50 Cent – Get Rich Or Die Tryin’

Die Rap-Sensation des Jahres heißt 50 Cent und ist 26 Jahre alt, straight from da hood aus Queens, New York, mit bürgerlichem Namen Curtis Jackson. Bei einem Drive-by shooting bekam er drei Kugeln in den Oberschenkel, jeweils eine in Hand, Schulter und Seite, zwei in die Leiste, eine in den Kiefer. Außerdem wurde er niedergestochen, zusammengeschlagen, in den Knast gesperrt und war an diversen anderen Schießereien beteiligt. Nach dem Tod seiner Mutter führte er ihr Crack-Geschäft weiter. Er machte 5.000 Dollar pro Tag und konnte sich so mit 16 schon einen Mercedes leisten. Auf der anderen Seite muss er nun aber täglich damit rechnen erschossen zu werden:


„Curtis Jackson, alias 50 Cent, ist die Menschwerdung der schlimmsten Rap-Klischees. Die handeln vom Atavismus des Ghettos und was er aus Menschen zu machen imstande ist – Gangster und Rap-Superstars, beides auf ihre Art ethisch gesäuberte Ballermaschinen im ewigen Überlebenskampf der Gosse, die nach der Genrekonvention bestenfalls in einer Person wie 50 Cent zusammenfallen. Mithilfe seines in der popmythischen Aufladung solcher Trash-Darwinismen umfassend vorgebildeten Mentors Eminem hat Curtis Jackson daraus die derzeit radikalste Variante der an radikalen Authentizitätsnachweisen eh schon reichen Kunstform HipHop destilliert: »dead man walking«, so heißt Jacksons künstlerische Agenda. Zumindest müht sich der muskelgepanzerte, über und über tätowierte Fleischberg nach Kräften, seinen potenziellen HipHop-Märtyrertod durch stete Verweise auf das Schicksal von Biggie Smalls und Tupac Shakur, den berühmtesten Ermordeten des Rap-Business, als jederzeit möglich erscheinen zu lassen. Seht mich an, solang es mich noch lebend anzuschauen gibt – so funktionieren auch 50 Cents Auftritte während seiner derzeitigen Deutschland-Tour. Im eigentlichen Sinne handelte es sich dabei nicht um Konzerte – sondern um einen 60-minutigen Schusswechsel mit Musikuntermalung. Der Sound von rauchenden Colts knallt ununterbrochen aus dem Sampler, dazwischen wummern die Bässe, und ein dreistimmiger Chor aus 50 Cent und zwei Hilfsrappern vollführen eine obszöne Publikumsanschreiung zumeist minderjähriger Vorstadtkinder. Hypertropher HipHop-Hardcore: gewaltverherrlichend, sexistisch, von keinen moralischen Skrupeln getrübt.“ (Dirk Peitz, „Ein Ghettoboy für 50 Cent“, Süddeutsche Zeitung, 18.09.2003)


Die Frage die sich dabei stellt ist, warum in Deutschland so viele Leute auf diesen aggressiven Sound stehen und Kids es cool finden, wenn einer erzählt, dass Drogendealen und Waffen die einzige Chance sind in unserer ungerechten Welt etwas zu werden. Die Texte des deutschen Mainstream-HipHop, wo es meist um die Probleme von Wohlstandsjünglingen geht scheinen kaum mehr einen umzuhauen. So jemand wie 50 Cent, der Schießereien überlebt hat und es jetzt allen zeigt, dass er etwas geworden ist, verschafft Respekt. Bei ihm geht es um Themen wie Leben oder Sterben, um Fressen oder Gefressen werden auf der Straße. Seinen Lebensstil rechtfertigt er damit, dass er im Ghetto aufgewachsen ist und praktisch keine andere Chance hat, als sein Leben so zu gestalten damit es lebenswert ist.


Wir Christen glauben, dass es auf alle Art von Problemen des Lebens bei demjenigen Antworten gibt, der die besten Rhymes in der Bibel geschrieben hat. Jesus selbst ist auf der Erde in äußerst schwierigen Verhältnissen aufgewachsen und ist den Leuten trotzdem stets mit Liebe und Gnade begegnet und nicht mit Hass und Aggressivität.


Lies in unseren Lebensberichte von Leuten, die alle Tiefen des Lebens auf der Straße durchgemacht haben und mit Gottes Hilfe doch einen Ausweg gefunden haben, der sie nicht zu kurzzeitigen Rap-Superstars gemacht hat, die jederzeit damit rechnen müssen durch ein Feuergefecht vom HipHop-Himmel abgeschossen zu werden, sondern ihnen einen bleibenden Sinn gegeben hat.

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