Menschen sollen geliebt werden und Dinge sollen benutzt werden. Warum lieben die meisten dann Dinge und benutzen Menschen? Kein Wunder das die Welt im Chaos versinkt.

Während ich 1967 mit Operation Mobilisation (OM) in Indien dem Herrn diente, verbrachte ich mehrere Monate als Patient in einem Sanatorium für Tuberkulosekranke. Nachdem ich endlich eine Einweisung bekommen hatte, begann ich, an Patienten, Ärzte und Pflegepersonal Traktate zu verteilen – aber niemand nahm sie an. Man merkte, sie waren alle nicht wirklich glücklich über mich, einen reichen Amerikaner (für sie waren alle Amerikaner reich), in ihrem Regierungskrankenhaus. Sie wussten nicht, dass ich Mitarbeiter von OM – genauso pleite war wie sie.

Ich war sehr entmutigt durch meine Krankheit, durch die Ablehnung der anderen, durch meine Unfähigkeit, wegen der Sprachbarriere nicht einmal Zeugnis geben zu können – und niemand wollte wenigstens mal ein Traktat oder ein Johannesevangelium annehmen.

In den ersten Nächten wachte ich immer gegen 2 Uhr nachts auf und musste husten. An einem Morgen erlebte ich gerade meinen Hustenanfall und sah auf der anderen Seite des Ganges einen der Patienten, die älter und mit Sicherheit kränker waren als ich. Er versuchte, aus dem Bett zu kommen. Er setzte sich an die Bettkante und versuchte, aufzustehen, aber wegen seiner Schwäche fiel er zurück ins Bett. Ich hatte keine Ahnung, was da geschah oder was er wollte. Schließlich fiel er völlig erschöpft zurück ins Bett. Ich hörte, wie er leise weinte.

Am nächsten Morgen verstand ich, was der Mann zu tun versucht hatte. Er hatte einfach nur versucht, aufzustehen und zur Toilette zu gehen. Wegen seiner Krankheit und seiner extremen Schwachheit war ihm das nicht gelungen und so ließ er alles im Bett „passieren“.

Am nächsten Morgen war der Gestank auf der Station unerträglich. Die meisten anderen Patienten schrien dem Mann Beleidigungen entgegen wegen dem Gestank. Die Krankenschwestern waren äußerst genervt, weil sie das „Unglück“ beseitigen mussten. Sie rollten ihn grob von einer Seite auf die andere, während sie sein Bett neu überzogen. Eine der Krankenschwestern ließ ihrem Ärger freien Lauf und schlug ihn. Der Mann schämte sich ganz furchtbar, rollte sich im Bett zusammen wie ein Ball und weinte.

In der nächsten Nacht um 2:00 Uhr wurde ich wieder durch einen Hustenanfall geweckt. Ich sah, wie sich der Mann auf der anderen Seite des Ganges wieder bemühte, aufzustehen und den Weg zur Toilette anzutreten. Allerdings war er so schwach, dass er, wie in der Nacht zuvor, weinend auf sein Bett zurück fiel.

Mir geht es wie den meisten von Euch. Ich mag keinen Gestank – und ich wollte mich da in nichts einmischen. Ich war ja selbst krank – aber bevor ich wusste, was geschah und was ich tat, stieg ich aus meinem Bett und ging hinüber zu dem Bett des alten Mannes. Er weinte immer noch und hörte mich nicht kommen. Als ich mich über ihn beugte und seine Schulter berührte, öffneten sich seine Augen mit Schrecken und fragendem Blick.

Ich lächelte ihn einfach an, legte meinen Arm unter seinen Hals und seinen Kopf, den anderen Arm unter seine Beine, und hob ihn hoch.

Obwohl ich selbst schwach und krank war, war ich dennoch deutlich stärker als er. Durch sein Alter und die fortgeschrittene Tuberkulose war er superleicht. Und so ging ich durch die Halle zum Bad, was in Wirklichkeit nicht mehr war als ein stinkender, schmutziger Raum mit einem Loch im Boden. Ich stand hinter dem Mann, meine Arme unter seinen Armen und hielt ihn so, dass er tun konnte, was er tun musste. Nachdem er fertig war, hob ich ihn hoch und trug ihn zurück in sein Bett.

Als ich mich beugte, ihn hinzulegen und mein Gesicht seinem nahe kam, küsste er meine Wange, lächelte und sagte etwas, was vermutlich „Danke!“ bedeutete.

Es war unglaublich, was am nächsten Morgen geschah. Einer der anderen, mir unbekannten Patienten, weckte mich um 4:00 Uhr mit einer leckeren Tasse heißen, indischen Tees. Dann deutete er mit seinen Händen an (er konnte kein Englisch), dass er ein Traktat wollte.

Als die Sonne aufging, kamen einige der anderen Patienten und zeigten an, dass sie auch eine der Broschüren wollten, die ich zuvor versucht hatte zu verteilen. Während des ganzen Tages kamen Leute zu mir und baten mich um Evangeliumsliteratur, einschließlich den Krankenschwestern, den Praktikanten, Doktoren – bis jeder im ganzen Krankenhaus ein Traktat, Buch oder ein Johannesevangelium erhalten hatte. In den nächsten Tagen gaben einige an, aufgrund der Literatur Jesus als Retter angenommen zu haben

Was brauchte es, diese Menschen mit der Frohen Botschaft von Jesus zu erreichen? Mit Sicherheit keine Gesundheit! Definitiv war es nicht die Fähigkeit, reden – oder einen bewegenden, intellektuellen Vortrag halten zu können. Gesundheit und die Fähigkeit, in angemessener Weise zu anderen Kulturen und Völkern zu kommunizieren, ist alles sehr wichtig. Aber was gebrauchte Gott, um ihre Herzen für das Evangelium zu öffnen? Ich habe schlicht und einfach einem alten Mann zur Toilette geholfen. Jeder hätte das tun können.

(Quelle: Doug Nichols WORLD)

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