Tim Bendzko auf der Flucht

Tim Bendzko. Was macht diesen 26 jährigen Berliner, der vor gut einem Jahr auf der Bühne der deutschen Popmusik erschienen ist so erfolgreich? Ist es sein gutes Aussehen, seine musikalischen Fähigkeiten, die gute Vermarktung, die hinter ihm steht? Schauen wir uns mal Auszüge aus seinem Lied „Ich laufe“ an:

Man sagt, dass alles Glück dieser Welt vor unseren Augen liegt.
Doch wie oft täuscht man sich in dem was man mit den Augen sieht.

Mir fällt schwer zu unterscheiden was Wahrheit und was Lüge ist.
Wenn der, der mich belügt immer die Wahrheit spricht.

Dass das Alles hier nichts wert ist hätt ich wirklich nicht geglaubt.

Ich laufe davon, Ich laufe davon, Ich laufe davon ( Ich laufe )
so schnell und so weit ich kann
Und erst wenn ich nichts mehr spüren kann,
erst wenn ich nichts mehr spüren kann komm ich an

So wie ich den Musiker verstehe handelt dieses Lied von Enttäuschungen, auch wenn dazu eine sehr beruhigende Melodie verwendet wird. Enttäuschungen in Bezug auf die Erwartung, in diesem Leben Glück zu finden und dann erleben zu müssen, wie vergänglich dieses Glück doch oft ist. Enttäuschungen auch darüber, dass man sich in seinen Beziehungen eigentlich Ehrlichkeit und Verbindlichkeit wünscht aber immer wieder erfährt, dass sowohl die anderen als auch man selbst diese Dinge gar nicht umsetzen können. So kommt der Sänger in der letzten Strophe zu dem Schluss, „dass das Alles hier nichts wert ist“. Und wer kann es einem Menschen, der zu diesem Schluss gekommen ist auch verübeln, dass er davon laufen will? Wen wundert es, dass sich Menschen mit allem Möglichen betäuben, um der Sinnlosigkeit ihres Daseins zu entfliehen und den Schmerz nicht mehr zu spüren?

Die Frage die ich mir allerdings auch stelle ist: “Ist für Tim Bendzko das Alles hier nichts wert, weil er so enttäuscht wurde oder wurde er so enttäuscht, weil für ihn das Alles hier nichts wert ist?“ Ist unser Empfinden von Sinnlosigkeit und der damit verbundene Schmerz nicht vielmehr eine Folge dessen, dass wir nicht mehr an den Sinn unseres Daseins glauben, als eine Folge dessen, dass wir Leid erfahren? Ich finde es nicht verwunderlich, dass sich Jugendliche schwer tun ihren Platz in dieser Welt zu finden, wenn sie mit dem Bewusstsein aufwachsen, dass es keine absolute Wahrheit gibt und dass alles was sie als richtig oder falsch beurteilen würden, nur ein Produkt ihres zufällig entstandenen Gehirns ist und es somit überhaupt keine Verlässlichkeit in dieser Frage gibt. Andererseits kann man beobachten, dass da wo Menschen auch hinter dem Leiden einen höheren Sinn sehen, sie nicht in Resignation enden müssen sondern konstruktiv mit diesem Leid umgehen können.

Dass Leute wie Bendzko mit Liedern wie „Ich laufe“ also so gut ankommen liegt meiner Meinung nach daran, dass sie bewusst oder unbewusst den Puls der Zeit treffen, wenn sie die Flucht vor der Sinnlosigkeit beschreiben, die wir alle so gut kennen. Moment mal, Flucht vor der Sinnlosigkeit? Das klingt aber ganz schön negativ, wie soll so was denn gut ankommen?

Der Trick bei der ganzen Sache liegt eben darin, dass man die Flucht vor der Sinnlosigkeit selbst zum Sinn macht. Tja, ganz ohne Sinn können wir eben doch nicht leben.

„Erst wenn ich nichts mehr spüren kann, komm ich an.“

Ganz nach dem Motto, wenn du soviel gefeiert, geshopt, gechattet, gearbeitet, oder geliebt hast, dass du nichts mehr spüren kannst, dann bist du angekommen. Es ist also OK zu verdrängen, einen anderen Weg gibt es eh nicht.

In einem Interview auf backview.eu antwortet Bendzko auf die Frage, wie er zu seinem Theologiestudium gekommen sei:

Ich bin nicht pauschal gläubig. Ich habe mich aber schon relativ früh gefragt, wie das alles funktioniert, die Welt und das Leben. Ich habe mich dafür interessiert, wie ich das für mich erklären kann, wollte eine Vielfalt von Antwortmöglichkeiten erfahren und Menschen kennen lernen, die sich die gleichen Fragen stellen. Für mich ist das heute aber nicht mehr so wichtig, weil der Versuch, eine Antwort auf alles zu geben einfach zu komplex ist. Das Studium sorgte dafür, Ordnung zu schaffen und andererseits dafür, dass keine Unordnung mehr aufkommt. Dass ich mir einfach gewisse Fragen nicht mehr stelle, weil es darauf eh keine Antwort gibt.“

Anscheinend hat sich Tim Bendzko nicht immer mit der Sinnlosigkeit so arrangiert. Wie es aussieht hat ihn gerade die Suche nach dem Sinn seines Lebens zum Theologiestudium geführt. Doch statt Antworten hat er dort wohl eher zu hören bekommen, dass die Lösung darin besteht sich keine Fragen mehr zu stellen. Schade.

Ich hoffe, dass du dich mit solchen Lösungen nicht zufrieden gibst, sondern solange nach Antworten suchst, bis du sie findest.

Jesus hat mal gesagt:

„Wenn ihr in meinem Wort (der Bibel) bleibt, so seid ihr wahrhaft meine Jünger; und ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.“ (Joh.8,31-32)

Adam

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