Irakkrieg – Eine Bilanz der Hoffnungslosigkeit

Eine Bilanz der Hoffnungslosigkeit

Die Bilanz von vier Jahren Krieg im Irak lautet: ca. 3200 tote
US-amerikanische und britische Soldaten, etwa 60.000 zivile Opfer, eine
nach wie vor instabile Regierung, nach jüngsten Umfragen im Irak
Hoffnungslosigkeit bei vier Fünfteln der Bevölkerung und Ratlosigkeit
und Streiterei in der westlichen Welt um den richtigen Umgang mit der
verfahrenen Situation.

Vor vier Jahren marschierten hauptsächlich US-amerikanische und
britische Truppen unter der Führung der USA und ohne Sanktionierung
durch die UNO in den Irak ein. Was zunächst wie ein leichtes Spiel
aussah, entpuppte sich im Nachhinein als vielleicht größtes Desaster
der US-amerikansichen Außenpolitik seit dem Vietnam-Krieg.

Wer Wind sät…

In einer Pressekonferenz im Weißen Haus in Washington am Vorabend
der Entscheidung über die UNO-Sanktion, die die USA vier Monate später
zum Vorwand nahmen, auf eigene Faust in den Irak einzumarschieren,
stellte einer der anwesenden Journalisten eine im Rückblick betrachtet
entscheidende Frage:

Es gibt eine Denkschule, die sagt, einen Krieg
gegen den Irak zu beginnen sei gefährlich und irrig, da das einen
enormen Haß auf die Vereinigten Staaten erzeugen würde. Dieser führe
letztendlich nur zu jeder Menge neuer Terroristen, deren Ziel sei,
Amerikaner zu töten. Was ist falsch an dieser Analyse?

[Terry Moran an George W. Bush, Pressekonferenz vom 7.11.02]

Die Antwort des Präsidenten war ebenso entscheidend: Es gebe keine
Alternative zum "Krieg gegen den Terror", Nichthandeln sei keine
Alternative, sondern schlimmer, als diesen Krieg zu beginnen.

Wir haben eine Verantwortung, [die Welt] zu führen.
Und ich beabsichtige, diese Verantwortung zu übernehmen, um die Welt
friedlicher zu machen… Krieg ist nicht meine erste Wahl – es ist
meine letzte. Trotzdem, es ist eine Option, die Welt zu einem
friedlicheren Ort zu machen.

[George W. Bush, Pressekonferenz vom 7.11.02]

Genau das, was der Journalist Terry Mogan zitierte, ist Realität
geworden. Statt weniger Terroristen sind es deren mehr geworden, die
USA sind das
Feindbild in der islamischen Welt, und in gewisser Weise kann man es
keinem verdenken, nach allem, was sich die Koalitions-Truppen im Irak
an Pannen und Grausamkeiten geleistet haben.

…wird Sturm ernten

Der vorgeschobene Grund für den Krieg, die gefürchteten
Massenvernichtungswaffen, konnten bis zum heutigen Tag nicht gefunden
werden, stattdessen steht mittlerweile einwandfrei fest, daß die USA
die UNO-Vollversammlung geradeheraus belogen hatten, um die
Legitimierung für diesen Krieg zu erwirken.

Und davon, daß die Welt durch diesen Krieg friedlicher geworden
sei, ist auch wenig zu sehen: Nordkorea hat mittlerweile einen ersten
Atomtest unternommen – so unklar auch sein mag, was da wirklich
geknallt hat und ob das Land fähig ist, derartige Waffen einzusetzen.
Der Iran läßt sich von seinem Atomprogramm nicht abbringen – und er hat
aus schlechten Erfahrungen gelernt und alle wichtigen Anlagen so tief
vergraben, daß sie dem Zugriff quasi aller modernen Waffensysteme
entzogen sind.

Das Sprichwort "Wer Wind sät, wird Sturm ernten" entstammt der
Bibel (Hosea, Kapitel 8,7). Es ist die Warnung des Propheten Hosea an
das Volk, daß ihr Ungehorsam gegen Gott Seinen Zorn auf sie bringen
würde. Schon Salomo bringt die Situation in seinen Sprüchen auf den
Punkt:

Wer Unrecht sät, wird Unheil ernten, und der Stock seines Wütens wird ein Ende nehmen.

[Die Bibel, Sprüche, Kapitel 22,8]

Auch wenn es noch lange dauern wird, die ersten Anzeichen sind
schon sichtbar: Die USA haben den Bogen überspannt. Noch einen Krieg
neben Afghanistan und Irak können nicht einmal sie sich leisten. Schon
jetzt hat das Pentagon Schwierigkeiten, genug Soldaten zu rekrutieren.

Gibt es noch Hoffnung?

Aber gibt es in dieser verfahrenen Situation überhaupt noch Hoffnung? Die US-amerikanischen Soldaten sind das
Feindbild im Irak, die Bevölkerung in zwei große ethnische Gruppen
gespalten, die sich gegenseitig bekriegen, das Wort "Bürgerkrieg" wird
von allen Beteiligten seit langer Zeit gemieden, auch wenn es die
Situation treffend beschreibt.

Ja, es gibt noch Hoffnung. Dann, wenn wir anfangen zu vergeben
statt zu vergelten. Das gilt für jeden einzelnen Betroffenen – für
jeden, der einen ihm nahen Menschen in diesem Krieg verloren hat, auf
jeder Seite. Das sagt sich so leicht als Unbeteiligter. Aber dieses
Prinzip – Vergebung statt Vergeltung – kann keiner von oben verordnen.
Vergebung kann nur dann geschehen, wenn ich anfange, denjenigen als
Mensch zu sehen, der mir etwas angetan hat. Wenn ich beginne, offen zu
werden – und damit verletzlich.

Vielleicht einer der größten Fehler, den die US-amerikanischen
Soldaten von Anfang an machten, ist der, daß sie sich immer hinter
ihrer Panzerung und Macht zurückzogen und mehr oder weniger alle
anderen als Feinde betrachteten. Erst wenn ich dem anderen die Chance
einräume, mich als Mensch, als Gegenüber wahrzunehmen, werde ich vom
bloßen Ziel zur Person.

Was hoffnungsvoll stimmt, ist, daß es einzelne gibt, einzelne
Menschen im Irak und auch einzelne islamische Geistliche, die genau das
verstanden haben und die bereit sind, viel zu investieren, um diese
Vergebung vorzuleben. Das wird viele das Leben kosten. Trotzdem gibt es
keinen anderen Weg. Gott selbst hat uns diesen Weg vorgelebt: Er hat
alles investiert, sein Leben gegeben, um Vergebung möglich zu machen:

Jedoch unsere Leiden – er hat [sie] getragen, und
unsere Schmerzen – er hat sie auf sich geladen. Wir aber, wir hielten
ihn für bestraft, von Gott geschlagen und niedergebeugt. Doch er war
durchbohrt um unserer Vergehen willen, zerschlagen um unserer Sünden
willen. Die Strafe lag auf ihm zu unserm Frieden, und durch seine
Striemen ist uns Heilung geworden. Wir alle irrten umher wie Schafe,
wir wandten uns jeder auf seinen [eigenen] Weg; aber der HERR ließ ihn
treffen unser aller Schuld. Doch dem HERRN gefiel es, ihn zu
zerschlagen. Er hat ihn leiden lassen. Wenn er sein Leben als
Schuldopfer eingesetzt hat, wird er Nachkommen sehen, er wird [seine]
Tage verlängern. Und was dem HERRN gefällt, wird durch seine Hand
gelingen. Er aber hat die Sünde vieler getragen und für die Verbrecher
Fürbitte getan.

[Die Bibel, Jesaja, Kapitel 53,4-6.10.12b]

Das ist das Fundament, auf dem Vergebung möglich ist: Gott vergibt
uns, wenn wir Seinen Weg akzeptieren. Der Prophet Jesaja spricht hier
etwa siebenhundert Jahre vor den Ereignissen vom Kreuz auf Golgatha.
Dort hat Gott selbst unsere Schuld bezahlt. Es liegt an uns, diese
Vergebung anzunehmen.

Till   hoffnung.de

Kommentare

  1. jk

    Das schlimmst aber ist, dass GWB sich Christ nennt und durch seine Politik ein absolut schlechtes Zeugnis für Christus abgibt und damit der gesamten Christenheit schadet.

    Denn die “Ungläubigen” warten doch nur auf fehlerhafte Christen.

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