Nico von Velvet Underground

Nico heißt eigentlich Christa Päffgen. Ein deutsches Mädel, am 16. Oktober 1938 in Köln geboren. Schon als 15jährige ist Christa klar, dass ein normaler spießiger Werdegang nichts für sie ist. Mit 16 ist sie bereits Fotomodell und Mannequin. Ihr anmutiges blond-germanisches Aussehen verhilft ihr zu einer Rolle in Frederico Fenninis Film „La Dolce Vita“. In Paris arbeitet sie für Vogue und Coco Chanel und lernt dort die Musiker Bob Dylan, Brian Jones, Jimmy Page und Mick Jagger kennen. In der französischen Metropole wird auch ihr Sohn Christian Aaron geboren. Als Vater nennt Christa, die bald darauf Nico heißen wird, den französischen Schauspieler Alain Delon. Sie hat ein Verhältnis mit dem 20 Jahre älteren Filmemacher Nico Papatakis, von dem sie fortan den Namen übernimmt.

Mode und Film sind ihr nicht genug. Sie will mehr und zieht deswegen nach New York. Dort lernt sie Andy Warhol kennen, der fortan ihr größter Förderer wird. Sie arbeitet in vielen Projekten Warhols mit und ist gewissermaßen Andy Warhols weiblicher alter Ego. Sie hatte die Affären mit all den Männern, die Warhol begehrte. Sie war durch und durch weiblich und hat trotzdem männliche Attribute: Einen kräftigen Körper und eine tiefe Stimme. Andy Warhol vergöttert all das an ihr.

1967 ist die Geburtsstunde der „Velvet Underground“. Andy Warhol verhilft Nico dazu, bei der ersten Produktion dieser Band maßgeblich beteiligt zu sein. Dementsprechend heißt die erste Scheibe „The Velvet Underground and Nico“ und katapultiert sie gleich in die Hall of Fame des Rock. Ihr Gesang ist tief und unterkühlt und ihr deutscher Akzent prägt den Sound der Band wesentlich. Mit Lou Reed, dem Enfant Terrible der Velvets hatte sie eine kurze aber heftige Liebesaffäre. Er schrieb für sie „Femme Fatale“ und das war die deutsche Valküre auch. Ebenso der Song „All Tomorrow’s Partys“ ist Nico auf den Leib geschnitten. Alle scharten sich um Meister Warhol und das Leben in dessen Factory ist durchdrängt von Drogen und Sex-Exzessen. Paul Morrissey über Velvet Underground: „Die Velvets brauchten ein Element von Schönheit im Kontrast zu dieser schrillen Hässlichkeit, die sie transportieren. Ein wahrhaft schönes Mädchen inmitten ihrer ganzen Dekadenz war haargenau das Richtige. Und das war Nico.“
Die Band lebt nicht lange und es ist umso erstaunlicher, dass sie bis heute einen unangefochtenen Kultstatus hält. Ihr Stil ist prägend für Tausende von nachfolgenden Musikern. Chefexzentriker Reed ekelte nach und nach alle aus der Band, bis er selbst paranoid und heroinabhängig fast draufgegangen wäre. Nico wird fortan von John Cale, dem musikalischen Genie der Velvets produziert. Ihr erstes Soloalbum „Chelsea Girl“ ist geprägt von nihilistischen und unkonventionellen Klängen. Nicht zuletzt auch deswegen, weil sie ein altes Harmonium spielte. Ihre 1974 aufgenommene Scheibe „The End“ wurde von der Plattenfirma folgendermaßen beworden: „Warum Selbstmord begehen, wenn sie diese Platte kaufen können.“. Musiker des Dark Wave und Gothic Sounds berufen sich mitunter auf Nico. Aber auch Vertreter anderer Genres wie Ambient oder Noise.
Nico ist über Jahrzehnte stark heroinabhängig. Unter den dicken Schichten ihrer zumeist von deprimierend düsterer Mystik geprägten Lieder blickt man in die Abgründe eines einsamen und ernsten Menschen. War es das, was sie vom Leben wollte? Wo waren all die schönen Träume ihrer Jugend? Die vielen vielen Liebhaber hinterlassen immer nur größere Löcher in ihrem Herzen, das nach Liebe schreit.
Ihr Tod ist völlig unspektakulär. Am 18. Juli 1988 stürzt sie auf Ibiza vom Fahrrad und stirbt an einer Hirnblutung. Sie wird am Rande Berlins auf dem Friedhof Grunewald-Forst im Grab ihrer Mutter beigesetzt. Sie spielte als Kind schon gerne auf dem Friedhof und hat von jeher einen Hang zum Düster-Melancholischen. Vielleicht war dies ein Erbe ihrer Mutter, die immer wieder an schwerer Paranoia leidet. Vielleicht ist es ein Fluch. Wir wissen es nicht. Was ist passiert mit solchen Menschen, deren Seele nach dem Leben dürstet und die stattdessen nur modrige Melancholie empfangen? Warum wollen diese Menschen nichts mit Gott zu tun haben, da sie doch offensichtlich den Tod ernten, den sie auch gesät haben? Jesus ist auch gestorben, doch er blieb nicht im Tod, sondern ist auferstanden. Er sagte: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt wird leben, auch wenn er stirbt.

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