Der traurige Clown

Der Clown

In die Praxis des Psychiaters kommt ein Mann. Bevor er das Sprechzimmer des Arztes betritt, werden von der Sprechstundenhilfe seine Personalien aufgenommen. Seinen Namen gibt er mit Wettach an, Adrian Wettach. Dem Arzt, der ihn gründlich untersucht, klagt er seine Beschwerden: Ich werde immer wieder von großer Traurigkeit und Zukunftsängsten heimgesucht. Die Diagnose des Arztes lautet: „Sie leiden an einer akuten Neurasthenie (nervöser Erschöpfungszustand) und an Depressionen. Sie müssen sich etwas ausruhen und ein wenig zerstreuen. Ihre Gedanken müssen einmal in eine andere Richtung gelenkt werden.“

Und dann gibt der Arzt seine Ratschläge: „Ich würde Ihnen raten, nehmen Sie sich zwei Wochen Urlaub und fahren Sie an die See. Oder sehen Sie sich leichte Theaterstücke an. Gehen Sie zum Beispiel ins Varieté, dort tritt ein herrlich komischer Clown auf, haben Sie ihn schon gesehen?“

Der Patient schweigt ihn traurig an.

„Also dann gehen Sie mal hin, Sie werden so lachen, dass Sie davon schon halb gesund werden. Das alte Sprichwort stimmt nämlich: Lachen ist gesund!“

Auf diesen Vorschlag hin schüttelte der Patient den Kopf: „Lieber Herr Professor, ich danke Ihnen ehrlich für Ihren Rat, aber leider kann ich ihn mir nicht ansehen. Warum nicht fragt der Psychiater. Ich bin der Clown.“


Ist der Clown, liebevoll mit Make-Up bemalt, der Leute zum Lachen bringt, vielleicht traurig? Auch unter einer Faschingsmaske kann man sich verstecken. Masken machen einen Menschen zu etwas, was er eigentlich nicht ist. Masken verbergen das wahre Gesicht. Und damit sind nicht nur Masken gemeint, die man sich zu Karneval, zum Fasching oder zu Halloween aufzieht, um andere zu belustigen. Viele Menschen scheuen sich, im Alltag so zu sein, wie sie wirklich sind. Praktisch jeder von uns hat mindestens eine Maske.

Einer hat die Ich-bin-ja-so-witzig-Maske auf, ein Chef vielleicht die Ich-bin-effizient-und-mache-nie-einen-Fehler-Maske. Die Ich- hab-das-alles-im-Griff-Maske ist bei berufstätigen Müttern ebenso beliebt, wie die Ich-hab-das-geilste-Auto-und-bin-der-coolste- Fahrer-Maske bei manchen 18jährigen Fahranfängern. Masken lassen sich je nach Situation verändern und anpassen. Natürlich trägt kaum jemand diese Fassaden bewusst. Manche Maske bekommt man auch von seiner Umgebung aufgedrängt. Einige Masken entwickeln sich auch erst mit der Zeit. Und eine Maske kann durchaus gut sein. Sie kann nämlich davor schützen, verletzt zu werden.

Oft ist es aber auch lohnenswert, eine Maske fallen zu lassen. Wenn mich Freunde so kennen, wie ich bin, hat das Vorteile. Nur, wem ich meine Wunden zeige, kann mir helfen. Freunde können mir Mut zusprechen oder vielleicht sogar mich um Hilfe bitten. Denn erst der Blick hinter die Maske eröffnet mir die Möglichkeiten. „In jedem Menschen ist etwas Kostbares, das in keinem anderen ist“ (Martin Buber).

Es gibt, nüchtern betrachtet, keinen Grund, eine Maske aufzubehalten. Sie lenken nur von dem wunderbaren Wesen ab, das jeder Mensch ist. Ob der einzelne das nun von sich glaubt, oder nicht. Schließlich hat Gott jeden Einzelnen so gemacht wie er oder sie ist und hat jeden Menschen herzlich lieb. Kann uns nicht alleine dieser Gedanke genug Selbstbewusstsein geben? Sicher, manche Person ist inzwischen so stark verkleidet, dass der Mensch darunter kaum mehr zu erkennen ist. Aber das soll uns nicht abschrecken.

Lasst uns mutig werden und uns nicht hinter immer den bequemen Fassaden verstecken. Ich bin überzeugt davon, dass manch Spannendes zutage treten kann, wenn wir die Deckung fallen lassen.

„Ich bin niemand anders
als ich selbst
und brauche auch
kein anderer zu sein.

Nur anders will ich
noch werden,
nämlich noch mehr
ich selbst,

so wie Gott mich sieht
und ich mich
immer wieder erkenne,

so wie Gott mich will
und ich mich
selber schätze.“

1Sam 16,7 Denn der HERR siehtb nicht auf das, worauf der Mensch sieht; denn der Mensch sieht auf das, was vor Augen ist, der HERR aber sieht das Herzc an!

Wo du geliebt wirst …

Wo du geliebt wirst,
kannst du getrost alle Masken ablegen,
darfst du dich frei und ganz offen bewegen.

Wo du geliebt wirst,
zählst du nicht nur als Artist,
wo du geliebt wirst,
darfst du so sein, wie du bist.

Wo du geliebt wirst,
musst du nicht immer nur lachen,
darfst du es wagen, auch traurig zu sein.

Wo du geliebt wirst,
darfst du auch Fehler machen
und du bist trotzdem nicht hässlich und klein.

Wo du geliebt wirst,
darfst du auch Schwächen zeigen
oder den fehlenden Mut,
brauchst du die Ängste nicht zu verschweigen,
wie das der Furchtsame tut.

Wo du geliebt wirst,
darfst du auch Sehnsüchte haben,
manchmal ein Träumender sein,
und für Versäumnisse, fehlende Gaben
räumt man dir mildernde Umstände ein.

Wo du geliebt wirst,
brauchst du nicht ständig zu fragen
nach dem vermeintlichen Preis.
Du wirst von der Liebe getragen,
wenn auch unmerklich und leis.

Elli Michler
Aus: Ich wünsche dir Zeit © Don Bosco Medien GmbH, München
www.ellimichler.de

 

Jesus liebt dich!

Kommentare

  1. ali

    kennst du das lied:
    Wir tragen viele Masken und  haben kein Gesicht.
    Wir sprechen eine Sprache, verstehn einander nicht.
    Wir leben in der Fülle und sind im Herzen leer.
    Wir sehnen uns nach Stille, ertragen sie nicht mehr.

    Wir suchen tausend Sonnen und sind doch ohne Licht.
    Wir rühmen unsere Freiheit und haben sie doch nicht.
    Wir dienen vielen Göttern und sind so fern von Gott.
    Wir spotten mit dem Munde und in uns brennt die Not.

    Ja, einer kennt die Namen und weiß, wie es uns geht.
    Ja, er spricht eine Sprache, die jedermann versteht.
    Er gibt uns aus der Fülle, die er geschaffen hat,
    und schenkt uns eine Stille durch seine große Gnad.

    Ist denen Licht und Sonne, die glauben an sein Wort,
    verheißt den Menschen Freiheit an jedem Ort.
    Gott hilft zu neuem Leben, vergibt uns in Geduld.
    Drum lasst uns vor ihn treten mit aller unsrer Schuld.

  2. mysweetlord

    der traurige clown

    das ist leichter gesagt als getan: da wo man dich liebt, lege deine maske ab! oft sind es aber gerade die engsten vertrauten die mich zwingen, eine oder mehrere masken zu tragen.
    dennoch hat mich diese geschichte sehr betroffen gemacht und dazu gebracht, über meinen ganz persönlichen fasching nachzudenken. vielen dank dafür.

  3. cateblanchett

    la maskerade

    ja was soll ich dazu sagen? ich hab soviele masken, dass ich mich selbst kaum noch kenne… xtremschmerzweglaufblosswegkommnichzunahe!! ich habe gelernt masken aufzusetzen, damit ich geliebt werde.
    is echt schwer jetzt fassade wegzulassen… is und bleibt n risiko. aber es soll sich ja lohnen..no risk no fun…ok, jesus hat es immer geschafft zu mir durchzukommen. wäre aber auch cool n paar freunde zu haben.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

* Ich stimme zu

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.