Das Ende der Heavy Metal-Erfinder

In ein paar Monaten soll der große Band-Geburtstag gefeiert werden, aber vielleicht bricht die Band noch vorher endgültig auseinander. Die Rede ist von Black Sabbath, unter diesem Namen seit August 1969 – also seit fast 40 Jahren – unterwegs. Leadsänger John „Ozzy“ Osbourne hat jetzt den Gitarristen Tony Iommi vor einem New Yorker Gericht verklagt. Es geht, natürlich, um Geld – um die Rechte am Bandnamen und die Verteilung der Bandeinnahmen. Iommi hatte sich den Namen „Black Sabbath“ als Marke schützen lassen, und zwar bereits im Jahr 2000. Er sei der einzige, der der Band seit Gründung ununterbrochen angehörte, und die Bandkollegen hätten ihre Rechte schon in den 80er Jahren an ihn abgetreten. Dagegen wehrt sich Osbourne nun entschieden.

„Tony, es tut mir leid, dass es so weit kommen und ich dich verklagen musste“, schrieb Ozzy in einer Erklärung zur Klageerhebung, „aber wir haben alle während unserer Karriere zu hart und zu lange gearbeitet, um es dir zu gestatten, Merchandiseartikel zu verkaufen, auf denen unsere Gesichter, alte Black-Sabbath-Cover und Bandlogos zu sehen sind, während du uns sagst, dass du daran die Rechte besitzt.“ Er forderte Iommi auf, „das Richtige zu tun“ und die drei übrigen Originalmitglieder zu gleichen Teilen an den Einnahmen zu beteiligen.

Ozzy Osbourne und Tony Iommy waren zusammen mit Bassist Geezer Butler und Drummer Bill Ward, alle vier Birminghamer „Problemjugendliche“, schon 1968 als „Earth“ gestartet. Der Bandname war aber laut dem Musikkritiker Karl Bruckmaier schon an „eine wohlklingendere Gruppe“ vergeben. Ein Kino, in dem gerade der italienische Schund-Horrorfilm „Black Sabbath“ lief, brachte die Vier schließlich auf die Idee zum Namens- und Imagewechsel. Butler verschlang schon damals Literatur zu Horror und Okkultismus in rauen Mengen. Iommis markant dumpf-bedrohliches Gitarrespiel ergab sich dagegen aus einem Handicap: Bei einem Arbeitsunfall hatte er mehrere Fingerkuppen seiner Greifhand eingebüßt und trug Prothesen aus Plastik und Stahl. Um die Riffs leichter anschlagen zu können, verwendete er tiefer gestimmte Instrumente.

So entstand der typische Sound des Heavy Metal, den Generationen von Bands imitierten und weiterentwickelten, nicht nur zum Doom- und Death-Metal, auch Grind Core, Industrial Rock und manche anderen Spielarten des Independent Rock verdanken den Engländern entscheidende Anregungen. Neu waren auch die düsteren, gruseligen und okkulten Themen ihrer Songs – ganz im Gegensatz zur damals noch vorherrschenden naiv-optimistischen Hippiekultur –, die die Band, allen voran Exzentriker Ozzy Osbourne, bald durch Kleidung und eine entsprechende Bühnenshow ergänzte. Unter anderem biss der Sänger gern Hühnern oder Fledermäusen auf der Bühne den Kopf ab. Und auch damit wurde Black Sabbath wegweisend – obwohl oder vielleicht gerade weil die Band musikalisch wenig auf dem Kasten hatte.

Bis Mitte der 70er Jahre waren Black Sabbath mit ihrer Schock-Masche kommerziell außerordentlich erfolgreich. Dann verblasste ihre Wirkung allmählich gegenüber Nachahmern, die damit erst richtig ernst machten. Inzwischen machen nur noch Heavy Metal-Bands Schlagzeilen, die ankündigen, einen Selbstmord live im Internet zu übertragen oder deren Frontleute sich gegenseitig umbringen. 1979 zog Osbourne aus der nachlassenden Zugkraft von Black Sabbath Konsequenzen und startete eine Solokarriere. Teilweise heißt es auch, er sei wegen Drogenexzessen und Skandalen aus der Band geflogen. Aber die ehemaligen Kollegen standen ihm da kaum nach. Sie machten mit wechselnden Leadsängern, insbesondere Ronnie James Dio, weiter. Butler und Ward kehrten der Band schließlich ebenfalls den Rücken.

Ab 2002 war in der zynischen MTV-Show „The Osbournes“ zu besichtigen, was die Drogen aus dem Rocker gemacht hatten. Er scheint mental nicht mehr ganz da zu sein, lebt in reichlich chaotischen Familienverhältnissen und widmet sich bierbäuchig dem Fernsehkonsum. 2007 beschrieb ein Kritiker der „Süddeutschen Zeitung“ den einstigen „Madman“ bei einem Auftritt in der Olympiahalle so: „Er gibt mit humorbefreiter Penetranz den Publikumsanimateur, macht das Konzert zu einer Butterfahrt der harten Musik. Immer und immer wieder brüllt er: ,I can’t fuckin’ hear you!’ Kauf dir endlich ein Hörgerät, möchte man entnervt antworten, dann bekämst du auch mit, wie falsch du singst. Vor allem bei den schnelleren Songs ist es fast tragisch zu hören, wie diese einst so markant-quengelige Gänsehaut-Stimme jeden Ton verfehlt.“

Ozzy Osbourne auszulachen oder etwa ihn zu bedauern, wäre aber ganz unangebracht. Die Erkenntnis lautet: Man spielt nicht mit Kräften des Bösen. Gern heißt es: Ist doch alles nur Spaß und Unterhaltung. Aber Black Sabbath haben Schleusen geöffnet, die sich nicht wieder schließen lassen. Sie haben einen verderblichen Einfluss auf unzählige Rockfans ausgeübt, und andere haben da weitergemacht, wo sie noch aufgehört haben. Dies sollte zur Warnung dienen. Niemand kann die Entwicklung in der Rockmusik zurückdrehen, aber man kann sich von ihr fernhalten.

Kommentare

  1. ali

    Wein ist gut,
    Doch Whiskey ist schneller,
    Selbstmord ist langsam mit Likör,
    Nimm eine Flasche und ertränke deine Sorgen,
    Dann werden sie morgen weggeschwemmt!
    Eine Alkoholkrankheit oder -abhängigkeit, früher auch „Dipsomanie“, „Potomanie“, „Trunksucht“, „Alkoholsucht“ oder „Alkoholismus“ genannt, ist eine Abhängigkeit von der psychotropen Substanz Ethanol. Es handelt sich um eine progressive Krankheit, in deren Verlauf sich die Beschaffung und der Konsum von Alkohol zum lebensbestimmenden Inhalt entwickeln kann. Typische Symptome sind der Zwang zum Konsum, fortschreitender Kontrollverlust, Vernachlässigung früherer Interessen zugunsten des Trinkens, Leugnen des Suchtverhaltens, Entzugserscheinungen bei Konsumreduktion, Nachweis einer Toleranz gegenüber Alkohol sowie der Veränderung der Persönlichkeit[ Der übermäßige Konsum wird auch als Alkoholabusus oder Alkoholmissbrauch (Alkoholkonsum mit nachweislich schädlicher Wirkung) bezeichnet. Ozzy ist ein trauriges Klischee, das Opfer der absoluten Sinnlosigkeit seines Lebens. Und findes da noch was Gutes dran. wie kaputt bist denn?

  2. ein böser, Teufelsanbentender Metalfan

    Ich bin zwar Atheist, aber wär es nicht auch im Sinne eures Gottes, ein bischen mehr Toleranz an den Tag zu legen?
    Auf jeden Fall ist das nur mal wieder ein klischee- und vorurteilbehafteter Artikel, dem man von Anfang an anmerkt, das er eigentlich nur Black Sabbath in den Dreck zu ziehen soll. Dabei wurde auch noch entweder schlecht recherchiert oder er wurde mit absicht mit unwahrheiten geschmückt. So hat Ozzy nie einem Hut den Kopf abgebissen, und auch das mit der Fledermaus war eine einmalige Geschichte (Er dachte das wär eine Atrappe…)
    Wie war das? Du sollst nicht flasch Zeugnis reden?
    Und wenn einem die Musik von BLack Sabbath nicht gefällt, dann ist das der persönliche Gesch,ack, vom musikalischen Standpunkt spielt Black Sabbath allerdings sehr anspruchsvolle Musik, und da werden mir wohl die meisten Musiker/Musikkritiker zustimmen…

    P.S. Mein “name” in diesem Forum trieft vor Ironie, falls jemand meint glauben zu müssen ich wär wirklich ein Satanist^^

  3. Sandmann

    Interessante Aspekte…

    …, das mit den Fingerkuppen war mir neu…

    Ich muss trotzdem freundlichen Widerspruch einlegen:
    der “Erfinder” des Metal-Klanges ist eindeutig J. S. Bach, der nicht umsonst den Titel “erster Metaler” trägt.

    vg

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