Paul Gerhardt – zum 400. Geburtstag des großen Liederdichters

Preisfrage: wessen Texte gehören neben Grimms Märchen und Luthers Bibelübersetzung zu den bekanntesten in deutscher Sprache? Die Antwort mag verblüffen: die Lieder von Paul Gerhardt. Bis heute werden sie in Gemeinden, Gottesdiensten und auch außerhalb der Kirche gesungen. Seit fast 400 Jahren. Und diese Lieder haben Kraft. Unzählige Menschen sind durch sie gestärkt, getröstet, näher zu Gott hingezogen worden. Wo hatte der Mann diese Ausdrucksstärke her?


Paul Gerhardt wurde am 12. März 1607 in Gräfenhainichen geboren. Mit zwölf verliert er seinen Vater, mit 14 die Mutter. Er kommt auf die Fürstenschule nach Grimma und danach an die Theologische Fakultät in Wittenberg. Dort lebt er über 15 Jahre, ohne einen ordentlichen Abschluß zu erwerben. Allerdings beginnt er dort, “gesunde Lieder” auf der Grundlage der Bibel zu schreiben.


September 1643 kommt er nach Berlin und trifft dort auf den Kantor der Nikolaikirche, Johann Crüger. Seine Melodien verleihen Paul Gerhardts Texten Flügel, außerdem gibt er ein Gesangbuch heraus, das seinen Liedern weite Verbreitung gibt.


Erst mit 44 übernimmt er eine Pfarrstelle in Mittenwalde. Und das gleich nach dem 30-jährigen Krieg. Land und Leute sind ausgeblutet. Paul Gerhardt erweist sich als treuer Diener der Gemeinde Christi und Freund der einfachen Leute.


Aber auch eigenes Leid bleibt ihm nicht erspart. Drei Jahre später heiratet er Anna Maria Berthold. Ihre erste Tochter stirbt 1657 mit nur acht Monaten. Drei weitere Kinder müssen die Gerhardts früh begraben. Nur ein Sohn überlebt sie.


Von Mittenwalde geht es dann nach Berlin an die Hauptkirche St. Nikolai. Auf dem Höhepunkt seiner Laufbahn gerät er in Konflikt mit der weltlichen Macht: sein Landesfürst Friedrich Wilhelm verlangt Gehörsam in Glaubensfragen. Gerhardt verweigert diesen und wird daraufhin verstoßen. Würden zeitgenössische christliche Musiker auch so mit ihren Plattenbossen verfahren?


Zuletzt übt er ab Sommer 1669 den Pfarrberuf in Lübben aus. Nachdem seine Kräfte immer mehr abnehmen, stirbt er am 27.05.1676.


Seit 400 Jahren ist er stets in den Charts – ohne es sich jemals ausgesucht zu haben. Sein Leben war von Leid und doch einer tiefen Verbindung zu seinem Gott gekennzeichnet. Aus dieser Beziehung heraus entstehen Lieder, die Kraft haben. Nicht aus einer jugendlichen Laune heraus und auch nicht aus den Kalkulationen eines wie auch immer gut gemeinten Musikmarketings.

Kommentare

  1. Frank Abbas

    Christsein ist nicht Hallotria

    Hallo,
    in dem Lebenslauf vom Paul Gehardt wird deutlich, dass das Christsein nicht immer ein Leben im Aufwaertstrend ist. Auch ist das Bekenntnis zu Christus keine steigerung des weltlichen Lebensnivau oder eine konservative Stecknadel.
    Jesus Christus starb nackt am Kreuz und das fuer die, die ihn kreuzigten. Christusnachfolge ist der schmale steile Weg und keine Beigabe zum Mainstreamleben.

    Frank Abbas

  2. horstmann

    Paul Gerhardt

    Ich möchte mich von Herzen für diesen Beitrag bedanken ! Euer Bruder und Mitarbeiter für die sache des Herrn! Faxmission und Schriftenvermittlung
    Familie C. Horstmann
    36320 Kirtorf

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