Kleben statt sprühen. Sticker, die neue Street Art


Seit ca. drei Jahren prägt eine ganz neue Form des Graffiti die Straßen der deutschen Großstädte. Schriftzüge und/oder Zeichungen kleben in Form von Stickern oder kleinen Plakaten an Stromkästen, Mauern oder Hauswänden. Wie hat das angefangen? Graffiti-Künstler zogen irgendwann ihre “Tags” nicht mehr nur mit Farbe an die Wand: damit es schneller (und somit weniger riskant) ging, malten sie zu Hause die Schriftzüge auf Aufkleber, die sie später rasch und unauffällig in den Straßen kleben konnten. Daraus entwickelte sich bald eine eigene Richtung der Street Art.


Die Aufkleber wurden immer aufwendiger und größer. Die Bilder sind mal einfallsreich, mal provokant, aber dabei fast immer gut gestaltet. Oft findet man teuer hergestellte, farbige Siebdrucksticker neben den selbstgemalten Klebern. Die Motive variieren zwischen sozialkritischen Themen (z.B. Aussagen gegen den Irakkrieg), verspulten Strichmännchen und auch sehr gut gezeichneten Bildern. In Deutschland gibt es vor allem in den Großstädten Berlin, München, Hamburg, Leipzig und Frankfurt eine sehr auffällige Kleber-Szene.


Die Menschen, die mit der Szenekultur wenig bis gar nichts am Hut haben, tun sich oft schwer mit der relativ komplizierten Graffiti-Zeichensprache. Meist erkennen sie darin nichts als vandalistische Schmierereien. Bei der Klebe-kunst ist das ganz anders. Szenefremde können die einfachen Bilder und Zeichnungen verstehen und meistens auch darüber schmunzeln. Das bedeutet zwar für die Straßenkünstler eine breitere Zielgruppe – aber nur wenige unter ihnen interessieren sich für die Aufmerksamkeit der “Normalbürger”. Gefragt ist die Anerkennung und der “Fame” innerhalb der Szene. Straßenkünstler machen – wie es der Wiener Leiter des Instituts für Graffitiforschung (IfG) Norbert Siegl ausdrückt – “Propaganda für sich selbst”. Es geht um Ruhm: Wer klebt die coolsten, wer die meisten Sticker? Wer schafft es an den unmöglichsten Orten seine Spuren zu hinterlassen? Das ist der menschliche Drang nach Anerkennung und Beachtung. Gerade in den anonymen Großstädten verliert sich ein Jugendlicher schnell unter den vielen hundert bzw. tausend anderen seiner Altersgruppe. Damit man nicht “untergeht”, versucht man sich eine eigene Identität, einen Namen zu schaffen. Graffiti und Street Art sind beides Hilfmittel, um aus der Masse herauszustechen, um aufzufallen. Nach der Botschaft seiner Kunst befragt, antwortete ein französischer Klebe-Künstler: “I´m alive!” – “Ich lebe, es gibt mich!”. Das ist der Ausruf unserer Generation. Darin kann man deutlich den Mangel an Identität erkennen, den die Großstadtkids plagt. Auch die “Superstar”-Shows zeigen eindeutig diesen Wunsch nach Anerkennung an.


Kann man etwas gegen diesen Mangel tun? Erfolg, Bekanntheit oder “Fame” sind nur ein schlechter Ersatz für wahre Anerkennung und Beachtung. Der Mensch ist so gemacht, dass er diese Anerkennung von seinem Schöpfer braucht. Selbst Megastars spüren, dass die Verehrung ihrer Fans sie nicht glücklich macht. Wir brauchen die Akzeptanz und das Gefühl von Erwünschtheit seitens unseres Gottes. Erst wenn wir erlebt haben, dass Gott uns hier auf dieser Welt wollte, dass Er uns liebt und wir in Seinen Augen wertvoll sind, können wir auf unserer Dauersuche nach “Fame” zur Ruhe kommen. Wir können dann z.B. auch endlich zufrieden mit unserem Äußeren sein, denn Gott hat uns so gemacht, wie wir sind. Wir müssen keine unnötigen Operationen machen, damit wir aussehen wie Brad Pitt oder Jennifer Lopez. Gott hat jeden einzelnen Menschen so sehr geliebt, dass Er Seinen einzigartigen Sohn gab, damit er für uns sterben sollte. Wer also an Jesus glaubt, findet im ganzen Universum keine größere Liebe oder Beachtung mehr, die man noch erreichen könnte. Schon gar nicht an den besten Wänden der Stadt, wo vielleicht deine Sticker kleben.

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