Ohne christliche Führungsethik geht es nicht

Wie kann mein Glaube im Alltag praktisch werden? Wie würde Jesus ein Unternehmen führen? Und an wen wende ich mich als Chef mit meinen Sorgen? Fragen, mit denen sich Diplom-Ingenieur und Unternehmer Arne Bär (44) auseinandergesetzt hat. Seine Antworten sind lebensnah, praktisch und machen Spass.

Zoom
Arne Bär.

Was verstehen Sie unter «Christlicher Führungsethik»?

Wenn ich über Ethik spreche, meine ich die ganz alten Tugenden. Führung beinhaltet: selbst Ergebnisse zu erreichen und andere Menschen anzuleiten, Ergebnisse zu erreichen. Wann fördere ich Menschen und wann fordere ich sie? Und schliesslich: Was für ein Menschenbild habe ich? Jesus hat Menschen gedient, ihnen geholfen und sie auf gleiche Augenhöhe gestellt. Wie gehe ich mit Macht um? Wie gebrauche oder missbrauche ich meine Stellung?

Ganz ehrlich: Funktioniert die «Jesus-Haltung» in der Wirtschaft?

Ich denke sogar, dass es zunehmend gar nicht mehr anders geht. Noch nie war so viel Wissen für jeden verfügbar. Die Menschen sind mündiger geworden und wollen nicht mehr «nur gebraucht» werden. Die Direktive «Ich sag wo es lang geht», die in den 60er und 70er Jahren gut funktioniert hat, ist veraltet. Heute wollen Mitarbeiter in ein Unternehmen eingebunden werden. Vertrauen, Ehrlichkeit und ein menschlicher Umgang miteinander, das hat Jesus vorgelebt. Und wenn man sich die momentanen Zahlen anschaut, werden Mitarbeiter künftig Mangelware sein und sich aussuchen können, wo sie arbeiten möchten.

Wie wird christliche Führungsethik praktisch?

Das christliche, dienende beginnt mit der Haltung im Führungskreis, es nützt nichts wenn nur der Chef diesen Massstab hat. Also: Wie gehen wir mit unseren Mitmenschen im Unternehmen um? Stellen wir den Menschen in den Mittelpunkt unseres Bemühens? Wie sehen wir ihre Stärken und Schwächen, wie können wir sie in ihren Aufgaben unterstützen und ihnen weiterhelfen? Wir haben bei uns Führungsleitsätze eingeführt, wonach uns unsere Mitarbeiter beurteilen dürfen. Wir fragen unserer Mitarbeiter nach ihrer Meinung, nach Strategien, wir diskutieren mit ihnen, vereinbaren gemeinsam Jahresziele und helfen ihnen, diese Ziele zu erreichen.

Hatten Sie diesen Führungsstil von Anfang an intus?

Nein, aber ich bin weiter als vor zehn Jahren. Der christliche Glaube war mir schon immer wichtig. Aber ich gehörte zu denen, die privat Christ sind und im Beruf Unternehmer. Erst als ich selbst einen Vorgesetzten hatte, der völlig frei über seinen Glauben sprach, habe ich gemerkt: Das ist gar nicht so schlimm. Das hat mich ziemlich beeindruckt. Und so habe ich mich immer mehr getraut, meinen Glauben in meine Arbeit zu integrieren.
Führung habe ich in Seminaren von Paul Donders gelernt, das war harte Arbeit. Man muss sich selbst reflektieren können, eigene Schwächen eingestehen und sich immer wieder fragen: Welche Tugenden lebe ich und wie wirke ich auf andere? Das was man tut, schreit lauter, als das, was man sagt. Wenn ich mich aber realistisch einschätzen lerne, schaffe ich die Grundlage, an mir arbeiten zu können.

Wo kommen Sie als christlicher Unternehmer an Grenzen?

Wir haben zum Beispiel den Grundsatz: «Wir lassen die Hände von schmutzigem Geld.» Aber wenn dann die Chance kommt, grosses Geld zu machen, indem man einfach ein paar Rechner für jemanden verschwinden lässt, ist die Versuchung natürlich immer da. Dann muss man sich seine Werte bewusst vor Augen halten. Übrigens kann man nur bewusst leben, was man im Bewusstsein hat. Auch unseren Mitarbeitern schärfen wir unsere Firmen-Leitsätzen, die wir gemeinsam erarbeitet haben, immer wieder ein. Ich denke allerdings, jeder Christ kommt immer wieder an seine Grenzen, nicht nur als Unternehmer.

Stellen Sie auch jemand ein, der offensichtlich nicht gläubig ist?

Ich würde nicht unterscheiden ob jemand Christ ist oder nicht. Nur: Wenn einer unsere Grundwerte nicht mittragen kann, wird er bei uns nicht glücklich.

Und was machen Sie mit einem Jobanwärter, der nicht sonderlich begabt ist, aber in einer Notsituation?

Dass man Menschen in Not beisteht, kenne ich in meinem Unternehmen sehr wohl. Wir haben zum Beispiel einen Servicetechniker, der immer sehr zuverlässig war. Das änderte sich ganz plötzlich und war auf Dauer nicht mehr tragbar. Normalerweise würde man so einen Mitarbeiter abmahnen. Aber wir spürten, dass etwas nicht stimmte und baten ihn zu einem Gespräch. Als er endlich Vertrauen gefasst hatte, erzählte er uns die erschütternde Geschichte seiner momentanen Familiensituation. Ich war tief betroffen und es war mir eine Lehre, nicht zu schnell zu urteilen. Es ist gut, sich Zeit für Menschen zu nehmen und nach den Hintergründen zu fragen. Ich möchte als Christ Dinge anders machen.

Was liegt Ihnen für andere Unternehmer besonders am Herzen?

Die Erkenntnis, dass christliche Werte gar nicht so schlecht sind und dass man dazu stehen darf. Ich möchte ermutigen, weiterzumachen, auch wenn die praktische Umsetzung nicht auf Anhieb klappt. Und mein wichtigstes Anliegen: Es ist eine extrem befreiende Erfahrung, den Alltag an Jesus abzugeben. Je höher man steht, desto einsamer wird man. Ein Mitarbeiter geht mit seinen Sorgen zu seinem Vorgesetzten, aber wohin geht der Chef? Es tut gut, einen Freund in Jesus zu haben, durch den ich wissen kann: Am Ende wird es gut, egal durch welche Täler ich durch muss.

Zur Person:
Der Deutsche Arne Bär ist Geschäftsführer der G. Fleischhauer Bremen GmbH. Sein Unternehmen wurde mehrfach für einen mitarbeiterorientierten Führungsstil ausgezeichnet. Seine Erfahrung in werteorientierter Führung gibt Arne Bär in Vorträgen und Seminaren weiter.

Quelle: Jesus.ch

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

* Ich stimme zu

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.