Herz, Schmerz und Sehnsüchte

„Der sensible Mensch leidet nicht aus diesem oder jenem Grunde, sondern ganz allein, weil nichts auf dieser Erde seine Sehnsucht stillen kann.“ (J.P. Sartre)


Neulich gab es in der Zeitschrift Focus die Liste der „besten Songs aller Zeiten“. Über 100 Titel wurden nach den Verkaufszahlen der letzten 50 Jahre aufgelistet – also die „Hitliste der Hitlisten“. So wurde die Spitze des Eisbergs der über 5.000.000 Singleveröffentlichungen sichtbar. Die Interpretenliste der 20 besten beinhaltet Namen wie Beach Boys, Rolling Stones, Beatles, Michael Jackson, Bob Dylan, Nirvana, ABBA und Sex Pistols.


Hochinteressant ist das Spektrum der Inhalte unserer „Greatest Hits“: Sehnsucht, Lust, Frust, Ärger, Verzweiflung und auch Protest kommen zum Ausdruck. Das sind die Botschaften die aus der jungen Generation entspringen und wieder in ihre Herzen hineinschwappen – ein Kreislauf der Hoffnungslosigkeit. Es bleibt bei der unerfüllten Sehnsucht. Diese scheint ein endloser Fundus für Musikpoeten.


Die drei ersten unserer Megaliste sind Marvin Gaye und seine Liebesschmerzballade „I heard it through the grapevine“ (darin wird die Trennung einer Liebesbeziehung mit den damit verbundenen Schmerzen dramatisch besungen). Die Beach Boys kommen mit ihren „Good vibrations“ daher – darin wollen sie uns klar machen, dass unser Leben aus Spaß und guter Laune bestehen sollte. Alles ist gut, na na na na – do do do do. Unser väterlicher Drogenopa Keith Richards von den „Stones“ soll nach einem Drogendelirium aufgewacht sein, dabei kam ihm der Welthit „I can get no satisfaction“ in den Sinn. Darin beschreibt er den Frust nicht zu erfüllender Sehnsüchte: Was immer er tut, er findet keine Erfüllung. Fast 40 Jahre begleitet uns dieses Lied. Ein Heer von Millionen hat seither eingestimmt und mitgegrölt. Es bleibt dabei: Es gibt keine Erfüllung. Die Beatles haben auf den „Strawberry fields“ mystische Drogenerfahrungen ausprobiert. Aus ihrem „Yellow submarine“ mussten sie wieder aussteigen. Auch der näselnde Protestsänger Dylan fiel den Drogen anheim und schien zu verzweifeln. Diese Liste könnte bis heute fortgeführt werden.


Das Resümee des Ganzen könnte keiner besser auf den Punkt bringen als der alte, weise Salomo. Er schreibt in seinem Buch Prediger am Schluss:


„Das Endergebnis des Ganzen lasst uns hören: Fürchte Gott und halte seine Gebote! Denn das soll jeder Mensch tun. Denn Gott wird jedes Werk, es sei gut oder böse, in ein Gericht über alles Verborgene bringen.“ (Prediger 12,13-14)

Kommentare

  1. alin

    Hallo Guitar,

    ich werde mal versuchen, deinen Leserbrief auch unter Berücksichtigung des gesellschaftlich-historischen Hintergrunds zu beantworten.
    Du hast völlig Recht damit, dass bestimmte Musikrichtungen stets Reaktionen auf gesellschaftliche Mißstände waren und sind. Doch das heißt noch lange nicht, dass diese Reaktionen deswegen gleich gut waren. Ihre Diagnose mag richtig gewesen sein, die Therapie war oft verheerend und machte das Problem nur noch schlimmer statt besser. Ist die Gesellschaft etwa wärmer, weiter, liebevoller geworden? Davon kann ich nichts erkennen.
    Wenn Menschen in Religionen oder Kulten nach Harmonie suchen, bedeutet das noch lange nicht, dass dies das Ziel jeder Religion ist. Weder im Christentum, noch im Islam, noch im Judentum geht es vorrangig darum, inneren Frieden zu finden; in erster Linie geht es stets darum, Gott zu erkennen und ihm zu gehorchen. Und wenn du schon die fernöstlichen Religionen so hoch lobst: hast du sie mal ausprobiert, um sagen zu können, dass du darin Frieden finden kannst?
    Oder was ist das Ziel deines Lebens, und wie versuchst du es zu erreichen?

    Liebe Grüße,

    Alin

  2. Guitar

    Historische Sicht

    Ich glaube ihr seht oftmals den gesammten gesellschafts-historischen Hintergrund nicht, so nehme ich es wahr! Es ist zweifelsohne nicht der Richtige Weg, Drogen als Befreiung oder ähnlichen anzusehen, aber Bands wie die Stones entstanden aus einer Generation, die Regeln und Grenzen jenseits von Gut und Böse gezogen hat, einer einengenden Gesellschaft, ohne emotionale Wärme. Gewalt, Resignation, der Versuch alle Ketten zu sprengen die psychologisch nachvollziehbare Reaktion. Ähnlich wie in den 20er Jahren herrscht ein Lebensüberdruss in der Jugendbewegung der 60er/70er Jahre!

    Ihr solltet beachten, dass die Entscheidung, zu Drogen zu greifen nicht durch die Propaganda einer Band betrieben wird, sondern vom Mensch selbst gefasst wird! Das Hervorheben von Gurus, im Falle von Woodstock waren es zumeist Hindus, bzw. Gurus der Yoga-Techniken, halte ich nicht grundsätzlich für verkehrt! Was ist so anders an den Glaubensrichtungen? Jede Religion strebt nach innerer Einheit und zu Harmonie! Der einzige Unterschied ist, dass im Namen der fernöstlichen Religionen noch keine Kriege geführt wurden.

    Das Geld, dass diese Musiker angeblich aus der Tasche ziehen, wie ihr auch in einem anderen Antwortbrief schreibt, könnten den Leuten genauso von der Kirche aus der Tasche gezogen werden! Jede Kriche hat heute fast schon ihr eigenes Merchandising! Jesus warf die Händler ja aus dem Tempel! Aber gut, ihr habt nichts mit der Kriche zu tun!

    Ich bitte doch darum, den sozio-kulturellen Entwicklungsprozess diverser Musikstile mit in euer Urteil einzubeziehen und nicht blind vorzuverurteilen!
    Hoffentlich wird dieser Brief hier veröffentlicht und geht nicht so unter, wie meine Ausführungen zum Crowley Artikel, aber möglicherweise is’ der von den Weiten des Internet verschluckt worden, kann auch sein, okay!

    Gruß

  3. ali

    wieviel elend haben uns diese musiker gebracht? sie verherrlichten drogen, freien sex, gewalt,  gurus und sinnloses leben. hundertausende ihrer fans vegitieren dem drogentod entgegen. wer hat es ihnen gepredigt? die alten rocker.
    gott wird sie dafür zur rechenschaft ziehen.

    befreit haben sie niemanden. doch, sie haben viele leute von ihrem geld befreit. dafür leben sie in unbeschreiblichem luxus. diese “streetfightig man” da kann ich nur lachen.
    ali

  4. Guitar

    Sehr gut…

    …wirklich, das is’ echt ein gelungener Artikel, nur was soll uns dieser mitteilen? Die Kompensation emotionaler Probleme durch Musik ist verurteilenswert?
    Stellen wir uns mal eine Welt ohne Bob Dylan beispielsweise vor: Rubin Carter würde noch immer, nur weil er kein Weißer ist, hinter Gittern sitzen, millionen Jugendlicher hätten keine Stimme in ihm gefunden und die Welt wäre ohne um einen kritischen Geist ärmer!
    Die Rolling Stones sind wohl ein essenzieller Bestandteil für eine ganze Generation, die die konservativen Wertstrukturen und Hierarchiestrukturen durchbrochen hat! Ohne all die hier verkannten Künstler würden wir wohl in einer noch verkappteren, unpolitischeren Welt leben! Die Themen die in den Titel der Musiker angeschnitten werden sind wohl mit die bedeutendsten Themen, die uns als Menschen umtreiben und was ist so falsch dran, über Liebe, Lust und Schmerz zu singen, oder über soziale Probleme! Das sind völlig normale, realistische Dinge!
    Sollen wir den ganzen Tag Halleluja rufen und denken die Welt ist gut? Nur der Mensch selbst kann die Welt ändern, die Hoffnung auf “Rettung” allein bringt nichts! Zumindest meiner Meinung nach!

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