ORGANSPENDE – DIE FRAGE DES TODES. Wer nicht Nein sagt, ist Organspender.

ORGANSPENDE – DIE FRAGE DES TODES

«Du sollst nicht töten» (2. Mo 20,13).

Als Arzt an der Medizinischen Hochschule in Hannover – einem Zentrum für Organtransplantationen – war ich noch von der Richtigkeit der Transplantationsverfahren überzeugt. Das änderte sich, als ich als Chefarzt – letztinstanzlich – einen Patienten auf der Intensivstation für tot erklären musste. Die Explantation wurde entsprechend den allgemeingültigen Kriterien durchgeführt. Dramatisch hat mir aber Gott deutlich gemacht, dass ich Ihn nicht gefragt habe – für Ihn ist Hirntod nicht gleich Ganzkörpertod, für Ihn ist das Gehirn nicht das wichtigste Organ, für Ihn besteht der Mensch ausserdem aus Leib und Seele und Geist (1.Thess 5,23).

Organentnahme setzt in vielen Fällen, zum Beispiel bei der Niere und der Knochenmarkspende, nicht den Tod des Spenders voraus. Es ist eine Lebendspende möglich. Die Entfernung des Herzens, der ganzen Leber und der ganzen Lunge setzt jedoch den Tod des Spenders voraus. Früher wurden diese Organe gleich nach dem Ganzkörpertod des Spenders verpflanzt und hatten, auch wenn sie nur kurz tot waren, eine schlechte «Angehrate», das heisst, der Transplantationserfolg war sehr gering. Im Dezember 1967 transplantierte Prof. Barnard erstmals erfolgreich ein Herz. Daraufhin wurden vier weitere Herzen weltweit transplantiert. Im August 1968 schlug die Kommission der amerikanischen Universität Harvard vor, den Hirntod als gleichbedeutend mit dem Tod des Menschen zu erklären. Danach stieg die Zahl der Herztransplantationen in den USA und weltweit rasant an.

Bei der Diagnose des Hirntods lassen sich in mehreren Untersuchungen zu verschiedenen Zeitpunkten keine Gehirnaktivitäten mehr messen. Ob aber der betreffende Mensch dann auch keine seelischen Empfindungen mehr hat, die ja nicht messbar sind, lässt sich nicht feststellen. Jedenfalls produziert das «hirntote» Gehirn im Falle von hirntoten Frauen noch Hormone, die die Schwangerschaft steuern, bis das Kind erfolgreich zur Welt kommt.

Der Hirntod wird heute oft mit dem Tod des Menschen gleichgesetzt. Dieser Tote hat aber Organe, die gerade sehr lebendig sein sollen, sein müssen, damit sie erfolgreich transplantiert werden können. Sind sie es nicht, dann «gehen sie nicht richtig an». Die Krankenkassen bezahlen festgelegte Preise für entnommene Organe: Der (Hirn-)Tote wird auf der Intensivstation sehr aufwändig weiterbeatmet und -gepflegt, damit die Organe, wenn man sie braucht, in bestem Zustand entnommen werden können. Die Krankenkassen zahlen also für die oft tagelange Pflege eines angeblich Toten. Nach den Organentnahmen werden die Beatmung und alle Infusionen abgeschaltet – erst jetzt ist der Mensch «richtig» tot. Was war er dann aber vorher? Jedenfalls war er nicht ganz körpertot.

Spätestens seit wir erlebt haben, dass «hirntote» Frauen sogar Kinder ausgetragen haben, müssten wir unsere Diagnose und unser ganzes Gedankengebäude von Hirntod und Transplantation hinterfragen. Die Krankenkassen zahlen für die lebenden Organe eines Hirntoten. Erst nach dem Herztod sind auch alle Organe tot – dann bringt die Organtransplantation nichts mehr.

Gemäss 3. Mose 17 liegt das Leben jedes Fleisches in seinem Blut: «Denn die Seele des Fleisches ist im Blut» (3.Mo 17,11). Es heisst also nicht: Das Leben liegt in seinem Gehirn oder Kopf oder ähnlichem, sondern in seinem Blut. Das bedeutet auch: Erst wenn das Blut nicht mehr fliesst, ist der Mensch bei Gott tot. Dann erübrigt sich aber auch jede Transplantation, da dann die Organe auch nicht «angehen».

Als Notarzt wird man auf der Strasse niemals allein nach neurologischen Kriterien entscheiden, ob jemand tot ist. Tot ist der Mensch erst dann, wenn das Herz nicht mehr schlägt, der Kreislauf beendet ist, ebenso die Atmung, zum Schluss auch das Gehirn keine Reflexe mehr zeigt. Ärzte messen also mit zweierlei Mass den Tod des Menschen: einmal zum Zwecke der Organentnahme und zum anderen wie allgemein verständlich und gültig. Genau genommen ist der Hirntote also im Sterbensprozess: Ohne künstliche Beatmung würde das Herz rasch stillstehen, der Mensch wäre bald tot, aber er ist eben noch nicht ganz tot. Somit ist Hirntod nicht gleich Ganzkörpertod.

Nun zur anderen Seite: die der Organempfänger. Transplantierte Organe «gehen» nur bei eineiigen Zwillingen ohne Medikamente «an». Für alle anderen Menschen gilt, dass wir durch unsere Körperabwehr (Immunologie) alles Fremde abwehren, also auch andere Organe. Diese Fähigkeit hat Gott geschaffen. Daher muss die Körperabwehr bei dem Organempfänger ein Leben lang mit sehr starken Medikamenten unterdrückt werden. Dies hat entsprechende Folgen: Die Infektionsrate dieser Menschen ist stark erhöht, ebenso Bluthochdruck, Zuckerkrankheit, Osteoporose etc. Besonders aber ist das Krebsrisiko um das mindestens 15-fache gegenüber der Normalbevölkerung erhöht. Daher bin ich überzeugt, dass eine lebenslange chemotherapieähnliche Unterdrückung der Körperabwehr nach der Transplantation nicht gottgewollt ist.

Obwohl die Menschen schon früher die inneren Organe wie Herz und Nieren kannten und obwohl Gott, der Schöpfer, auch Schöpfer des Gehirns ist, wird das Wort «Hirn» oder «Gehirn» in der Bibel nicht erwähnt. In der Bibel ist das Herz das Zentrum des Lebens. Tote sind in der Bibel immer ganz tot, nicht nur nach bestimmten Kriterien.

Nach dem Wort Gottes ist unser Körper ein Tempel des Heiligen Geistes (1.Kor 6,19), das heisst, er gehört uns nicht. Wir haben uns nicht selbst erschaffen. Auch meine Niere, meine Lunge, mein Herz gehören nicht mir, sondern Gott. Ihm gegenüber bin ich verantwortlich. Ihn allein muss ich fragen: «Willst Du, Gott, dass ich meine Organe weitergebe?» Natürlich kenne ich die Not und das Leid vieler Patienten, die auf ein neues Herz, eine neue Lunge hoffen. Letztendlich hoffen sie aber, dass jemand für sie stirbt.

Bestimmte Begriffe sind in der Bibel grundsätzlich wichtig, so wie «die Grenze». Es heisst, «verflucht ist, wer die Grenze eines anderen versetzt» (5.Mo 27,17), das heisst, nicht nur seine Grundstücksgrenze versetzt, sondern nach meiner Meinung jede Grenze des anderen, also auch die Grenze zwischen Leben und Tod. Es heisst auch: «Du sollst nicht begehren nach allem, was dein Nächster hat» (2.Mo 20,17) – auch nicht sein Herz, seine Lunge, seine Leber etc. Viele schwerkranke Menschen hoffen, dass sie bald ein neues Herz oder eine neue Leber bekommen. Sie wollen «gar nicht wissen, von wem das neue Organ kommt» (Zitat zahlreicher Patienten). Sie hoffen letztlich auf den Hirntod eines anderen Menschen, um dessen Organe zu begehren.

Gott hat in Seiner Schöpfung alles sehr gut gemacht, gerade auch den Menschen (1.Mo 1,31), also auch seine Körperabwehr. Damit wird der Mensch auf grossartige Weise gegen alles Fremde geschützt. Diese Körperabwehr muss nun beim Patienten, der ein fremdes Organ erhält, ein Leben lang massiv unterdrückt werden – also entgegen der schöpfungsgemässen Ordnung.

Es heisst in der Bibel auch: «… wir leben oder sterben, so sind wir des Herrn» (Röm 14,8). Wir gehören nicht uns selbst, auch nicht unser Körper. Und so, wie der Ruf in Bezug auf die Forderung nach Abtötung eines Ungeborenen (Abtreibung) falsch ist: «Mein Bauch gehört mir!», so gehören auch unsere Organe nicht uns selbst, sondern Gott.

Ich kann also auch keinen Organspende-Ausweis haben, worauf ich meine Spendenbereitschaft ausdrücke, ohne – letztendlich – das Einverständnis Gottes dafür zu haben. Wir müssen Ihn, und nicht die Kirchen oder die Ärzte oder die Juristen, fragen: «Willst Du, Gott, dass ich meine Organe spende bzw. dass ich fremde Organe in meinen Körper, der Dir gehört, aufnehme?» Gott sagt aber auch manchmal Ja zu Ausnahmen von der Regel, wie Beispiele aus dem Alten Testament zeigen. Von daher könnte ich mir vorstellen, dass bei Lebend-Organspenden solche «göttlichen Ausnahmen» möglich sind. Aber es ist immer noch Gott, der das entscheidet. Ihn müssen wir fragen! Selbst in der Präambel zum deutschen Grundgesetz wird betont, dass wir alle Dinge in Verantwortung vor Gott tun sollen.

Dr. med. Peter Beck, ehemaliger Chefarzt an der Klinik für Innere Medizin der Rems-Murr-Klinik Waiblingen. Zuvor war er Arzt in einem Zentrum für Organtransplantationen. (Horst Stricker)

Kommentare

  1. Herr S.

    Die Hinweise des Herrn Dr. med. Beck auf 3. Mose 17,11 (ebenso 3. Mose 17,14) sind mir für mein Verständnis der Bedeutung des Blutes in der Bibel und speziell im altjüdischen Thorarecht außerordentlich wertvoll.
    Wenn nach altjüdischem Verständnis bzw. Glauben die Seele bzw. das Lebensprinzip eines Menschen bzw. Tieres im Blut steckt, so werden mir die Verbote des Blutverzehrs, das Verbot erstickte nicht ausgeblutete Tiere zu verzehren , das sachgerechte Schlachten, die spezielle Art der Tieropferung und vieles mehr wesentlich verständlicher.
    Auch das Bestreichen der Türpfosten mit dem Blut der geopferten Tiere vor dem Auszug aus Ägypten und nicht zuletzt sowohl das letzte Abendmahl sowie Jesu Opfer am Kreuz für unsere Sünden etc.. .

  2. Robert

    In Brasilien werden die Straßenkinder der armen Bevölkerung förmlich wegen ihren begehrten Organen wie Tiere ausgeweidet, weil der Reiche mit viel Geld und Einfluß unbedingt Organe braucht um in seinem Reichtum weiter angenehme leben zu können. Hier wird doch alles pervertiert was nur vorstellbar ist. Ja, was dort die Organ-Mafia bewerkstelligt, soll in Europa alles legal laufen, indem man alles freiwillig um des “Humanismus” willen macht. Alles nur verlogene Weltpolitik. Gott hat das Leben gegeben, und Gott darf es auch zu seiner Zeit wieder es nehmen. Zu danken für das Leben, aber auch wieder in Dankbarkeit wieder zu ihm zu gehen, wenn er es zurückfordert, das ist die wahre Stärke eines erfüllten und wirklich gelebten Lebens.

  3. Herr S.

    Rahemiel, Sie können gerne über mich und meine Auffassungen zum Thema Organspende und sog. “Hirntod” respektlos spotten und lachen – stichhaltige Gegen-Argumente haben Sie bislang jedenfalls nicht vorgebracht.

    Als graduierter Naturwissenschaftler habe ich jedenfalls schon mit Medizinern diesbezüglich kontrovers und auf Augenhöhe diskutiert, ohne dass deren Argumente mich bislang überzeugen konnten.

  4. Herr S.

    Der sog. “Hirntod” ist NICHT der Tod des Menschen.
    Denn nach dem Tod, der irreversiblen Trennung der unsterblichen Seele vom Körper, tritt unwiderruflich die Verwesung des Körpers ein.
    Das ist beim sog. “Hirntod” nicht der Fall – zudem gab es hierbei schon genügend Fehldiagnosen.

    Die angebliche “Todes”-Definition “Hirntod” haben sich transplantationsgeile Mediziner ausgedacht, um für sich Ruhm und Geld zu generieren.

    Vor der Ewigkeit für die unsterbliche Seele ist dagegen die Verlängerung des irdischen Lebens durch eine Organtransplantation um ein paar Jahre eine geradezu unbedeutende Zeitspanne!

    Aus all diesen Gründen lehne ich für mich sowohl eine Entnahme lebenswichtiger Organe wie auch den möglichen Empfang solcher strikt ab.

    Ich habe das schriftlich festgelegt.

    Aber wenn es zu der von Spahn beabsichtigten Widerspruchslösung kommt, kann man nicht mehr sicher sein, dass solche Widerspuchsfestlegungen nicht im Einzelfall auch mal schlicht “übersehen” werden und einem trotzdem lebenswichtige Organe entnommen werden…

    Inzwischen versucht die Transplantationslobby ihre Agenda auch mit zahlreichen semantischen Tricks voranzubringen.
    So wird z.B. oft schon nicht mehr von dem doch in Folge Aufklärung mancher Bürger nicht mehr so eingängigen “Hirntod” sondern vorsichtiger vom “irreversiblen Hirnfunktionsausfall” gesprochen. Hört sich wissenschaftlich-seriöser an, bezweckt jedoch das Gleiche wie der alte Begriff:
    Dieser Mensch sei tot, der tote Körper habe keine menschliche Seele mehr und seine Organe dürfen deshalb entnommen werden. Dann ist er natürlich wirklich und sicher tot!
    Allerdings existieren inzwischen zahlreiche gut belegte Beispiele entsprechender Fehldiagnosen angeblichen “Hirntods”, wo die Patienten wieder genasen. Ein solches eindrucksvolles Beispiel nannte mir mein Neurologe – vorgestellt auf einer medizinischen Fachtagung vor einigen Jahren, bei der eine gottlob für Transplantationen zu alte Frau nach EHEC-Infektion am HUS-Syndrom erkrankte und es zum totalen Hirnfunktionsausfall kam. Wider ärztlichem Erwarten genas aber die Frau wieder völlig.Das ist nur eines von zahlreichen mir bekannten Beispielen entspr. ärztlicher Fehldiagnosen, die im Falle festgestellten “Hirntods” und anschl. Organentnahmen für den Organgeber absolut tödlich wären.

    Wenn es zur von J. Spahn präferierten doppelten Widerspruchsregelung für Organentnahmen käne, wäre gerade für gläubige Christen im Falle möglicher “Heilung” durch Organtransplantation die 6. Vaterunserbitte höchst aktuell:

    “Und führe und nicht in Versuchung”.

    Zudem sei aus dem Evangelium an des Herrn ernste Mahnung in Mk8,35 erinnert:

    “Wer sein [irdisches] Leben retten will, wird es [das ewige Leben] verlieren. …”

    • Herr S.

      Als gläubiger Christ habe ich im Gegensatz wohl zu Ihnen, Rahemiel, immer an die Unsterblichkeit der Seele und das ewige Leben nach dem irdischen Tod geglaubt.

      Eindrucksvoll wird mein diesbezüglicher christlicher Glaube durch sog. Nahtoderfahrungen (NTE) gestützt und bestätigt, die viele Menschen – auch völlig Ungläubige – gemacht haben.

      In einschlägigen durchaus seriösen Büchern wie z.B. das des holländ. Kardiologen Pim van Lommel “Unendliches Bewusstsein” oder das des in evangelischer Theologie ausgebildeten Pädagogen Jörgen Bruhn “Blicke hinter den Horizont ” wird unspektakulär aber beeindruckend über NTE berichtet.

      Man muss halt bereit und offen sein, über den eigenen Tellerrand zu blicken und so etwas mit durchaus wachem und kritischem Verstand aber unvoreingenommen zu lesen…

    • Herr S.

      Es ist übrigens keineswegs arrogant festzustellen, dass in Folge Entnahme lebensnotwendiger Organe aus dem Körper der betr. -sterbende aber eben noch nicht bereits tote – Mensch wirklich und unwiederbringlich stirbt.

      Und zwar wegen eben des Fehlens dieser notwendigen Organe, die eben einem oder mehreren Empfängern eingesetzt werden. Als darum wissenden Empfänger würde ich mich da zum Hehler machen.

      Gegen das 5. Gebot versündige ich mich, wenn ich einen Menschen -außer in Notwehr – töte. Gegen medizinische Behandlung habe ich natürlich nichts einzuwenden, aber eben nicht um JEDEN Preis.

      Sie mögen meine Haltung als “obskur, bekloppt, lächerlich” oder sonstwas diffamieren – das ist wohl Ihrerseits als gezielte Beleidigung gedacht, weil Sie sich gläubige Christen offenbar in einem schlichten Vorstellungsvermögen nur als Volltrottel denken können.

      Da nicht sein kann, was nicht sein darf, bezweifeln Sie sowohl die fachlich-berufliche Qualifikation des Dr. Beck wie auch die meinige.

      Da kann ich nur sagen: Viel Spaß im Verharren des eigenen begrenzten und vorurteilsbehafteten Weltbildes und Vorstellungsvermögens, Rahemiel.

      ÜBERZEUGEN können Sie uns auf diese Art und Weise aber nicht.

      • Herr S.

        Ein JW?

        Nein, bin ich nicht – “nur” ein ganz normaler glaubensbekenntnistreuer Christ – wofür ich Sie NICHT halte…

        Eine Diskussion würde ich unser Streitgespräch nicht nennen – dazu kommen Sie statt argumentativ mir zu respektlos-trollig-beleidigend rüber.

        Ich halte einen weiteren Disput mit Ihnen für sinnlos und kann übrigens gut nachvollziehen und verstehen, dass ali viele Ihrer Beiträge hier löscht.

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