Von der Freiheit eines Christenmenschen, Martin Luther

Von der Freiheit eines Christenmenschen, Martin Luther

Darum soll ein Christenmensch wie Christus, sein Haupt sein, erfüllt und zufrieden, sich auch an seinem Glauben genügen lassen, diesen immer mehren, worin sein Leben, seine Gerechtigkeit und Seligkeit bestehen. Der gibt alles, was Christus und Gott hat, wie oben gesagt ist. Wie Paulus in Galater 1 sagt: Was ich noch in diesem Körper lebe, das lebe ich in dem Glauben an Christus, Gottes Sohn. Der Christenmensch soll, da er nun ganz frei ist, sich umgekehrt bereitwillig zum Diener machen, um seinem Nächsten zu helfen, mit ihm verfahren und ihn behandeln, wie Gott mit ihm durch Christus gehandelt hat – und das alles umsonst, nichts darin suchen als göttliches Wohlgefallen, und so dabei denken: Wohlan, mein Gott hat mir unwürdigem, verdammtem Menschen ohne alles Verdienst, rein umsonst und aus bloßer Barmherzigkeit durch und in Christus vollen Reichtum der Gerechtigkeit und Seligkeit gegeben, so dass ich weiterhin nicht mehr brauche als glauben, es sei so. Nun, so will ich einem solchen Vater, der mich mit seinen eigenen, überschwenglichen Gütern so überschüttet hat, umgekehrt frei, fröhlich und umsonst tun, was ihm wohlgefällt und meinem Nächsten auch ein Christ werde, wie Christus mir geworden ist, und nichts anderes tun, als nur das, was ich sehe, dass ihm nötig, nützlich und förderlich sei, weil ich ja durch meinen Glauben aller Dinge in Christus genug habe. Sieh, so fließt aus dem Glauben die Liebe und Lust zu Gott, und aus der Liebe ein freies, bereitwilliges, fröhliches Lebens, dem Nächsten umsonst zu dienen. Denn gleich wie unser Nächster Not leidet und unseres Überflusses bedarf, so haben wir vor Gott Not gelitten und seiner Gnade bedurft. Darum, wie uns Gott durch Christus umsonst geholfen hat, ebenso sollen wir durch unseren Leib und seine Werke nichts anderes tun als dem Nächsten zu helfen. Da sehen wir, um was für ein hohes edles Leben es sich beim christlichen Leben handelt, was leider derzeit in aller Welt nicht allein daniederliegt, sondern auch nicht mehr bekannt ist noch gepredigt wird.

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