Lady Gaga und ihre multimedialen Show-Illusionen

Ist Lady Gaga „jung, sexy, top Stimme, komponiert selbst, kreative Komponistin und klingt live besser als im Studio“? Oder bedeutet sie „nur bling, bling, Porno und möglichst simple Melodien“? Welcher Ansicht man zuneigt, ist auch eine Altersfrage, wie jetzt ein Aufsatz in der „Welt“ nahe legt. In ihrem Artikel „Gaga ist so unsexy wie nachgemachte Rokoko-Möbel“ ernennt die amerikanische Medienwissenschaftlerin Camille Paglia sie zum „ersten Superstar des digitalen Zeitalters“. Lady Gaga entspreche den Medienkonsumgewohnheiten der Jugend, die mit Handys und Multimedia-Abspielgeräten aufgewachsen sind: Sie sei künstlich, emotionslos-frostig und habe keine Botschaft an ihre Fans außer dem vagen „Du bist okay“.

Die „Generation Gaga“ kenne nur eine medien-vermittelte Wirklichkeit und könne echt von nachgemacht nicht unterscheiden, stellt Paglia fest. Durch Internet und soziale Netzwerke sei der persönliche Ausdruck zerstückelt und bedeutungslos geworden. Auch Stars verlören durch die vielen kleinen unwichtigen Nachrichtensplitter über sie ihre Anziehungskraft. Lady Gaga schaffe es mit ihren schrillen Shows aber noch, aufzufallen und sich Gehör zu verschaffen; sie wirke wie „aus einem Computerspiel geplatzt“.

Jugendliche könnten auch nicht mehr mit Gefühlen umgehen und soziale Beziehungen aufbauen, weil sie häufig aus zerrütteten, zerstörten Familien kämen oder ihre Eltern nur noch als gute Kumpels kennen würden. So begegne ihnen auch Lady Gaga; bei ihr würden sogar die Grenzen zwischen Geschlechtern verschwimmen (gerüchteweise war zu erfahren, sie habe ihr Geschlecht umwandeln lassen).

Diese Analyse hat auf der „Welt“-Homepage eine heftige Diskussion unter den Usern ausgelöst. In wenigen Stunden wurden 67 Kommentare geschrieben. Die einen sahen Lady Gaga verunglimpft; teilweise hieß es, die Kritiker seien einfach zu alt, um die Künstlerin zu verstehen – ein Phänomen, das aus der Rockgeschichte wohlbekannt ist. „Es geht darum so zu sein, das zu machen, wie man sich manchmal wünscht zu sein aber nicht traut, auffällig, in unserer Gesellschaft würde man dafür nur abfällige Blicke bekommen, sie hat es geschafft, deshalb ist sie ein Idol“, schreibt ein offensichtlicher Gaga-Anhänger.

Die anderen, mutmaßlich die Älteren, nervt, dass diese Frau, obwohl völlig talentfrei, in allen Medien präsent sei, oder wollen zumindest von ihr in Ruhe gelassen werden („Ich ignoriere dieses ,Ding’ so gut es geht“). Dass die Einstellung zu Lady Gaga eine Generationenfrage ist, wird allerdings auch bestritten: Auf ihren Konzerten tummelten sich „tausende Menschen verschiedenen Alters und Geschlechts. Teenager und – man glaubt es kaum – Menschen jenseits der Fünfzig. Schwul, lesbisch, hetero, bisexuell, transsexuell. Spießig bis ins Mark und flippig zurechtgemacht. Hauptschüler tanzen neben Akademikern, Bravo-Leser und FAZ-Abonnenten brüllen voller Lust dieselben Liedtexte mit, als gäbe es kein Morgen“. Darin sehen andere allerdings nur den Erfolg einer gigantischen Vermarktungsmaschinerie.

Zu Gagas Botschaft merkt ein Schreiber an: „Gerade die Fanverbundenheit, mit der sie als ,Idol’, als ,Star’ sagt, ihr seid ja alle okay wie ihr seid und die Welt ist ja okay wie sie ist, das macht die Gehirnwäsche aus!“ An anderer Stelle schreibt er: „Zielgruppe sind all die jungen Leute, die sich verloren vorkommen in einer immer schneller, undurchsichtiger und ach so liberalen Welt, in der junge Menschen oft noch nicht einmal Eltern haben, die auch als solche fungieren.“

Lady Gaga gaukelt Sympathie vor, aber jeder Mensch hat einen Vater, der ihn unendlich liebt, nämlich den allmächtigen Gott. Der hat ihm mehr anzubieten als die beliebige Aussage „Du bist okay“. Er nimmt seine Kinder ernst und ist bereit, ihnen zu helfen, ihr Leben in Ordnung zu bringen. So wird es zum Beispiel in Psalm 139 zum Ausdruck gebracht: „Herr, du erforschst mich und kennst mich. Ich sitze oder stehe auf, so weißt du es, du verstehst meine Gedanken von ferne. Ich gehe oder liege, so bist du um mich und siehst alle meine Wege. Denn siehe, es ist kein Wort auf meiner Zunge, das du, Herr, nicht schon wüsstest. Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir. (…) Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz. Prüfe mich und erkenne, wie ich’s meine. Und sieh, ob ich auf bösem Weg bin, und leite mich auf ewigem Wege.“

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