Bob Dylan wird 70 – Rückblick auf ein ereignisreiches Leben

Robert Allen Zimmermann betritt die Bühne, um seinen Hals geschnürt eine Mundharmonika in D-Dur und eine einfache Gitarre. Er singt nicht spektakulär, ist auch weniger aufsehend erregend oder sensationsgeil. Sein Stil ist simpel und genauso wenig markant. Der Wiedererkennungswert seiner Lieder ist hoch und trotzdem vermag er jedes Lied so zu spielen, dass du nie das Gefühl eines Déjà-vus bekommen könntest. Es ist irgendwie ein Markenzeichen geworden, das ihn die letzten Jahre seiner atemberaubenden Diskografie begleitet. Einem solchen Musiker würden wir nie das Pontential eines Weltstars zuschreiben und ehrlich gesagt wäre dieses Pontential in die heutige Zeit nicht mehr einzubetten. Heute zählt der Auftritt und die Show, der Sexismus und die Inszenierung mehr als Tiefgang. Am 24.Mai wird einer der einflussreichsten Musiker des 20. Jahrhunderts 70 Jahre alt. Seine Lieder singt die ganze Welt. Eric Clapton, Joe Cocker, Johnny Cash, Jimi Hendrix, Guns ´N Roses. He´s almost „Knocking on heavens door“ – Bob Dylan.

Dylan entwickelte die amerikanische populäre Musik, aus deren Fundus er schöpft wie wohl kein zweiter – ob Blues, Gospel, Rock, Folk oder Country – und versetzte ihr den Wert einer Musik, die den Inhalt und die sprachliche Komplexität mehr schätzte als bloße Geräuschentwicklung auf abartig verstärkten Gitarren. Er gebar nicht einen neuen Stil, er verwendete die Alten und versah sie mit Inhalt. Nicht umsonst wird Dylan seit 1994 mit dem Literaturnobelpreis immer wieder in Verbindung gebracht. Der allerdings fehlt noch in seiner Sammlung. Musik war nicht mehr nur trivial und durchsichtig, sie verpackte nicht mehr Banalitäten und Liebesgeschichten in einfache Kadenzen, sie war nach Dylan ernst zu nehmende Poesie, die politische Aussagekraft transportierte und Sozialkritik in die Gesellschaft integrierte. Die Folkmusik machte vor Dylan schon den Anfang, er verpackte deren Botschaft aber in ein Geschenk für die Breite der ganzen Gesellschaft. Ein genialer Musiker, aber viel mehr Lyriker. Seine Musik hebt sich niemals von der Musik anderer ab. Seine Poesie dafür umso mehr.

Das wird zum Beispiel daran deutlich, dass seine Lieder beachtlich viel gecovert wurden und musikalisch sogar höher verarbeitet werden konnten durch andere Musiker als durch ihren Schreiber selbst. Siehe Knocking on heavens door. Sein jahrelanger Bestand in der schnelllebigen Musikwelt ist deswegen umso bemerkenswerter, denn Bob Dylan interessierte sich keinen Deut für seine musikalische Entwicklung, die viele seiner Fangemeinde total überforderte. Trotz massiver Kritik aus seiner Fangemeinde wie auch von seiner Plattenfirma veröffentlichte er immer wieder Alben, in denen er seinen raschen textlichen Wandel verwirklicht.

Gerade seine Hinwendung zum christlichen Glauben – Anstoß war übrigens ein Kreuz, das in Nürnberg bei einem Konzert von einem Fan auf die Bühne geworfen wurde – verwirrte viele seiner Nachfolger. Bob Dylan scherte ihre Meinung nicht. Er predigte in Liedern und in Pausen. Er nutzte seine Reputation für mehr Resonanz und presste mit Leidenschaft die christliche Botschaft in seine Lyrics. Seine Aussagen sind heute noch legendär:

I don’t know what God you believe in. I believe in a God that can raise the dead. Unless your God can do that, he ain’t no God. (Ich weiß nicht an welchen Gott du glaubst. Ich glaube an einen Gott der Tote auferwecken kann. Wenn dein Gott das nicht kann, dann ist er kein Gott)

Dylan predigte über alles, was die Menschen interessierte, genau das macht ihn so interessant. Er redete über die Endzeit während seiner Konzerte und konfrontierte den Zuhörer mit seiner Zeit. In New Mexiko sagte er: „Wir leben heute in der Endzeit. Jeder hier weiß das in seinem Herzen und fühlt es. Es gibt Blasphemie, Hochmütige und sich selbst Liebende, so wie es die Bibel sagt. Ich weiß nicht, für wen ihr voten werdet (bezieht sich auf die 80er Präsidentenwahl in den USA), aber eins weiß ich: Keiner von ihnen wird daran etwas ändern. Im Mittleren Osten wird es Krieg geben. Ich weiß nicht wann, in 5 oder in 10 Jahren, aber es wird Krieg geben. Die Zeiten ändern sich, so wie ich es schon anfangs gesungen habe („the times they are a changing“) und ihr habt viele Gurus und Leute, die euch komplett innerlich verwirren. Ihr wisst nicht woran ihr glauben sollt, und ich sage euch heute: Es gibt nur einen Weg zu Glauben. Es gibt nur eine Wahrheit und ein Licht. Es hat lange gebraucht, bis ich das herausgefunden habe. Und ich hoffe, ihr braucht nicht so lange. Jesus wird wiederkommen und er wird sein Reich aufrichten! Ich weiß nicht, ob das etwas neues ist für dich, aber ich weiß, dass es nicht in unseren Zeitungen steht. Aber es ist die Wahrheit. Wer gerettet ist, ist gerettet, wer verloren ist, geht verloren. (frei übersetzt und gekürzt, im Englischen nachzulesen auf www.collectorsmusicrevi…ood-of-the-lamb-thinman-09899/, Anm. des Autors).“

Ich kann mich nicht erinnern einen so bedeutenden Musiker so klare Dinge über die Bibel gesagt zu haben. Er sinnierte über biblische Wahrheiten vor Tausenden von Menschen als wäre es nichts und ihn berührte es gar nicht, dass einige sich danach von ihm abwendeten. Bob Dylan redete den Menschen nicht nur nach ihrem Mund, so wie es unsere heutigen Medienprodukte machen müssen. Er nahm billigend in Kauf, dass die Menschen ihn verließen ob seiner klaren Botschaft, auch wenn er sich danach wieder „säkulareren“ Themen zuwandte.

I was blinded by the devil                                    Ich war blind durch den Teufel
born already ruined                                                schon völlig kaputt geboren
stone-cold dead                                                        tot wie ein kalter Stein
as i stepped out of the womb                               als ich aus dem Grab auferstand
by his grace i have been touched                      ich wurde von seiner Gnade berührt
by his word i have been healed                          ich wurde durch sein Wort geheilt

i am saved by the blood of the lamb         Ich bin gerettet durch das Blut des Lammes

damit greift er die Worte aus der Bibel auf:

„denn ihr wisst, dass ihr nicht mit vergänglichem Silber oder Gold erlöst seid von eurem nichtigen Wandel nach der Väter Weise, sondern mit dem teuren Blut Christi als eines unschuldigen und unbefleckten Lammes.“

1. Petrus 1, 18 u. 19

Dylan hatte begriffen, was die Menschen interessierte. Sie suchten klare Ansagen in einer Zeit, in der Krieg als subtiles Anhängsel jeden Menschen begleitete, denn es war Kalter Krieg. So wie die Welt am seidenen Faden hing, so auch die orientierungslose geistliche Haltung der Menschen, die ihn hörten. Seine Kontroverse zog die Menschen an und schreckte wiederum andere ab. Er blieb nicht ohne Fehler, durchlief Krisen und Ehen zerbrachen. So blieb er irgendwie auch seinem kontroversen Bild treu, muss man leider feststellen. Er ist ein Mensch – an ordinary one – und blickt jetzt auf siebzig ereignisreiche Jahre zurück. Seine Glaubensspur verlief sich etwas im Sand und seine Predigten wurden rar. Bob Dylan ist herausragender Schriftsteller und Filmemacher, ein Schaffender würde man sagen, aber seine Worte werden vergehen. Gottes Worte aber und das, was Dylan predigte bleiben bestehen. Gott zahlte einen hohen Preis, damit Lieder wie „Blood of the lamb“ einmal erklingen und Menschen dadurch Befreiung und Erlösung erfahren.

You gotta have to serve somebody – du musst jemandem dienen. Es sei der Teufel oder Gott, singt Dylan in einem seiner 80er Songs. Nimm das Blut Jesu an, ruft er dich auf, und diene ihm mit all deiner Kraft!

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