Warum musste der Berliner DJ Gianni Vitiello sterben?

Techno-DJs werden nicht alt: Entweder verschwinden sie von der Bildfläche und werden Musikproduzenten, sobald der Altersunterschied zu ihrem Publikum zu groß wird, oder sie sterben vorher. So war auch der Weg von Gianni Vitiello, einer zentralen Figur des Berliner Techno-Undgergrounds. Vitiello starb am 11. Dezember 2009 mit nur 36 Jahren. In einem Kommentar zum Nachruf im "Tagesspiegel" im Internet schrieb jemand: "In der Hauptstadt der elektronischen Musik war er auf jeden Fall eine bedeutende Persönlichkeit!" Und ein anderer: "Ich kann euch nur sagen, daß Gianni schon immer ein feiner Kerl war, durchgeknallt und lebensfroh. Wir hatten viel Spaß zusammen!" Das Süddeutsche Magazin hat jetzt noch einmal den Umständen seines Lebens und Todes nachgespürt.

 

Gianni war 1996 von Köln nach Berlin gekommen. Schnell machte er sich dort in Technoläden wie dem "Ritter Butzke", dem "Golden Gate" dem "Tresor" oder der "Münze" einen Namen. Bekannt war er auch durch den Karneval der Kulturen in Kreuzberg, einer kleineren Love Parade, wo er auf einem der Wagen die Regler bediente. Vitiello war bekannt dafür, dass er selbst kräftig mitfeierte, jede Menge gute Laune verbreitete und damit die Leute in Scharen anzog. Er gehörte nicht zu denen, über die in Massenmedien viel berichtet wurde, er wurde von den Insidern geschätzt.

 

Er war für den inneren Kern der Technoszene da, war in den Clubs ansprechbar, beantwortete Mails von Fans. Er zog keine Grenze zwischen sich und den Techno-Tänzern, heißt es im SZ-Magazin. Deshalb hatte er viele Fans. Ihm ging es nicht nur ums Geldverdienen, er versuchte, aus seinem Leben eine unaufhörliche Party zu machen, und das mochten die Clubgänger an ihm. "Warum musste er sterben", fragt der Autor.

 

Musik, der Rock’n’Roll, war seine Leidenschaft, erzählt sein fester Freund Andreas. Gianni Vitiello begann als Punk mit gelb gefärbten Haaren in Minden/Westfalen. Dann ging er nach Berlin und verschaffte sich Zugang zur Techno-Szene. 14 Jahre lang hat er praktisch an jedem Wochenende Platten aufgelegt, oft auch Sonntags auf einer After-Hour-Party. "Dabei hat er natürlich Energie rausgehauen, bis es nicht mehr ging", sagt Andreas. Gianni bezeichnete sich selbst als "Realitätsfluchthelfer". Er selbst hatte auch nur noch wenig Kontakt zur Realität – Andreas war der letzte Bezug. Er sei unfähig gewesen, mit sich selbst klarzukommen, urteilt sein Freund. Deshalb: "Bloß kein Stillstand, immer was zu tun haben."

 

Gianni hatte keine richtige Familie: Sein Vater verschwand, als er zwei Jahre alt war. Seine Mutter nimmt für sich in Anspruch, ihn von den Drogen weggebracht zu haben: "Ich habe ihn dann vor die Entscheidung gestellt: Entweder du machst eine Drogentherapie oder du musst ausziehen. Er war sauer und haute ab. Ich hatte jeden Abend Angst, dass die Polizei anruft. Nach ein paar Wochen stand er aber plötzlich vor der Tür, mit ganz klaren Augen, und sagte: Mama, ich bin clean." Allerdings spricht sie von der Zeit vor Berlin – dort ist es fast unmöglich, den Stress der allwöchentlichen Techno-Partys ohne Aufputschmittel durchzustehen. Das deutet auch der SZ-Autor an: Bei den Partys wird nicht nur Bier getrunken…

 

Geld war Gianni nicht wichtig. Er musste sich vordergründig auch keine Sorgen darum machen. Pro Auftritt gab es 300 bis 800 Euro, so der Berliner Veranstalter André. "Davon kann man gut leben", fügt er hinzu, aber nicht für die nächsten 50 Jahre sparen, in denen man kein DJ mehr ist." Er war zwar erfolgreich, aber er wurde allmählich älter, während die Party-People, die er zum Tanzen bringt, seit 14 Jahren immer gleich alt sind. Nach den Maßstäben der Clubs könnte man sagen: "Es wurde Zeit für ihn aufzuhören." Gianni hatte begonnen, Platten zu produzieren. Das ist aber ein weitaus härteres Geschäft als die DJ-Engagements. Selbst produzierte Platten dienen meist nur als Visitenkarte. Nur wenige Exemplare werden verkauft. Um damit seinen Lebensunterhalt bestreiten zu können, hätte sich Gianni zumindest vom Underground verabschieden müssen.

 

Am 11. Dezember stand Gianni dann plötzlich nicht mehr am DJ-Pult. Später am Abend fand ihn eine Freundin, die seine Waschmaschine mit benutzte, in seiner Wohnung. Er lag leblos auf dem Küchenboden. In den Berichten, die noch im Internet zu finden sind, ist von unterschiedlichen Todesursachen die Rede: Kreislaufzusammenbuch, Lungenembolie, Ersticken am eigenen Erbrochenen. Jedenfalls war es wohl so, wie das SZ-Magazin schreibt, dass der Körper streikte, Gianni aber nicht einfach aufhören konnte. Angeblich war das "Ritter Butzke", wo er zuletzt auflegen sollte, am nächsten Abend zum Gedenken an ihn geschlossen. Im "Münze" ging dagegen alles wie gewohnt weiter, weil, so André, "die Veranstalter sonst pleite gewesen wären. Die hatten sich in dem Club nur eingemietet."

 

Gianni hat in seinem Leben vieles, was ein Mensch braucht, entbehren müssen: einen Vater, echte Freunde, ein Bezugssystem, das ihm Orientierung im Leben hätte geben können. Als Ersatz diente ihm die Techno-Partyszene, in der er Anerkennung erfuhr. Er merkte nicht, dass er nur Platzhalter war, eine austauschbare Symbolfigur für schnellen Spaß scheinbar ohne Reue. Schade, daß er den Weg zum wirklichen Leben nicht gefunden hat. Jesus Christus sagt: "Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, ob er gleich stürbe, und wer da lebt und glaubt an mich, der wird nimmermehr sterben." (Joh 11, 25-26)

Kommentare

  1. ali

    welcher profit? wie kommst du drauf? profit aus meinem beitrag schöpft der, der sein leben in ordnung bringt. warum wirbst du in deinem schreiben für deinen unglauben? missionarische ungläubige sind meist in sünden verstrickt. das sollte auch nicht sein. glauben ist besser als in einem darkroom erdrosselt zu werden.

  2. Michele Agnosti

    Es ist empörend und widerlich wie in diesem Beitrag vom Tot eines Menschen religiöser Profit gemacht werden soll.
    Ein Mensch der vielen Menschen oft und gern Freude bereitete Kein Mensch hat es verdient als Propagandaobjekt missbraucht zu werden. Jesus mag sich dafür schämen. Mich ekelt es an. Glauben ist glauben. Glauben ist nicht Kampf, nicht Ideologie und keinesfalls unedel. Glauben bedarf daher keinerlei Propaganda, Missionierung oder Lügen. Seid rein und macht Euch nicht schuldig.!

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