Am 28. September 1991 ist Miles Davis mit nur 65 Jahren verstorben.

Bei einem Empfang bei US-Präsident Ronald Reagan im Weißen
Haus wurde Miles Davis von einer Politikergattin gefragt, was er
denn in seinem Leben Wichtiges getan habe. Der Jazzmusiker reagierte pampig: „Ich habe die Musik fünf oder sechs Mal von Grund auf verändert. Und was haben Sie getan, außer weiß zu sein?“ Die Arroganz des 1926 als Sohn eines Zahnarztes geborenen Startrompeters aus St. Louis war sprichwörtlich. Er schikanierte seine Musikerkollegen und wandte dem Publikum bei Auftritten mit Vorliebe den Rücken zu – das war seine
Antwort auf die Rassendiskriminierung.
Sein Einfluss auf Jazz und Popmusik ist kaum zu überschätzen. Als 16-Jähriger ging er nach New York und stieg gleich ganz oben ein: Er schloss
sich dem Bebop-Zirkel um Charlie Parker und Dizzie Gillespie an.

Ende der 40er Jahre prägte er mit seiner Platte „Birth Of The Cool“
den Cool Jazz. Schließlich durchbrach er alle Konventionen und ebnete dem Free Jazz den Weg.
Einzige Konstante in seiner Musik blieb der lyrische, unverwechselbare Ton seiner Trompete. Als die Rockmusik Ende der 60er Jahre dem Jazz beim Publikum endgültig den Rang ablief, stellte sich,Davis auch darauf ein. Nun trat er mit einer Rockband auf und spielte seine Improvisationen vor dem
Hintergrund harter Rockriffs. Dieser Stil, der für die meisten Jazzfans sehr gewöhnungsbedürftig war, wurde Fusion genannt. Im Rockbereich entwickelte sich daraus der Jazz Rock.
Der Jazzkritiker Werner Burkhardt beschrieb in den 70er Jahren einen Auftritt des Trompeters:
„Zunächst steht Miles nur da und lässt die anderen machen. In leuchtend roter Samthose und schwarzem Pullover, um den er einen langen roten Chiffonschal schlingt, hockt er sich wippend neben seine Gruppe und beobachtet streng, wie die beiden Bongospieler ein rhythmisches Reizklima schaffen und der Pianist Keith Jarrett wie in Trance raunende Trip-Atmosphäre tupft.“ Nicht nur als Musiker war Davis, der sich
„Prince of Darkness“ nannte, ruppig und rücksichtslos. Wegen
ausbleibender Unterhaltszahlungen an seine zahlreichen Ehefrauen musste er mehrmals ins Gefängnis. Wiederholt tauchte er für Jahre unter und gab sich Drogen und Sexorgien hin. Wo er sich aufhielt, wusste nur eine Hand voll Vertrauter. Kurz vor seinem Tod zog er sich einmal mehr enttäuscht vom Abstieg des Jazz und verbittert über seine eigene
schwindende Kreativität zurück.
Zuletzt hatte er mit Prince an einer Rap-Platte gearbeitet. Er starb 1991 im Alter von 65 Jahren in Kalifornien. Ob er jetzt im Himmel Jazz macht ist fraglich. Dazu hätte er in Frieden mit Gott sterben müssen.

Kommentare

  1. Marc

    Na ja, Miles Davis hatte Rassismus und Schikane deutlich am eigenen Leib erfahren. Das war mit ein Grund warum er in den 50igern nach Paris ging, wo ihn alle wegen seiner Musik liebten und er sich das erste Mal als Mensch fühlte. Zurück in den Staaten begann wieder das alte Leben als Underdog und er verfiel in eine tiefe Depression, die er mit Drogen kompensierte. Unter diesem Gesichtspunkt wird vielleicht vieles verständlicher und erklärt sein mimosenhaftes Verhalten.

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