Benjamin – und ich dachte, ich hätte schon vieles erlebt …

Schon in frühen Jahren war ich auf mich allein gestellt und habe versucht, mein Leben selbst in den Griff zu kriegen. Meine Eltern waren bedingt durch ihre Arbeit und einem immer fortwährenden finanziellen Druck selten in der Lage, viel Zeit mit mir zu verbringen. Dies meine ich bestimmt nicht als Vorwurf, sondern nur als Feststellung; denn sie haben mir immer ihre volle Liebe gegeben, die ihnen möglich war. So habe ich schnell gelernt, selbst Verantwortung übernehmen zu müssen und schon als Knirps versucht, die Zusammenhänge des Lebens zu verstehen.

Dies führte dann wohl auch dazu, dass ich mich in der katholischen Gemeinde meines 2000 Seelen umfassenden Heimatortes als Messdiener engagierte. Mein Eifer trieb mich sogar dahin, dass ich überlegte, Priester zu werden. Ich war einfach schon damals fasziniert von dem Gedanken, dass es Gott, ein allmächtiges Wesen als unseren Schöpfer, gibt. Nur kam es mir im Laufe der Jahre seltsam vor, dass in  Gottesdiensten Predigten, Fürbitten, Gebete und alles, was über oder zu Gott gesprochen wurde, mit einer so schaurigen Unlebendigkeit vorgetragen wurden. Ich entschied mich dann relativ schnell: das hat für mich nichts mit Gott zu tun, diese ganze Kirchentraditionalität und Scheinheiligkeit. Also, nichts wie weg hier!

Und schon bot sich nach kurzem Suchen eine neue, für einen nun Jugendlichen, interessant anmutende „Gottheit“ an: die Exzessivität des Partylebens. Ich suchte nach Lebendigkeit, hier fand ich sie. Zumindest glaubte ich das zuerst… es gab so viele andere Jugendliche in meinem Alter, die die gleichen Schwierigkeiten hatten. Aber zusammen waren wir stark, genossen die Zeit und konnten uns durch die wildesten Parties voll lauter Musik, viel Alkohol und auch einigem THC – Konsum doch die schönen Seiten des Lebens selbst aufzeigen. Wozu noch einen Gott haben, wenn man solche Parties feiern kann?

Nur kam jetzt noch eine Komponente mit ins Spiel, die mein Leben vollends aus der Bahn warf: die Suche nach der Liebe. Seitdem ich mich dann für Frauen zu interessieren begann, suchte ich nach der einen, besonderen Liebe und wurde immer wieder sehr enttäuscht. Jedes Mal wenn ich mir wünschte, mit einer bestimmten Frau zusammen zu sein, kam etwas dazwischen. Ich war mehr als nur melancholisch, ich war wortwörtlich todtraurig… so traurig, diese eine Liebe nicht gefunden zu haben, dass ich ernsthafte Suizidgedanken hegte. Ich forderte Gott heraus und sprach zu Ihm: „Gott, wenn Du mich wirklich lieben solltest, dann hilf mir jetzt und gib meinem Leben einen Sinn, den ich verstehe!“

Eine Antwort kam prompt und sorgte für drastische Änderungen in meinem Leben: das Verständnis der Wichtigkeit des Jobs und des Geldverdienens. Es begann nun eine äußerst turbulente und dynamische Zeit. Ich absolvierte eine Ausbildung im Betrieb meines Vaters voller Elan, kurz danach gleich die Meisterschule und stand dann mit 21 Jahren vor der Aufgabe, den Betrieb meines Vaters zu übernehmen. Gesagt, getan…

Es lief so gut und reibungslos, dass ich weitere Mitarbeiter einstellen konnte und gute Gewinne erzielt wurden. Ich vergaß alle Sorgen, da ich nun zum Teil sehr viel Geld verdiente und schließlich ja jetzt meine/n Beruf/ung gefunden hatte. wie ich glaubte. Zudem hatte ich auch zum ersten Mal eine wunderbare Beziehung mit einer außergewöhnlichen Frau gefunden, die mich in allem unterstützte, was ich tat. Es war ganz anders als die Erfahrungen, die ich bisher gemacht hatte. Alles funktionierte so erfolgreich, dass ich dafür sogar offizielle Auszeichnungen erhielt und viele neue Freunde gewann.

Nur eins war mir aber nicht bewußt: langsam, aber sicher entschwand meine Bodenhaftung. So stürzte ich mich voller Stolz in ein sehr großes unternehmerisches Abenteuer, gemeinsam mit meinen neuen Freunden und Partnern, und das alles, ohne wirkliche Verträge abzuschließen. Ich war so von meinen eigenen Fähigkeiten überzeugt, dass die Möglichkeit, irgendwas könnte schiefgehen, für mich überhaupt nicht in Betracht kam. Ich handelte vollkommen naiv und verantwortungslos, sowohl mir selbst als auch einem meiner frühen Geschäftspartner gegenüber, der mich gerade am Anfang meiner Selbstständigkeit stark unterstützte.

Und ab diesem Zeitpunkt nahm alles seinen Lauf: Stück für Stück fiel mein für mich viel zu großes Kartenhaus in sich zusammen, die Fundamente wackelten und dann ging mit einem großen Knall alles zu Ende… und ich stand nahezu vollkommen allein da. Nun stand ich vor einem unvorstellbar großen Berg voller Schulden, die ich nicht bezahlen konnte; ich hatte meine wirklich wichtigen Freunde verloren, weil ich sie zeitlich durch meinen Job „ersetzt“ hatte; ich habe meine Freundin verlassen, weil ich mein/e Heil/ung in einer anderen Frau gesucht hatte ohne dies wahrzunehmen; ich hatte absolut nichts mehr…

Ich will dich nicht verlassen noch von dir weichen. (Josua 1, 5)

Nach einer kurzen Phase sortierte ich mich wieder und entschied mich, mit der Hilfe eines wirklichen Freundes mit demselben beruflichen Thema im Kleinen ganz allein weiterzumachen. Vor allem wollte ich mich nun unbedingt mehr auf mein eigenes Privatleben konzentrieren, wieder die verloren gegangene Suche nach dem Sinn des Lebens aufnehmen. Zwei Wege taten sich nun dazu auf: zum einen war ich immer wieder auf der Suche nach der „Liebe meines Lebens“ und musterte dafür  Frauen, die ich kennenlernte, genau. Zum anderen begann ich aber für übersinnliche Wahrnehmungen zu interessieren und begann eigeninitiativ die verschiedensten Bereiche der Parapsychologie zu erkunden: ich beschäftigte mich mit Astrologie, Tarotkarten, Runenkunde, Meditationsarten, Wahrsagungen und allem noch Erdenklichen, das irgendeine Erläuterung zum Sinn des Lebens mit sich bringen könnte. Ich probierte fast alles aus, was mir auf noch skurrilere Art und Weise eine persönliche Befriedigung gab. Jeden Tag wuchs meiner Einschätzung nach mein Wissensschatz weiter und weiter, der Wunsch nach mehr Erkenntnis war nahezu uneingeschränkt treibende Kraft meines täglichen Lebens.

Denn sie suchen alle das Ihre, nicht das, was Jesu Christi ist. (Philliper 2, 21)

In der Zwischenzeit hatte ich dann auch endlich wieder eine Freundin gefunden, eine nach weltlichen Maßstäben bildhübsche und sehr intelligente Frau. In Ihr zeichneten sich viele meiner Hoffnungen ab, diese eine Liebe nun gefunden zu haben. Ich verhielt mich fast schon blind aus Liebe. Es entwickelte sich eine intensive Beziehung, die darin mündete, dass wir nach fast einem Jahr zusammenzogen und uns über die gemeinsame Zukunft unterhielten. Ich war für eine kurze Zeit wirklich glücklich…
Aber dann passierte etwas, das mein Leben wieder aus den Fugen geraten ließ: während der ersten zwei Wochen des Zusammenlebens hatten wir, begründet auf Kleinigkeiten, so heftigen Streit, dass wir uns gleich trennten. Ich war fix und fertig, zumal wir noch die nächsten zwei Monate zusammenleben mussten, bis sie eine Wohnung fand… eine Zeit voller Peinigung und Schmerzen!

Herr, höre mein Gebet! Horche auf die Stimme meines Flehens. Am Tag meiner Bedrängnis rufe ich Dich an, denn Du erhörst mich. (Psalm 86, 6-7)

Doch während dieses Zeitraums geschah etwas, das mein Leben wirklich verändern sollte: eines Dienstag spätabends saß ich in der Innenstadt und wollte noch etwas arbeiten. Ein junger Mann und eine junge Frau namens Fabian und Anne sprachen mich an, ob sie mit mir über die Bibel reden könnten. Eigentlich hatte ich nicht wirklich Interesse, obwohl ich mir in der Zwischenzeit auch schon selbst eine Bibel gekauft hatte, um sie wie meine anderen parapsychologischen Bücher zu studieren. Aber diese beiden jungen Menschen hatten eine so authentische und liebevolle Ausstrahlung, dass ich mit ihnen ein Gespräch begann, das der Anfang meines neuen, wirklichen Lebens sein sollte…

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Kommentare

  1. wolke

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    Hallo Benjamin,

    ich finde es toll, dass du den irdischen Genüssen abgesagt hast. Wohnst du jetzt in Göttingen? Da wohnen meine Eltern auch, die Jesus noch nicht richtig kennen.

    Du kannst mir ja auch mailen.

    Grüße,

    Wolfram

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