Atheisten-Bus

„Es gibt wahrscheinlich keinen Gott. Hört, auf euch Sorgen zu machen und genießt euer Leben." – atheistischer Werbespruch auf den Weltbekannten Doppeldeckerbussen in London.

Diese hedonistische Lebenseinstellung teilen heute viele Menschen in Europa, nicht nur ausgesprochene Atheisten, sondern auch Kirchenmitglieder, die mit Kirche eigentlich nichts mehr am Hut haben. Natürlich macht man sich noch Sorgen: Wie lange kann ich meinen Arbeitsplatz noch behalten? Krieg ich überhaupt einen? Komm ich bei den anderen gut an? Liebt mich mein Freund / meine Freundin wirklich? Solche Gedanken plagen zu Zeiten auch Atheisten, doch mit der Frage ob es einen Gott gibt und ob er etwas von mir verlangt braucht man sich glücklicherweise längst nicht mehr beschäftigen, und so stürzt man sich in den Genuss des Lebens. Was dieser ist, darf jeder selbst bestimmen. Wir sind ja schließlich tolerant! Diese „Diesseitsorientierung" genannte Lebenseinstellung hat in den letzten Jahren in Europa zugenommen, wie die „Europäische Wertestudie" zeigt. Und mit der Diesseitsorientierung feiert auch der Egoismus fröhliche Urstände. Denn man hat ja nur ein Leben und aus dem will man so viel bekommen wie nur möglich. Was mit den anderen passiert interessiert vielleicht schon, aber zuerst bin ich dran. So gilt der alte Spruch von Dostojewskij heute genau so wie zu seiner Zeit: „Wenn es keinen Gott gibt, dann ist alles erlaubt."

Solch einer These widerspricht Jon Worth, einer der Verantwortlichen für die Werbekampagne natürlich: „Der Mensch kann erkennen, was gut und was schlecht ist: Es ist beispielsweise gut, hilfsbereit zu sein. Das, was gut ist, ist universell und für jeden Menschen einzusehen, auch ohne Gott."

Nun hat er damit bis zu einem gewissen Grad auch Recht, schließlich ist bei vielen Dingen offensichtlich zu erkennen, dass sie schlecht sind. Aber warum tun wir sie dann, gegen unser Gewissen, trotzdem? Warum handeln wir nicht moralisch, oder tun es nur wenn es uns etwas bringt? Und ist moralisches Handeln tatsächlich unabhängig von Glauben, wie Worth meint?

Gibt es eine humane Gesellschaft ohne Gott?

Mit dieser letzten Frage hat sich der Politikwissenschaftler Andreas Püttmann in einem Kommentar zu dem Interview mit Worth beschäftigt. Und zwar auf wissenschaftliche Art: mit Statistiken.

Ein Ergebnis dieser Statistiken ist Folgendes: „In den USA erklärten Mitglieder von Glaubensgemeinschaften – Kirchen und Synagogen – viel häufiger als Nichtmitglieder (80:55 Prozent), für wohltätige Zwecke Geld gespendet und ehrenamtliche Aufgaben übernommen zu haben (51 zu 33)."

Dieses Ergebnis ist nicht die Ausnahme, sondern die Regel.

Auch die Andeutung aus dem Werbespruch ohne Gott wäre das Leben sorgenfreier und genießbarer widerlegt Püttmann.

Doch warum lebt der gläubige Mensch besser?

Die beiden Hauptfaktoren sind: Er hat Richtlinien an denen er sich orientiert, und er weis dass er sich einmal verantworten muss.

Aber tut nicht auch der Kirchgänger schlechtes?

Oh ja, nach Gottes Maßstäben verfehlt er den moralischen Standart genau so wie der Atheist bei weitem. Und auch die guten Werke können Ihm da nicht raushelfen:

„Und wenn du dich auch mit Lauge wüschest und nähmest viel Seife dazu, so bleibt doch der Schmutz deiner Schuld vor mir, spricht Gott, der Herr." (Jeremia 2, 22)

Sollten wir also Gott doch am besten verdrängen?

Nein! Es gibt immer noch Hoffnung:

„Der Gottlose lasse von seinem Weg und der Übeltäter von seinen Gedanken und bekehre sich zum Herrn, so wird er sich seiner erbarmen, und zu unserm Gott, denn bei ihm ist viel Vergebung." (Jesaja 55, 7)

 

Autor: David

Quellen:
Interview mit Jon Worth:
https://www.cicero.de/97.php?ress_id=9&item=3371
Replik von Andreas Püttmann:
https://www.cicero.de/97.php?item=3376

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