Dimebag Darrell – Grinding That Axe No Longer

dime|bag \dahym-bag\, noun (slang): street name for a packet of illegal drugs that is sold for ten dollars

"You had to do it!" versucht ein tätowierter Roadie James Niggemeyer resignierend aufzumuntern. Der scheint das gar nicht zu hören und geht fahlen Blickes von der Bühne. Er ist Polizist und hat gerade einen Menschen getötet. Es fällt ihm schwer, einen klaren Gedanken zu fassen und die Tragweite seiner gerade noch konzentriert ausgeführten Tat drängt sich nun ungeahnt in sein Bewusstsein.

Was war passiert?
Am 8. Dezember 2004 stürmt der geistig verwirrte Nathan Gale bei einem Konzert von Damageplan mit einer halbautomatischen 9mm-Beretta die Bühne, umkurvt entschlossen die übrigen Bandmitglieder, bis er vor dem Gitarrist steht und ihn mit gezielten Schüssen in Kopf und Oberkörper niederstreckt. Das verwirrte Publikum realisiert die unwirkliche Situation kaum. Fünf weitere Minuten zeigt Gale seine vulgäre Macht, kontrolliert die Halle, ermordet wahllos weitere drei Menschen, verletzt einige, bis der beherzte Officer Niggemeyer den Horror durch einem dröhnenden Kopfschuss beendet. Es sterben dort in der Alrosa Villa (Columbus, United States) der Konzertbesucher Nathan Bray, der Clubeigentümer Erin Halk, der Securityguard Jeff "Mayhem" Thompson und die mit der Metal-Combo Pantera bekannt gewordene Gitarrenlegende Dimebag Darrell.
Als Motiv gibt der gestig Verwirrte an, Darrell konnte seine Gedanken lesen und stahl ihm Ideen und Identität.
He’ll Grind That Axe No Longer!

Darrell Lance Abbott wird am 20. August, 1966 in Arlington (Texas) geboren. Im Jugendalter entdeckt er die Liebe zur Gitarre, schleppt sie überall mit und baut sein schier unglaubliches Talent durch perfektionistisches Üben schnell aus. Noch keine 20, hat er schon so viele Wettbewerbe gewonnen, dass man ihm die Teilnahmeberechtigung entzieht und er stattdessen in die Jury eingeladen wird, um die meist viel älteren Musiker zu bewerten.

Abbott spielt in den 80ern zusammen mit seinem drummenden Bruder Vinnie Paul in der Glam-Metal-Formation Pantera unter dem Künstlernamen Diamond Darrell, eine Zeit auf die er später verächtlich zurückblicken soll. Ende des Jahrzehnts ändert sich alles. Pantera heuert den neuen Sänger Phil Anselmo an, lässt Edel-Rock zu Gunsten eines neo-thrashigen Heavy Metals hinter sich und aus Diamond Darrell wird das Drogentütchen Dimebag Darrell.

Anfang der 90er dann der Durchbruch. "Cowboys From Hell" – das erste Album der neuen Ära – legt den Grundstein eines neuen Stils, des Groove Metals und wird von der Fachpresse messianisch bejubelt. Aufbauend auf dem klassischen Thrash Metal von Metallica, Anthrax und Slayer ebnet Pantera in den Nachfolgealben "Vulgar Display of Power" und "Far Beyond Driven" den Weg des späteren Nu Metal, indem sie das Tempo etwas rausnehmen und stattdessen auf schwerfälligere Bulldozer-Riffs setzen. LP für LP tunen sie ihre Streitäxte etwas tiefer. Songs wie "Cemetery Gates", "Walk" oder "I’m Broken" wachsen zu Klassikern der Szene.
Aushängeschild der Band wird mehr und mehr der rotbärtige Obercowboy Dimebag. Wenn er ein Solo auspackt, können die anderen einpacken! Die unheimliche Genauigkeit seines rasend schnellen Spiels begeistert vor allem Kenner. Wie Insektenbeine rattern seine Finger über den Gitarrenhals. Nach Streitereien mit Sänger Anselmo löst sich die Band 2003 aber auf. Die Abbott-Brüder gründen daraufhin die oben erwähnte Metal-Kapelle Damageplan.

Auch neben der Bühne ist Abbott beileibe nicht kontaktscheu. Er blieb Zeit seines Lebens der nachpubertäre Party-Saufkopf. Sein Running-Gag ist, eingeschlafene Kumpels mit Sylvesterkrachern aufzuwecken. Den Ruf als Spaßkanone festigt er beispielsweise damit, dass er jedesmal, wenn ihm ein Roadie beibringen will, es sei Zeit zu gehen, demonstrativ seine Uhr zerstört. Sogar seinen offiziellen Drink hat er erfunden – den "Black Tooth Grin" aus bestimmtem Whiskey und Cola.

Sein schockierend schneller Tod veranlasst viele befreundete Musiker, u.a. Szenegröße Zakk Wylde, zu höchsten Lobeshymnen auf Darrells Charakter. Obwohl in Pantera-Texten viel von Hass die Rede ist, vermissen sie ihn weit mehr als beim durchschnittlichen Musik-Märtyrer gerade als Mensch.

Machine Gun Man Wylde sagt: "Es ging ihm um alle anderen, aber nicht um sich. Er war ein noch besserer Mensch als er ein Gitarrenspieler war, falls das überhaupt möglich ist."
Ein anderer erinnert sich: "So war er nun mal, er kam nie an erster Stelle. Er war einfach sehr offen, sehr ehrlich, sehr freigiebig, sehr mitfühlend." und "Seine Mission war sicherzugehen, dass jeder Moment, den du mit ihm verbringst der Beste deines Lebens wird. Er war selbstlos."

Darrells Seelenleben findet sich wie eine Blaupause in vielen Metallern wieder. Von zahlreichen Verletzungen innerlich gebrandmarkt, entschließt er sich, sein ganzes Talent für die Rebellion gegen die heuchelnde Kleinbürgerlichkeit hinzugeben. Unverstanden von einer empörten Gesellschaft will er einen anderen, einen ehrlicheren Weg gehen. Einer Gesellschaft, die in himmelschreiender Doppelmoral nicht merkt, dass er für sich und seine Umgebung einen aufrichtigen Lebensstil finden will. Ein Leben, das sich nicht für schnelle Anerkennung verleugnet. Das eingefahrene Autoritäten hinterfragt. Der Song "Cemetery Gates" beschwert sich über einen hartherzigen Pfarrer, der in sturer Engstirnigkeit Richtung Himmel zeigt.
Aufrichtigkeit ist eine seltene Tugend. Und sobald man sich von einer Heuchelei befreit hat, begibt man sich unbewusst in die nächste. Rebellen, die keine Alternativen bieten, sind schon im Moment des wütenden Aufschreis in der nächsten Doppelmoral gefangen. Nach aufrichtigen Menschen sucht man lange. Man kann die Jahrhunderte durchstreifen, und wird ein ums andere mal enttäscht, denn wahre Aufrichtigkeit zeigt sich erst bei intensiver Beschäftigung mit einer Person. 20 Jahrhunderte zurück wird man fündig: Jesus Christus gehörte zur scheinbar ausgestorbenen Spezies der konsequent Ehrlichen. Prüfe anhand des neuen Testaments (kostenlos hier zu bestellen), ob Jesus Christus aufrichtig war. Denn falls nicht, würden seine Aussagen eher größenwahnsinnig sein.

Was würde Jesus zu Dimebag Darrell sagen? Wäre er empört über seine heruntergekommen Kleidung? Bestimmt nicht, denn er trug ja selbst Fetzen. Man darf sich nicht von einer heuchlerischen Christenheit täuschen oder sogar zu verstockten Verallgemeinerungen treiben lassen. Jesus war so unbestechlich, dass es sogar dem selbstlosesten Metaller wehtut. Als einmal ein Heile-Welt-Jünger zu ihm kam und fragte: "Guter Lehrer. Was muss ich tun, um ewiges Leben zu bekommen." würgt er ab mit: "Was nennst du mich gut? Nur einer ist gut: Gott." (Matthäus 19,16+17). Jesus ist anders, als man denkst. Wie auch Darrell durchschaute er die Verdorbenheit und Perversion, die wir hinter unserern Masken unterdrücken. Zur Ehrlichkeit gehört auch, einem Freund die Wahrheit über sein Herz zu sagen. Nicht beleidigend, aber bestimmt. Die Bibel sagt: Es gibt keinen Unterschied. Alle haben gesündigt und verfehlen die Herrlichkeit Gottes. (Römer 3,23)
Sehen wir der Realität ins Auge: Welcher Mensch ist schon gut? Wer liebt schon, ohne Gegenliebe zu fordern? Wer heuchelt nie? In der Hinsicht ist der Religiöse dem Metal-Rebel gleich.
Dimebag war eine herzensgute, ehrliche, aufrichtige, mitfühlende und freigiebige Person. Verglichen mit seinen Roadies und Bandkollegen. Vielleicht bist du auch ein sehr sensibler, fairer und letzlich liebender Mensch. Verglichen mit deinem Nachbar. Aber Gottes Messlatte liegt höher. An ihm werden wir uns einmal messen müssen. Sein Maßstab wird gelten. Doch so betrachtet ist jeder schon durchgefallen. Was bringt da noch jegliches religiöses Bemühen? Das Ticket in den Himmel bekommst du nicht durch Einhalten von bestimmten Regeln, einengenden Vorgaben oder Gut-Sein. Sondern dadurch, dass du persönlich für dich zu Jesus Christus, dem Sohn Gottes, umkehrst und an ihn glaubst. Gott verlangt nicht von dir, an eine verlogene Christenheit zu glauben. Aber er verlangt, an Christus zu glauben. Denn Jesus Christus wurde wegen unserer Vergehen am Kreuz hingegeben und zu unserer Rechtfertigung auferweckt. (Römer 4, 25)

Kommentare

  1. bruder_d

    hi Nino,
    Gott ist gütig. Das stimmt. Das bedingt aber, dass er auch einen festen Maßsstab hat, an dem er unser Leben messen wird. Für was brauchen wir denn Vergebung, wenn wir nicht mal richtig wissen, was richtig und falsch ist. Die Bibel sagt: Durch das Gesetz kommt Erkenntnis der Sünde. Nur wer sieht, wie schief er gewickelt ist, bittet Gott überhaupt um Vergebung. Ohne Gesetz ist die Gnade gegenstandslos.

    Du hast ja offensichtlich eingesehen, dass du dich an Gottes Maßstab nicht messen kannst. Wie gehst du damit um? Glaubst du, er drückt einfach ein Auge zu? Wieviele Augen soll er denn noch zudrücken? Irgendwann würde er sich ja zur Witzfigur machen.

    Schöner Gruß,
    Daniel

  2. Nino Fuermann

    Demotivierend?

    Servus, Daniel!
    Ich habe eben deinen text über Dimebag Darell gelesen, als PanterA-Fan fand ich ihn durchaus würdig und gut, aber als glaubender Christ ist es mir ein bisschen ein Dorn im Auge, dass du behauptest, man müsse sich eiens Tages an Gottes Güte messen.
    Geht man von einem allgütigen Gott aus, der für mich persönlich das Gute repräsentiert, ist das recht demotivierend, denn Gottes Güte *kann* man nicht gleichkommen, man ist schließlich ein Mensch. Natürlich wird dies oft als Ausrede für vermeidbare Fehler verwendet, und es werden Ausflüchte gesucht, anstatt sich selbst einen persönlichen Fehler einzugestehen. Aber vielleicht liegt genau hier die Brücke zwischen Gott bzw. Jesus und uns Menschen: Wenn man einen Fehler öffentlich eingesteht und sich ernsthaft darum bemüht, ihn künftig zu vermeiden, ist das schon die halbe Miete.
    Dazu gehört selbstverständlich, dass man sich Gedanken macht um Werte, Normen und Moral, aber wer macht das denn heutzutage noch? Seit es Gerichtsshows im Fernsehen gibt, muss man nichteinmal mehr das selbst erledingen.

    Soviel von mir
    Ich wünsch dir ne gute Zeit 🙂

    Nino

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