Der Mensch glaubt, weil er gar nicht anders kann, als zu glauben. Der Mensch ist von Natur aus religiös, und auch der Atheist ist ein homo naturaliter religiosus. Gibt es Beweise für eine solche These? Gibt es. Ausgerechnet durch die Wissenschaft.“ www.zeit.de/zeit-wissen/2…aube-Religion-Psychologie

 

„Diese bewundernswürdige Einrichtung der Sonne, der Planeten und Kometen hat nur aus dem Rathschlusse und der Herrschaft eines alles einsehenden und allmächtigen Wesens hervorgehen können. Wenn jeder Fixstern das Centrum eines, dem unserigen ähnlichen Systemes ist, so muss das Ganze, da es das Gepräge eines und desselben Zweckes trägt, bestimmt Einem und demselben Herrscher unterworfen sein. Das Licht der Fixsterne ist von derselben Natur, wie das der Sonne, und alle Systeme senden einander ihr Licht zu. Ferner sieht man, dass derjenige, welcher diese Welt eingerichtet hat, die Fixsterne in ungeheure Entfernungen von einander gestellt hat, damit diese Kugeln nicht, vermöge ihrer Schwerkraft, auf einander fallen. Dieses unendliche Wesen beherrscht alles, nicht als Weltseele, sondern als Herr aller Dinge.“ Newton

Die Wissenschaftsgläubigen vergöttern ihr Wissen, ohne es zu schaffen etwas von Gott zu wissen. Dazu muss man, darf man glauben. Fast aussichtlos ist Lebensituation vieler Menschen, wenn sie  glauben alles zu wissen. Denn nur wer alles weiß, braucht den Glauben nicht.  
„Über den Toren der Wissenschaft stehen die Worte geschrieben: Du musst glauben!“ Max Planck

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