William Carey – ein Leben für Indien

Es ist eine weit verbreitete Meinung heutzutage, dass christliche Mission andere Kulturen zerstören und sie ihrer Identität berauben würde. Der Engländer William Carey (1761-1834) ist ein leuchtendes Beispiel dafür, dass das Evangelium nicht bloß “Pie in the Sky” ist, sondern schon die diesseitigen gesellschaftlichen Verhältnisse nachhaltig zum Positiven verändert.


Naturwissenschaft


William Carey war der Botaniker, der seinen Namen einem indischen Eukalyptusbaum gab (Careya herbacea). Er war der Erste, der in Indien eine Gesellschaft für Botanik gründete. Er hat in Indien die ersten Bücher zum Thema Botanik, Pflanzenkunde, Naturwissenschaft, Gartenpflege, Naturgeschichte geschrieben und gedruckt. In seinem Garten pflegte er viele schöne und seltene Pflanzen. Er unterrichtete oft zum Thema Naturwissenschaft.


Carey glaubte, daß Gott Pflanzen und Tiere geschaffen hat. Alles war gut, alles soll Gott, den Schöpfer preisen. Die Menschen dürfen die Schöpfung Gottes studieren, pflegen und Gott die Ehre geben.


Bibelverse: 1.Mose 1,27-30


Die Hindus glauben, daß die Natur nur eine Illusion sei, und daß auch Seelen gefangen sind in allen möglichen Tieren. Das führt dazu, daß man zum Beispiel keine Mücken töten darf, denn man weiß ja nicht, ob nicht vielleicht in der Mücke die Seele eines Menschen weiterlebt. Die Insekten sind gleichviel wert wie Menschen. So wird der Hindu die Ratte, die ihm das Essen seiner Kinder stiehlt, nicht umbringen, sondern anbeten. Er wird auch nicht den Wunsch haben, Tiere und Pflanzen zu beobachten für wissenschaftliche Zwecke. Interessanterweise sind noch heute die wissenschaftlichen Schulbücher in Indien in Englisch geschrieben.


Bibelverse: 2.Mose 20,4-6


Ingenieurswissenschaften


William Carey war der Erste, der die Dampfmaschine in Indien einführte. Er war auch derjenige, der das erste indische Papier für die Druckerei herstellte. Er hat Inder angeleitet, mit am Ort erhältlichen Materialien seine Maschine nachzubauen.


Wirtschaftswissenschaft


William Carey war der Erste, der in Indien die Idee der Banken einführte. Er hat gegen die Wucherei und Bestechung gekämpft. In einer Kultur, wo die Zinsen bis zu 100% gehen und alles nur mit Bestechung läuft, kann keiner investieren und die Wirtschaft kann sich nicht entwickeln. Er hat dafür gekämpft, daß Europäer in das Land investieren und so die Wirtschaft fördern.


Carey glaubte an einen gerechten Gott, der Gerechtigkeit will.


Bibelverse: 2.Mose 22,24; Nehemia 5,7; Psalm 15,5; Sprüche 28,8


Medizin


William Carey war der Erste, der für eine humane Behandlung der Aussätzigen kämpfte. Bis dahin wurden die Leprakranken aus der Gesellschaft ausgeschlossen, ausgestoßen. Die Aussätzigen wurden oft auch bei lebendigem Leib verbrannt oder lebendig begraben, da die Hindus glaubten, daß ein gewaltsames Ende ihren Körper reinigen würde und die Wiedergeburt in einem gesunden Körper ermöglichen würde.


Carey glaubte, daß die Liebe Jesu auch den Aussätzigen gilt – deswegen sollte man ihnen auch helfen und sie pflegen.


Drucktechnik


William Carey hatte die erste Druckerpresse in Indien. Er hat die moderne Technik des Druckens und Publizierens nach Indien gebracht, weiterentwickelt und gelehrt. Er hatte zu seiner Zeit die größte Presse in Indien: Die Missionsdruckerei in Serampore. Sie belieferten alle anderen Druckereien des Landes mit Druckbuchstaben.


Massenkommunikation


William Carey war der Herausgeber der ersten Zeitung, die je in einer asiatischen Sprache gedruckt wurde. Carey war der Meinung, daß neben allem Einsatz für die Wahrheit und den wahren Glauben, das Christentum auch den freien Austausch der Meinungen sucht. Durch seine englische Zeitung, Friend of India, konnte eine Bewegung entstehen, die die soziale Reform Indiens in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts möglich machte.


Landwirtschaft


William Carey war Begründer der Gesellschaft für Landwirtschaft und Gartenbau im Jahre 1820, dreißig Jahre bevor es so etwas in England gab! Carey, nachdem er eine systematische Studie der indischen Landwirtschaft betrieben hatte, publizierte Artikel zur Landwirtschaftsreform in der Zeitung Asiatic Researches und zeigte Mißbräuche und Mißwirtschaft auf.


Warum hat sich Carey mit diesem Thema beschäftigt? Er wurde nicht dafür bezahlt, er war schockiert zu sehen, wie große Teile eines herrlichen Landes durch Ausbeutung und Mißwirtschaft zur Wüste gemacht wurden.


Forstwirtschaft


William Carey war der erste Mann in Indien, der Artikel verfaßte zum Thema Forstwirtschaft. Es war 50 Jahre bevor die Regierung die ersten Versuche unternahm, Wälder zu erhalten. Carey gab damals schon praktische Anweisungen zur Baumbepflanzung zu verschiedenen Zwecken.


Warum handelte Carey so? Er glaubte an die Verantwortung des Menschen für die Erde.


Literatur


William Carey war der Erste, der wichtige religiöse und philosophische Werke der Hindus, wie die Ramayana und Samkhya, ins Englische übersetzte und publizierte. Carey war es zu verdanken, daß die Sprache der Leute in Bengal, Bengali, zu einer feinen, literarischen Sprache Indiens wurde. Vor Carey wurde sie als nur passend für Dämonen und Frauen betrachtet. Carey schrieb auch evangelistische Gedichte und Lieder in Bengali, um den Indern die Liebe zu dieser Ausdrucksform nahe zu bringen. Carey war es auch, der das erste Wörterbuch in Sanskrit (die heilige Sprache, Sprache der Gelehrten) für Studenten schrieb.


Was war Careys Motivation? William Carey konnte mit den religiösen Hindus diskutieren und da er ihre heiligen Bücher gut kannte, konnte er sie mit ihren eigenen Schriften widerlegen. Das war entscheidend bei der Frage der Kinderopfer und Praxis der Witwenverbrennung. Warum hatten die Hindus nicht diesen Wunsch gehabt, ihre eigenen heiligen Schriften zu übersetzen?


Die Hindus hatten offenbar nicht das Bedürfnis, ihre heiligen Schriften zu übersetzen. Sie sind erstens nur für eine kleine Gruppe von Privilegierten gedacht und außerdem müssen sie nicht einmal verstanden werden. Der Klang allein ist schon segnend.


Erziehung, Schulung


Carey war ein englischer Schuhmacher, der ein Professor für Bengali, Sanskrit und Marathi am Fort William College in Kalkutta wurde. Carey hat Dutzende von Schulen für Kinder aller Kasten gegründet. Er war der Erste, der auch Mädchen und Unberührbare unterrichtete. Er hat auch die erste Universität (College) in Asien und die erste Bibelschule (Theologische Ausbildungsstätte) in Serampore gegründet.


Warum tat er dies? Er wollte die Menschen, die in Aberglaube und Unwissenheit gebunden waren, befreien. Die Erkenntnis der Wahrheit wird sie befreien.


Warum war dies in all den Jahren vorher nicht möglich gewesen? Die religiöse Kultur Indiens hat bewußt Jahrtausende die große Masse der Bevölkerung in Unwissenheit gelassen. Sie hatten keinen Zugang zur Bildung. Ob Hindus, moslemische Regenten oder britische Kolonialisten, alle haben sich den hohen Kasten angepaßt und absichtlich die Massen in Unwissenheit und Gebundenheit gelassen. Indem sie die Menschen versklaven, können sie ihre Macht ausüben und ihren Gewinn aus ihnen ziehen, sie ausbeuten.


Mathematik, Astronomie


William Carey führte ein in die Wissenschaft der Astronomie.


Der Grund: Er wußte, daß der Mensch geschaffen worden ist, um die Natur zu erforschen (Psalm 111,2). Die Himmelskörper hat Gott uns als Hilfe für diese Aufgabe geschaffen. Sie sind uns gegeben als Zeichen, die unserem Raum Richtung geben (Ost, West, Süd, Nord) und unsere Zeit einteilen (Tag, Nacht, Kalender…) Raum und Zeit ermöglichen uns das Studium der Geographie und Geschichte. Durch das Studium der Astronomie lernen wir unsere Zeit einzuplanen. Wir lernen auch einiges über Gottes Größe, Herrlichkeit und Macht zu ahnen. So sollen wir die kosmischen Gegebenheiten sorgfältig studieren, unsere Zeit verantwortungsvoll einplanen und Gott die Ehre geben.


Bibelverse: 1.Mose 1,14-19; Psalm 104,19; Römer 1,19-20; Psalm 19; Matthäus 4,24; 17,15


Carey hatte gesehen, welch zerstörerische Auswirkung die Astrologie auf das Volk hatte: Fatalismus, Aberglaube, Angst, und eine Unfähigkeit, seine Zeit zu organisieren und zu nutzen. Die Himmelskörper wurden als Götter betrachtet, die das Leben der Menschen kontrollieren.


Bibelverse: 5.Mose 4,19; Jesaja 47,13-14; Apostelgeschichte 19,19-20


Bibliothekarswissenschaft


William Carey führte die Idee von Leihbibliotheken nach Indien ein. Während die Briten die Schiffe mit Waffen und Munition füllten, bestellte Carey jede Menge Bücher aus England. Careys Ziel war, bald genügend einheimische Literatur zu haben, jedoch, bis es so weit war, wollte er den Indern Wissen und Information aus aller Welt beschaffen, damit ihr Geist aufblühen kann und sie schnell ihr Defizit anderen Kulturen gegenüber aufholen können.


Sozialkunde


William Carey war der erste Mann, der aufstand gegen die Unterdrückung der Frauen und die damit verbundenen Morde. Die britische Herrschaft hatte diese Mißstände hingenommen, als zur Kultur und Religion gehörend. Carey begann mit Nachforschungen, beides in der Gesellschaft und in den religiösen Schriften. Er schrieb Artikel, um die Aufmerksamkeit der Leute zu gewinnen, und er verfaßte Protestschriften für Bengal und England. In seiner Stellung als Professor tat er alles, um seine Studenten zu bewegen, dieses Unrecht zu bekämpfen. Carey eröffnete Schulen für Mädchen. Er ermöglichte Witwen, wieder zu heiraten. Er betete täglich 25 Jahre lang dafür, daß Gott diesen sündhaften Sitten ein Ende machen würde. Nach 25 Jahren Kampf, im Jahr 1829, durfte er mit großer Freude erleben, daß die Witwenverbrennung gesetzlich verboten wurde.


Warum handelte Carey so? Warum waren diese Ungerechtigkeiten in den Augen der Hindus kein Unrecht? Der Mann in Indien unterdrückte die Frau durch Polygamie, Mädchenmord, Kinderheirat, Witwenverbrennung, Euthanasie und erzwungenen Analphabetismus, alles im Namen der Religion! Eine Gesellschaft, die keine Offenbarung von einem lebendigen Schöpfer kennt, bestimmt von sich aus, welcher Stein ihm als Gott dienen soll (Sprüche 29,18). So kann der Mensch auch bestimmen, daß der Ehemann der Gott der Frau ist. Sie muß ihn anbeten und ihm dienen. Sie lebt nur für ihn. Also hat nach dessen Tod ihr Leben keine Bedeutung mehr.


William Carey dagegen glaubte, daß Gott der Schöpfer seinen Geschöpfen Bedeutung und Auftrag gegeben hat. Gott sagt dem Menschen, wie er leben soll, wie Mann und Frau miteinander leben sollen. Der Mensch kann nicht einfach leben wie er will. Das Leben einer Frau gehört nicht ihr selber, auch nicht ihrem Mann. Es gehört Gott. Und Gott hat uns nicht das Recht gegeben, dieses Geschenk des Lebens wegzuwerfen. So war es für William Carey klar, daß “Sati” Sünde ist. Das gab ihm die Kraft, dagegen zu kämpfen.


Verwaltung


Als Willam Carey nach Indien kam, war er quasi illegal eingereist, da die britische Verwaltung verhindern wollte, daß Missionare im Land tätig werden. So mußten sich Carey und seine Mitarbeiter im dänischen Territorium, Serampore, niederlassen. Als die Briten für ihre Eliteschule keinen Professor für Bengali fanden, wurde William Carey, der als Experte in dieser Sprache galt, angefragt. So hat Carey während 30 Jahren am Fort William College in Kalkutta unterrichtet. Sein Einfluß in dieser Zeit auf die britische Verwaltung war, daß sich diese von einer ausbeuterischen zu einer sozialen Verwaltung verwandelte.


Philosophie


William Carey hat geglaubt, daß Ethik und Moral nicht von der Religion zu trennen sind. Er hat gepredigt, daß die Menschen Sünder sind, Vergebung der Sünde und Befreiung von der Macht der Sünde brauchen. Er hat gelehrt, daß die Sünde uns von Gott trennt, und wir deshalb Gott nicht gefallen können ohne Heiligung. So konnte nur wahre geistliche Erfahrung gemacht werden, wenn der Mensch Buße über seine Sünde tat. Diese Ansicht war revolutionär für Indiens religiöse Welt von damals. Denn damals war man der Ansicht, daß das menschliche Selbst auch das göttliche Selbst ist. Der Mensch ist Gott, sein Geist kann also nicht sündigen. Das menschliche Selbst wird verführt und hält sich für getrennt von Gott. Was der Mensch also braucht, ist Erleuchtung, Erfahrung seiner Göttlichkeit, die sogenannte Selbstverwirklichung. Diese Ablehnung der Sündhaftigkeit des Menschen und dafür die Betonung der mystischen Erfahrung des Menschen und seiner Göttlichkeit, machte es möglich, daß man in Indien gleichzeitig sehr religiös und dabei sehr unmoralisch leben konnte.


Bibelverse: 1.Johannes 1,8 – 2,1


Nachdem Raja Ram Mohun Roy, einer der größten Hindu-Gelehrten des 19. Jahrhunderts, in Kontakt mit Carey kam, fing er ernsthaft an, die Hindu-Spiritualität in Frage zu stellen. Er sagte Folgendes: “Das Ergebnis meiner langen und ununterbrochenen Suche nach religiöser Wahrheit war, daß ich die Lehre von Jesus Christus förderlicher für moralische Grundsätze und besser geeignet für rationale Geschöpfe erfunden habe, als irgend etwas anderes.”
Der Mensch braucht Vergebung, nicht Erleuchtung!


Geschichte


William Carey ist der Vater der indischen Renaissance des 19. Jahrhunderts. Im 11. Jahrhundert hatte Indien einen Höhepunkt seiner Entwicklung erlebt. Danach kam der Niedergang durch Mystizismus, Askese, Okkultismus, Aberglaube, Götzenverehrung, Hexerei, unterdrückende Glaubensüberzeugungen und -praktiken. Die Invasion, Ausbeutung und politische Beherrschung machte alles noch schlimmer. In diese Situation hinein kam Carey und er bewirkte den Anfang einer Reform. Er sah Indien nicht als ein Land zum Ausbeuten, sondern als ein Land, das seinem Himmlischen Vater gehörte, ein Land, das geliebt werden soll und dem man dienen soll. Er sah eine Gesellschaft, in welcher die Wahrheit und nicht Unwissenheit regieren soll. Er glaubte, daß Gottes Abbild im Menschen ist und nicht in Götzen – deshalb nahm er sich der unterdrückten Menschen an. Er glaubte, daß die Natur verstanden und gepflegt – und nicht gefürchtet, besänftigt oder angebetet werden soll. Der Intellekt war da, um entwickelt und nicht verleugnet zu werden. Literatur und Kultur sollten dem Menschen als Genuß dienen – und nicht als Einbildung (maya) abgetan werden. Seine geistliche Haltung, die großen Wert auf die Liebe zu Gott und die Liebe zu den Mitmenschen legte, gab den Anstoß zu einer Reformation, einer Erneuerung und Modernisierung der indischen Kultur.


>> Wer war William Carey noch?

Kommentare

  1. alin

    Draga Lidia,

    multumesc pentru incurajarea. Ce ma impresioneaza pe mine foarte mult la W.Carey este ca el a patruns societatea indiena…o dovada ca Evanghelia nu este doar o poveste frumoasa.

    Pacea Domnului,

    Alin

  2. Lidia

    salutari

    chiar de curand ma uitam pe cartea lui William Carey si am vazut ce mari transformari poate face Domnul in viata celor din jurul nostru.
    El sa fie cu tine in tot ce faci ptr El!!!

  3. Zeromancer

    Ach ja…

    Natürlich ist es gut anderen kulturen zu helfen, wenn sie Entwicklungsprobleme haben, aber kein Mensch hat das recht den Glauben einer Kultur zu verändern!
    Wenn man in unseren breiten an Gott glaubt, dann ist das wohl ein erbe, aber das muß nicht auf die ganze Welt ausgebreitet werden!
    Euer Gott muß nicht der gott aller Menschen sein-auch wenn ihr das gerne hättet!

  4. Zeromancer

    Stimmt

    Es ist eine weit verbreitete Meinung heutzutage, dass christliche Mission andere Kulturen zerstören und sie ihrer Identität berauben würde.

    Damit habt ihr ins schwarze getroffen-da hätte der Artikel enden sollen!

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