Ian Curtis – Joy Division

Es ist besser zu trauern, als zu lachen.
So könnte man Ian Kevin Curtis Leben umschreiben, dem Sänger von Joy Division. Es war zu Ende, bevor es richtig begann.
Geboren am 15. Juli 1956 in einer bürgerlichen Kleinfamilie, wuchs er nahe Manchester auf. Macclesfield war ein graues, langweiliges und runtergekommenes Kaff, in dem die depressive Stimmung förmlich zu spüren war. Diese niederdrückende Umgebung verstärkte Ians Wunsch nach Veränderung. Tagträume gehörten zur Tagesordnung.
Mit ca. 16 Jahren entdeckte er seine poetischen Fähigkeiten. Inspiriert von David Bowie, Iggy Pop und Velvet Underground fing er an, Lyriken und Liedtexte zu schreiben. Ians melancholischer Charakter und der nachdenklicher Geist gaben ihm zusätzlichen Zündstoff, seine Emotionen in Worte zu hüllen.
Bald lernte er ein junges Mädchen kennen und verliebte sich unsterblich in sie. Eine romantische Beziehung begann. Am 13. August 1975 bat Ian seine Freundin Deborah ihn zu heiraten – immer mit dem Drang im Herzen, etwas Neues erleben zu müssen. Kurz vor seinem Suizid sagte er zu seiner Geliebten, dass diese Entscheidung der grösste Fehler seines Lebens gewesen sei.

Aufstieg und Fall
Mitte 1976 suchten der Gitarrist Bernard Sumner und der Bassist Peter Hook, nach einem Konzert der Sex Pistols einen Sänger für ihr Bandprojekt. Auf einen Aushang in einem Schallplattengeschäft hin meldete sich Curtis bei ihnen. Dies war sein Einstieg in die Welt der Musik.
Die Band trat erstmals am 29. Mai 1977 unter dem Namen Warsaw in Manchesters damals angesagten Szenelokal "The Electric Circus" auf. Zwischen 1978 und Anfang 1979 hatten sie sich zu regionaler Bekanntheit hochgespielt. Sie zierten Titelseiten von Magazinen und wurden im Radio ausgestrahlt. 1979 gaben sie über 70 Konzerte, die mit einer einzigen Ausnahme (Paris) alle in Grossbritannien stattfanden. Der Höhepunkt des Jahres war ein Fernsehauftritt bei BBC. Im Januar 1980 brachen sie zu einer einmonatigen Europa-Tour auf. Ausserdem wurde für den Frühsommer eine Tournee in Amerika geplant. Auch musikalisch tat sich einiges. Im Juni 1979 wandten sich Joy Division mit ihrem ersten Album "Unknown Pleasures" endgültig vom Punk ab. Sie wurden zu einer der wichtigsten Bands des New Wave und beeinflussten The Cure, Radiohead und unzählige andere. Ihre erste EP "An Ideal For Living" (1978) schien in Erfüllung zu gehen.
Ians herzzerreissend emotionsloses Auftreten, sein manischer Tanzstil und die Outfits der 30er Jahre waren für ihren schnellen Erfolg sicherlich mitverantwortlich. Die auffallend tiefe Stimme sorgte für den depressiven und düsteren Musikstil von Joy Division. Sie wirkten anziehend und abstoßend zugleich.

Nach einem Auftritt in London bekam der Sänger auf dem Heimweg einen schweren Krampfanfall. Die Ärzte diagnostizierten Epilepsie und setzten ihn auf starke Medikamente – ein sehr harter Schlag für ihn und sein gesamtes Umfeld. Von diesem Tag an erlitt Curtis bei Bühnenauftritten immer öfter epileptische Anfälle, so dass Sumner und Hook gezwungen waren, den Gesang und die Gitarrenparts von ihm zu übernehmen. Tragischerweise wurden die Anfälle oft als besondere Show-Einlage fehlinterpretiert.
Die gesundheitlichen Probleme sowie zunehmend private Schwierigkeiten in seiner Ehe zerrieben den nervlich angeschlagenen Musiker. Curtis versuchte diese schwierigen Umstände zu verarbeiten. In dieser Zeit entstand auch der bekannte Song "She’s Lost Control".
Am 16. April 1979 wurde seine einzige Tochter Natalie geboren. Das neue Lebensgefühl Vater zu sein und die heftige familiäre Umstellung überforderten ihn völlig. Durch häufige Abschiede und lange Reisen entfremdete sich Ian von seiner Familie mehr und mehr. Er flüchtete in eine selbstinszenierte Welt, die aus Tonstudios und Konzertbühnen bestand. Ein gelegentlicher Anruf während den Tourneen bei seiner Frau war alles. Das bekannteste Lied von Curtis, "Love Will Tear Us Apart", umschreibt seine damalige private Situation.
In dieser traurigen Atmosphäre passierte etwas nicht Unerwartetes. Bei einem Interview lernte er die Hobby-Reporterin und seine spätere Geliebte Annika kennen. Deborah findet alles heraus und stellt ihn zur Rede. Verzweifelt gesteht Ian die Beziehung zu Annika. Er versucht sie zu beenden, schafft es aber nicht. Immer wieder entschuldigt sich Ian bei Deborah, um seine Ehe zu retten. Schliesslich reicht sie die Scheidung ein.

Abruptes Ende
Das Ende kam plötzlich und ohne Ansage. In der Nacht zum 18. Mai 1980 erhängte sich Ian Curtis im Alter von 23 Jahren in seinem Haus in Macclesfield. Einen Tag vor der geplanten ersten Amerika-Tour.
Motive für die Tat finden sich viele. Was aber klar zu erkennen ist, war die ständige Sehnsucht nach Veränderung. Er suchte ein anderes Leben und eine andere Liebe, verstand aber nicht, wie und wo sie zu finden sind. Daran zerbrach er, daran zerbrechen viele Menschen. Er konnte den Punkrock hinter sich lassen, nicht aber seine Vergangenheit.
Ein ähnliches Phänomen können wir in diesen Tagen auch bei Bekanntheiten wie Amy Winehouse (24), Britney Spears (26), und Pete Doherty (28) entdecken. Anfang des Jahres, kurz vor einem Nervenzusammenbruch, hat Spears einen Abschiedsbrief geschrieben, den ein Freund fand. Darin heißt es: "Vielleicht wäre es besser, wenn ich tot bin." Das spricht Bände!
Tiefpunkte im Leben sind Wendepunkte. Wende dich an Gott, wenn du Hilfe brauchst, denn er verspricht uns: Wende dich an mich am Tag deiner Not und ich werde dich retten und du wirst mir danken. (Psalm 50,15)

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