Der Hauptmann von Köpenick und die Stimme auf dem Friedhof.

Der Hauptmann von Köpenick
Vor 111 Jahren gelang einem ehemaligen Häftling eine außergewöhnliche Aktion. Verkleidet mit einer Hauptmannsuniform besetzte Friedrich Wilhelm Voigt mit einem Trupp gutgläubiger Soldaten das Rathaus der Stadt Köpenick bei Berlin, verhaftete den Bürgermeister und beschlagnahmte die Stadtkasse.

Die ursprüngliche Absicht des »Hauptmanns von Köpenick« war es, sich einen Pass zu besorgen, da er sonst keine Aufenthaltsgenehmigung in seiner Heimat bekam. Die Uniform hatte er sich in einem Trödelladen gekauft, und die militärischen Kenntnisse hatte er während seines Gefängnisaufenthaltes erworben. Kleidung und Auftreten verschaffte ihm kurzzeitig den Eingang in die Welt der Mächtigen und Befehlshaber.

Es gibt ein Gleichnis in der Bibel, wo auch jemand versucht, in einen hoheitlichen Bereich vorzudringen. Aber anders als beim oben beschriebenen Hauptmann verzichtete er darauf, sich passend einzukleiden. In diesem Gleichnis richtete ein König seinem Sohn die Hochzeit aus. Als er die vielen Gäste im Hochzeitssaal musterte, entdeckte er sofort eine unpassend gekleidete Person und fragte diese, wie sie denn ohne Hochzeitskleid hereingekommen sei. Der ungeladene Gast wusste darauf nichts zu antworten. Daraufhin sagte der König zu seinen Dienern: »Werft ihn in die äußerste Finsternis.«

Wer zu Gott in den Himmel will, kann ihm nichts vormachen. Ohne die von ihm geschenkte Errettung (Heil) und Gerechtigkeit bekommt er keine »Aufenthaltsgenehmigung« und »Teilnahmeberechtigung« für Gottes himmlische Herrlichkeit. Wer weiter nur den Schmutz und die Schuld seines Lebens mit sich herumtragen will und meint, darüber würde Gott schon hinwegsehen, wird an einem ganz anderen Ort landen, in der Finsternis, das heißt fern von Gott.

Silvia Lammers
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In dem angesprochenen Theaterstück von Carl Zuckmayer sagt der berühmte Schuster Wilhelm Voigt:
Vorhin, uff’m Friedhof, da hab’ ick se jehört, die innere Stimme. Da hat se jesprochen, da hat se zu mir jesagt: Mensch, hat se jesagt, einmal kneift jeder ‘n Arsch zu – du auch, hat se jesagt, und dann stehste vor Gott dem Vater, der alles jeweckt hat, vor dem stehste denn, un der fragt dir ins Jesichte: Schuster Willem Voigt, wat haste jemacht mit dein’ Leben ..?
Un dann muß ick sagen: Fußmatten…Fußmatten, muß ick sagen, die hab ick jeflochen in Gefängnis, un da sind se alle drauf rumjetrampelt. und Gott der Vater sagt zu mir: Jeh weg, sagt er, Ausweisung, sagt er, detwegen hab ick dir det Leben nich jeschenkt, det biste m’r schuldig, sagt er, wo isset? Wat haste ‘mit jemacht?…
Un denn, Friedrich, denn isset wieder nischt mit de Aufenthaltserlaubnis….

Die Trauer des Wilhelm Voigt kann man durchaus nachvollziehen. Und die Worte GOTTES an den Menschen, der den Mantel der Gerechtigkeit nicht (an-)hat, noch viel mehr….

Christa Schönstädt

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