Gott – eine Erfindung?

Entgegnungen auf den Artikel „Die Erfindung Gottes“ in Spiegel 52/2002


Darf man dem Spiegel in seiner jüngsten Ausgabe 52/02 („Die Erfindung Gottes“) glauben, so halten wir mit dem Alten Testament, dem ersten Teil der Bibel, ein gewaltiges Machwerk in der Hand – ein „Märchen und monumentale Camouflage“. Jahwe, der Gott Israels, ist anfangs nur ein „Wettergott“ gewesen, der sogar eine heidnische Göttin zur Seite gehabt hat, und hat erst durch „viele Demütigungen“ und daraus hervorgegangene „Allmachtsphantasien“ des israelischen Volkes seinen Aufstieg zum Allmächtigen genommen. Abraham, Mose und Salomo sind Fabelfiguren, an denen bis in nachchristliche Zeit von einer Gruppe von gewieften Bibelfälschern, ähnlich dem „Wahrheitsministerium“ aus Orwells 1984, gedreht und geschliffen wurde.


Wo sind die Beweise für solche verrückten Theorien? Zuerst einmal hält sich der Spiegel durch Tonfall und journalistische Substanz dieses Artikels selber einen Spiegel vor – indem er genau das praktiziert, was er den angeblichen Bibelfälschern vorwirft: Propaganda. Es kommen nur die „Forscher des Wohlgefallens“ zu Wort (Finkelstein, Bloedhorn, Krauss usw.), Theorien werden zu Tatsachen hochstilisiert („Keine Frage …“, „Kein Zweifel …“), Funde verschwiegen und eine Polemik angewandt, die sonst nur in Glossen zu finden ist. Rudolf Augstein lässt grüßen.


Tatsächlich wird ein völlig falscher Eindruck davon gegeben, was die Archäologie zu leisten imstande ist. Sie ist und bleibt eine historische Wissenschaft, kann niemals ein exaktes Bild der Vergangenheit zeichnen, so wie etwa Physiker eine exakte Formel für den freien Fall eines Objektes aufstellen können. Zudem ist das Nichtvorhandensein von Funden, wie sie ganz zu Anfang des Reports dem Königspalast Davids angelastet wird, kein Beweis dafür dass ein etwaiges Bauwerk niemals existiert hat. Was würde man in 3000 Jahren noch aus der Nazizeit finden? Kaum etwas. Das hieße dann natürlich nicht, dass der Nationalsozialismus eine bloße Erfindung von Geschichtsschreibern ist. Auch die Behauptung, man habe im Lauf der Ausgrabungen das Jerusalem der Königszeit als primitives Dorf entlarvt, sollte ein Archäologe wie der zitierte Israel Finkelstein so nicht in die Welt setzen. Keine Stadt, und schon gar nicht eine Kulturstadt, und erst recht nicht, wenn sie hauptsächlich auf Felsen gebaut ist wie Jerusalem, und noch weniger, wenn sie viele schwerste Zerstörungen und Belagerungen erfahren hat, wird dann von einer bestimmten Bauperiode noch so viele Überreste haben, dass man daraus alleine definitive historische Fakten rekonstruieren könnte! Schließlich hat König David oder Salomo nicht für uns ein paar Ruinen konservieren lassen, damit wir uns in der Neuzeit noch etwas vom Glanz seiner Zeit „ergraben“ können! Das gleiche gilt für den Tempel Salomos, der 600 v.Chr. von den Babyloniern niedergerissen und verbrannt wurde, auf den 70 Jahre später unter den Perserkönigen ein neuer Tempel gebaut wurde, der dann 300 Jahre später von Herodes massiv erweitert und schließlich von den Römern Stein um Stein wieder abgerissen wurde, auf dessen Grundlage dann erst ein Jupitertempel, dann eine christliche Kirche und schließlich eine Moschee gebaut wurde: Kein Wunder, wie der Spiegel schreibt, dass der salomonische Tempel archäologisch nicht nachweisbar ist.


Andererseits ignoriert Autor Matthias Schulz viele Artefakte und Tatsachen, die ein ganz anderes Bild von der Vergangenheit Israels zeichnen, als er es uns auftischt. So haben die „Hirten und Ölbauern“ offenbar doch öfter zum Schreibblock gegriffen, sonst gäbe es kaum 15 Grabungsstätten in ganz Israel, an denen man große Mengen an Tonscherben, die als Einkaufslisten, Notizzettel oder Schülerübungen verwendet wurden, gefunden hat. Auch fand man in mesopotamischen Keilschriftarchiven 15 direkt und weitere 5 indirekt erwähnte Könige Israels und Judas, und nicht nur 5, wie uns der Spiegel weismachen will. Jemand, der so die Tatsachen verdreht, wirkt besonders unglaubwürdig, wenn er ebensolches Menschen vor Jahrtausenden vorwirft!


Funde von Götzenstatuen in Israel werden von Schulz wie bahnbrechende Sensationsfunde hingestellt – das offenbart jedoch nur seine Unkenntnis jenes Buches, das er so angreift. Denn das Alte Testament berichtet unzählige Male, und ziemlich schonungslos, von der Götzendienerei Israels, entspricht darin also genau den Funden. Warum daraus eine gewagte Theorie von bewusster Fälschung konstruieren? Immerhin wird zugegeben, dass die Bibel sich über weite Strecken „wie ein Lexikon der Realgeschichte“ liest und das in ihr „ungeheure Leistungen“ auf den Gebieten der Historiographie, Ethik und Staatskunde enthalten sind. Und das durch ein primitives semitisches Hirtenvolk? Es wird wieder einmal der 200 Jahre alte Entstehungsmythos des AT heraufbeschworen, nach dem der Hohepriester Hilkija im Jahr 622 v.Chr. nicht, wie im 2. Buch der Könige beschrieben, bei Aufräumarbeiten im Tempel das „Buch der Gesetze“ (Deuteronomium oder 5. Mose) gefunden hat, sondern dass es zu dieser Zeit überhaupt erst geschrieben wurde, um das „Projekt Jahwe“, das Patriotisierung, ethnische Abgrenzung und eben den allmächtigen Gott als große Leitfigur Israels als Ziele gehabt haben soll, voranzutreiben. Nichts deutet jedoch auf Fälschung dieses biblischen Buches hin, weil z.B. sämtliche Personen, die in 2. Könige 22,3-13 genannt werden (Azalja, Meschullam, Hilkija, Schafan, Ahikam, Asaja, König Josia) archäologisch nachgewiesen werden konnten.


Sollte es uns wundern, dass sich in eben dieser Spiegel-Ausgabe ein Artikel die kannibalische Verstümmelung mit anschließendem Verzehr eines deutschen Durchschnittsbürgers befindet? Der galoppierende moralische Verfall unserer Gesellschaft ist nicht zuletzt das Ergebnis einer sichtlichen Zersetzung des Glaubens an den Gott der Bibel – der höchsten moralischen Instanz überhaupt – zu dem auch die unwissenschaftlich vorgehende Wissenschaft einiges beigetragen hat ohne hinterfragt zu werden, denn welcher „Normalsterbliche“ hat schon Zugang zu Forschungsdaten, um das Präsentierte zu prüfen?


Wir möchten bezeugen, dass die Bibel auch heute noch die Kraft hat, Leben zu verändern, und dazu einladen, selber zu prüfen – es gibt nichts zu verlieren, nur eine ganze Menge zu gewinnen, das durfte auch ich persönlich in meinem Leben erfahren.




Das kostenlose Download-Buch zum Thema:


Das kann ich nicht glauben! (PDF) von Josh McDowell bringt Fakten und Daten zu biblischer Archäologie und Antworten auf kritische Fragen

Kommentare

  1. alin

    “Keine Posaunen vor Jericho” diente dem Spiegelartikel in wesentlichen Zügen als Grundlage. Wenn Du meinst, dass unsere Kritik daran lächerlich ist, dann wisse dass ich die Infos von einem Fachmann auf diesem Gebiet habe.
    Natürlich gab es in ISrael Götzen. Das wird niemanden, der die Bibel auch nur oberflächlich kennt, verwundern. Aber aus den gefundenen Aschera zu schließen, Jahwe sei nur ein regionaler Wettergott oder sowas gewesen, ist einfach nicht zulässig. Wenn Du magst, kann ich Dir das Originalskript der Stellungnahme von besagtem Fachmann (lehrt an der Uni München) per E-Mail schicken.

    Grüße, Alin

  2. Anonymous

    Hi,

    Also das geschriebene hatte ich nicht aus dem Spielgelartikel, den ihr übrigens lächerlich auseinander genommen hattet, sondern aus Keine Posaunen vor Jericho. Beovo jetzt aber wieder Kritik kommt, solltet ihr das Buch ert mal lesen.

    P.S. einige der von mir benannten Faken sind sogar bei Wort und Wissen zu finden

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