Nachdem die Geschwister Scholl am 18. Februar 1943 Flugblätter in der Uni auslegten und einen Stapel von der Brüstung des Lichthofs in der LMU warfen, wurden sie gefasst und verhaftet.

  • Sophie Scholl am 18.12.1942 in einem Brief an Fritz Hartnagel:„(…) ich will mich an das Seil klammern, das mir Gott in Jesus Christus zugeworfen hat, auch wenn ich es nicht mehr in meinen erstarrten Händen fühle.“
  • „Vergesst Gott nicht!!!“ Das schrieb Alexander Schmorell am Tag seiner Hinrichtung im letzten Brief an seine Eltern.
  • „Steh zu den Dingen, an die du glaubst. Auch, wenn du alleine dort stehst.“ — Sophie Scholl
  • „So ein herrlicher Tag, und ich soll gehen. Aber was liegt an unserem Leben, wenn wir es damit schaffen, Tausende von Menschen aufzurütteln und wachzurütteln.“ — Sophie Scholl
  • Sophie Scholl ist freiwillig in den Tod gegangen, denn ein Gestapo Kriminalbeamter wollte sie noch retten, indem er sie in den Vernehmungsprotokollen lediglich als Mitläuferinnen schreiben wollte. Sophie Scholl hatte das verneint und abgelehnt, und somit ihren eigenen Tod gewählt.

Kommentare

  1. Herr S.

    Die christlichen Wurzeln der Sophie Scholl

    Vor hundert Jahren kam die Widerstandskämpferin Sophie Scholl zur Welt. Heute wird sie als Nationalheilige verehrt; Die christlichen Wurzeln der Aktivistin werden dabei meist verschwiegen.

    Die Lehren des heiligen Augustinus beeindruckten Sophie Scholl zutiefst. Es war unter anderem der große Kirchenlehrer, d… Foto: Collage (Adobe Stock, dpa)

    Als Adolf Hitler 1933 an die Macht kam, waren die Geschwister Scholl begeistert, es drängte sie zur Hitlerjugend. Den unbedingten Drang, eigenwillig und provozierend aufzutreten, zeigte Sophie Scholl bei ihrer Konfirmation am Palmsonntag 1937. Als einziges Mädchen ihres Jahrgangs schritt sie in der Kluft des Bundes Deutscher Mädel (BDM), des weiblichen Zweiges der HJ, nach vorne zum Altar der Ulmer Pauluskirche. Seinerzeit galt sie als rigoros und fanatisch. Damals scheute sie sich auch nicht, die Polizei einzusetzen, um ihre Mädchen zum Dienst in der HJ abholen zu lassen.

    Große Gestalten des Christentums offenbarten ihr neue Ideenwelt

    Es ist ein ganzes Motivbündel, das schrittweise zu ihrem Gesinnungswandel führte: Sophie verlor die erste Begeisterung für den BDM, als sie erfuhr, dass ihre jüdische Mitschülerin Luise Nathan nicht Mitglied werden durfte. Später wurde sie mit der Gewalt des NS-Regimes konfrontiert, als es ab November 1937 zu Verhaftungsaktionen gegen die bündische Jugend kam. Auch sie wurde vorübergehend wie die Geschwister Inge und Werner verhaftet. Der Konformitätsdruck der Hitlerjugend war zudem nicht zu vereinbaren mit ihren individuellen Interessen für Kunst und Literatur. Zeichnen und Malen gingen ihr leicht von der Hand. Sie fand ersten Kontakt zu Werken “entarteter” Künstler.

    Bei den großen Gestalten der christlichen und abendländischen Kultur (von Augustinus über Newman bis hin zu den Autoren der renouveau catholique) entdeckte sie eine geistige und ideengeschichtliche Gegenwelt zum Nationalsozialismus. Beim ersten Verhör am 18. Februar 1943 wird sie zu Protokoll geben: “Die Gründe meiner weltanschaulichen Entfremdung vom BDM und damit der NSDAP, etwa im Jahre 1938, liegen in erster Linie darin begründet, dass nach meiner Auffassung die geistige Freiheit des Menschen in einer Weise eingeschränkt wird, die meinem inneren Wesen widerspricht. Zusammenfassend möchte ich die Erklärung abgeben, dass ich für meine Person mit dem Nationalsozialismus nichts zu tun haben will.”

    Suche nach Sinn und Orientierung

    Zur Jahreswende 1937/38 war in Ulm ein Freundeskreis um den äußerst belesenen Jungkatholiken Otl Aicher entstanden; er konnte die neuen Weggefährten auch für Augustinus begeistern. Die Suche nach Sinn und Orientierung entlud sich in einer regelrechten Lesewut. Die Oberstufenschülerin Sophie Scholl zeigte schon früh eine erstaunliche politische Reife. Als am 1. September 1939 die Wehrmacht Polen überfiel und der Zweite Weltkrieg begann, verbarg Sophie Scholl nicht ihr Entsetzen und schrieb ihrem Freund, dem Berufsoffizier Fritz Hartnagel, unverblümt: “Nun werdet ihr ja genug zu tun haben. Sag nicht, es ist für’s Vaterland.”

    Anfang April 1941 musste sie den Reichsarbeitsdienst (RAD) in einem Lager bei Sigmaringen antreten. Der Tagesablauf war eingezwängt in Dienstpläne und in Schulungen in völkischer Ideologie, doch die Weite ihres suchenden Herzens konnte diese bedrückende Enge überwinden. Hier begann ihr religiöses Erwachen. An Karfreitag 1941 hielt sie in ihrem Tagebuch fest: “Heute abend sah ich durch’s Fenster den Abendhimmel. Da fiel mir plötzlich ein, daß Karfreitag war. Der so seltsam ferne, gleichmütige Himmel machte mich traurig. Oder die vielen lachenden Menschen, die so beziehungslos zu dem Himmel waren.” Das Wort “Himmel” ist hier zweideutig. Sie ahnt, dass hinter der vordergründigen Erscheinung eine tiefere Wirklichkeit verborgen ist. Der “ferne, gleichmütige Himmel” erinnerte sie an die Gottverlassenheit.

    “Ich könnte nicht leben ohne die  Bekenntnisse  des Augustinus.”

    Nur Tage später, an Ostern 1941, schrieb sie ihrer vertrauten Freundin Lisa: “Sonst habe ich den Augustinus bei mir, was mir verständlicherweise manche spöttische Bemerkung meiner neuen Schlafkameradinnen einträgt.” Sie war ergriffen von dessen Bekenntnis: “Du hast uns geschaffen hin zu Dir, und unruhig ist unser Herz, bis es ruht in Dir.” Wochen später gestand sie einer Freundin:  Ich könnte nicht leben ohne die  Bekenntnisse  des Augustinus.” Denn dieser Kirchenlehrer war zur Einsicht gelangt, wie sehr er nur um sein eigenes Ich kreiste. Er erkannte, dass das, wonach der Mensch sich wirklich sehnt, größer sein muss als das eigene Selbst.

    Sophies Rückzugsort wird das Tagebuch: “Ich war Samstag nachmittags in der Kirche. Ich kniete hin und versuchte zu beten.” Im Rückblick von Jahrzehnten deutete eine Ulmer Pastorentochter Sophies religiöses Erwachen so: “Sie war mit den Jahren beinahe katholisch geworden, so überkandidelt religiös, sonst hätte sie das auch nicht machen können.” An Ostern 1942 teilte Sophie ihrer Freundin Lisa mit: “Gestern sind wir ganz früh aufgestanden, um zur Osterliturgie in der Söflinger Kirche recht zu kommen.”

    Mitgefühl mit Zwangsarbeiterinnen

    Anfang Mai 1942 zog sie um nach München zum Studium; zunächst wohnte sie bei Carl Muth, dem Herausgeber der katholischen Monatsschrift Hochland. Da ihr Bruder Hans von den prächtigen Kirchen im bayerischen Oberland schwärmte, besuchten die beiden Anfang Juni die berühmte Wieskirche. An die vertraute  Freundin Lisa schickte sie eine Ansichtskarte, die den Kirchenlehrer Augustinus zeigt. Vom 27. Juni bis 12. Juli 1942 verfassten und verbreiteten Hans Scholl und Alexander Schmorell die ersten vier “Flugblätter der Weissen Rose”. Sophie war damals noch nicht eingeweiht. In dieser Zeit verfasste sie Gebete, die sie ihrem Tagebuch anvertraute: “Mein Gott, öffne doch mein taubes Herz, gib mir die Unruhe, damit ich hinfinden kann zu einer Ruhe, die lebendig ist in Dir.” Auch dieser Aufschrei zu Gott ist eine Frucht ihrer Augustinus-Lektüre. Der augustinische Duktus ist offenkundig; denn seine Bekenntnisse beginnen mit dem Gebet: “Unruhig ist unser Herz, bis es Ruhe findet in dir.”

    Im August und September musste sie in einem Ulmer Betrieb einen Kriegshilfsdienst ableisten. Neben ihr arbeitete eine russische Zwangsarbeiterin, die den brutalen Anweisungen der schreienden Vorarbeiter nur ein nicht verstehendes Lächeln entgegensetzte. Sophie Scholl zeigte Mitgefühl: “Ich freue mich, daß sie neben mir arbeitet, und versuche, das Bild, das sie von den Deutschen erhalten könnte, ein bisschen zu korrigieren. Aber auch viele der deutschen Arbeiterinnen erweisen sich freundlich und hilfreich, erstaunt darüber, auch in den Russen Menschen vorzufinden, und noch dazu solch unverbildete, denen Misstrauen etwas Fremdes ist.”

    “Jeden Abend bete ich.”

    Damals schrieb sie in ihr Tagebuch: “Jeden Abend bete ich. Um ein mitleidiges Herz bitte ich, wie könnte ich sonst lieben?” Auch der Römerbrief des Paulus gehörte zu den Quellen ihrer inneren Kraft. Bei der Lektüre erkannte sie, wie die ganze Welt erlösungsbedürftig und auch erlösungswürdig ist. Ende Oktober 1942 attackierte die 21-jährige Studentin die “schreckliche und entartete” Ideologie der Nationalsozialisten, der Sieg der Stärkeren sei ein Naturgesetz. In ihrem Ringen um Wahrheit stellte sie sich jener Gleichschaltung durch das NS-Regime entgegen: “Ja, wir glauben auch an den Sieg der Stärkeren, aber der Stärkeren im Geiste.”

    Am 4. Februar 1943 traf sich der Freundeskreis mit Theodor Haecker (Zur Erinnerung an Theodor Haecker, DT vom 7. April 2020). Sophie Scholl war beeindruckt von dessen persönlicher Ausstrahlung: “Seine Worte fallen langsam wie Tropfen, die man schon vorher sich ansammeln sieht, und die in diese Erwartung hinein mit ganz besonderem Gewicht fallen. Er hat ein sehr stilles Gesicht, einen Blick, als sähe er nach innen. Es hat mich noch niemand so mit seinem Antlitz überzeugt wie er.”

    Todesurteile von Hitler persönlich bestätigt

    Als Hans und Sophie Scholl am Donnerstag, den 18. Februar 1943, das sechste Flugblatt im Lichthof der Münchner Universität auslegten, wurden sie dabei entdeckt und umgehend verhaftet. Die Verhandlung fand vier Tage später im Justizpalast München statt. Die Todesurteile wurden bereits im Vorfeld vom “Führer” Adolf Hitler bestätigt. Mutig trat die Angeklagte Sophia Magdalena Scholl dem Vorsitzenden Richter Roland Freisler entgegen und sprach von “Gott, Gewissen und Mitgefühl”. Das Todesurteil “im Namen des Volkes” wurde nur Stunden später in München-Stadelheim vollstreckt. Kurz vor Sonnenuntergang wurden die Leichen auf dem Friedhof am Perlacher Forst beerdigt. In seiner Ansprache zeigte Pfarrer Karl Alt auf “die Sonne, die nie untergeht, sondern auch in die traurigsten und dunkelsten Herzen Trost und Kraft hineinstrahlt.”

  2. Simon

    Wenn sie euch aber wegführen und ausliefern werden, so sorgt nicht im Voraus, was ihr reden sollt, und überlegt es nicht vorher, sondern was euch zu jener Stunde gegeben wird, das redet! Denn nicht ihr seid es, die reden, sondern der Heilige Geist. Mk 13,11

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