Warum ist die Debatte von Evolution und Schöpfung so wichtig?

Unter dem Titel “Charles Darwin und die Konstruktion des Blumenkohls” (Süddeutsche-Zeitung Nr. 242 vom 17.10.2008) berichtet der Autor über die Neuerscheinung des Wissenschaftsbiologen Richard Dawkins “Geschichten vom Ursprung des Lebens”. Der Artikel lässt die Theorie der Entwicklung des Lebens durch Selektion fragwürdig erscheinen. Umso erstaunlicher, dass der Autor im Ergebnis das Buch Dawkins als eine Art Kunstwerk feiert, indem der Inhalt derart reich sei, wie das Leben, von dem es handelt.

Das Buch behandle im Kern die Frage, wie durch Prozesse des Zufalls, vielfach gleiche Merkmale in der Natur auftauchen, wobei die betreffenden Organismen in keinem “Verwandtschaftsgrad” zu einander stehen. Beispiel: Das Auge taucht über 39mal in der Natur auf, bei Lebewesen, die völlig unabhängig in nicht miteinander verwandten Tierstämmen entstanden sein sollen.

Wenn man es mit dem Evolutionsbiologen Stephan Jay Gould hält, würde sich nichts noch einmal so ereignen, wie es geschehen ist – eben weil der Zufall ohne Plan vorgeht. Dies bedeute in der Konsequenz, dass der Zufall nicht nur das Auge zustande bringen müsste, sondern dies gleich in einer vielfachen weise. Für jedes Tier separat.

Doch selbst Darwin distanzierte sich von dieser radikalen Schlussfolgerung, dem beim Anblick des Säugetierauges ganz schwindelig um seine Theorie wurde. Und Dawkins geht es genauso.

Mit dem Auge aber nicht genug: Die Echoortung findet sich bei Walen und Fledermäusen; Giftstacheln finden sich über 10mal in der Natur (bei Tieren und Pflanzen); Geräuscherzeugung zu sozialen Zwecken findet sich bei Vögeln, Heuschrecken, Zikaden, Fröschen, etc. Dazu kommen andere Phänomene, wie der “Flatterflug”, die Elektroorientierung und viele andere Dinge mehr.

Als sei die einmalige zufällige Entstehung all dieser Strukturen nicht wundersam genug, hat sie gleich vielfach stattzufinden. Das für wahr zu halten, verlangt einem das Glauben an Wunder ab.

Doch den Begriff “Wunder” gilt es in der Wissenschaft zu vermeiden. Entweder ist etwas erwiesen oder ausgeschlossen. Ist es erwiesen, liegt kein Wunder zugrunde, sondern nachvollziehbare Prozesse. Wunder gehören in die Sphäre des Übernatürlichen. Jenem, was nicht existiert – oder vielmehr nicht existieren darf.

Dawkins sieht sich dem Problem gegenüber gestellt, wiederkehrende Strukturen bei nichtverwandten Organismen zu begründen, ohne eine Planung durch Intelligenz in Erwägung zu ziehen. Seine Antwort: Die aus der Einheit kommende Vielfalt trägt immer noch die Informationen vom Anfang mit sich und kann sie dann in verschiedenen Arten wieder realisieren.
Die gesamte Argumentation funktioniert nur mit der Denkvoraussetzung, dass am Anfang schon eine Urzelle da war, die sich selbst replizieren konnte. Es handle sich bei den ursprünglichen Replikatoren “vielleicht um anorganische, mineralische Kristalle”. Doch dieser Stoff sei, so wörtlich, “nicht mehr rekonstruierbar”. Mit dieser Urzelle steht und fällt die gesamte Argumentation. Was in den Medien allerdings nicht gesagt wird: Es ist keinem Forscher bisher gelungen, die Entstehung einer solchen Urzelle zu erklären. Die Erfolgsmeldungen von Atmosphären und Ursuppen, die diese Urzeugung begünstigen sollten, täuschen über die unheimlich große Erklärungslücke hinweg. Darwin konnte diese Lücke damals verstandesmäßig noch akzeptieren, weil er die Zelle nur als kleines organisches Bällchen kannte. Mittlerweile ist die unheimliche Komplexität einer einzelnen Zelle zumindest im Ansatz erforscht, auch wenn ihre Funktionsweise nach wie vor bei weitem noch nicht verstanden ist. Die Urzelle als biologische Maschine müsste immerhin das Meisterwerk vollbringen, sich selbst ohne intelligente Einwirkung von außen zu reproduzieren. Das ist ein Ziel, dass jahrhunderte langer Ingenieurskunst bisher verwehrt bleibt. Es existiert also bei der Evolution an dieser Stelle genau das, was den Kreationisten vorgeworfen wird: Eine Glaubenslücke.

Es wird betont, dass es nicht um die Frage der Entstehung des Lebens geht oder gar der Entstehung der Materie. Der Autor sagt, dass alles Forschen voraussetzt, dass Materie vorhanden ist. Sonst würde man ein Pendant zur biblischen Schöpfungslehre kreieren und sich so gleichfalls dem Gespött aussetzen. Doch diese Argumentation begeht einen Kategoriefehler. Natürlich bedingt Forschung die Existenz von Materie. Auch die Intelligent Design Forschung geht von dieser Voraussetzung aus. Der Unterschied liegt in einer anderen Kategorie. Nämlich: Intelligent Designer gehen davon aus, dass die Existenz von Materie von einen nicht an die Zeit gebundenen, ewigen Schöpfer verursacht wurde. Evolutionisten gehen davon aus, dass die Existenz von Materie entweder schon immer da war, oder aus dem Nichts kam. Beides sind Glaubenssätze und haben mit der eigentlichen Forschung nichts zu tun.
Unter Zuhilfenahme solcher Kategoriefehler, ob bewusst oder unbewusst, ist es einfach, die Intelligent Design Forschung als pseudowissenschaftlich darzustellen. Begünstigt wird das von den zahlreichen hitzigen Diskussionen, vor allem im Internet, bei denen auf der einen Seite die Evolutionisten sich wenig Mühe geben, den kreationistischen Standpunkt zu verstehen und auf der anderen Seite auch auf Seiten der Kreationisten viele Halbwahrheiten und Missverständnisse vertreten werden.

Das Buch von Dawkins umfasst 928 Seiten und gibt auf die Frage nach unserer Identität als Mensch die Antwort, dass wir letztlich nicht mehr sind, als strukturiert angeordnete leblose Materie. Wir sind also nur eine Sache, statt ein Lebewesen. Es geht nicht um den Stammbaum des Lebens, sondern um den Stammbaum der genetischen Information. Trotz aller anders lautenden Beteuerungen wird so der Stellenwert des Menschen fundamental reduziert, was auf lange Sicht wohl zu schlimmen Folgen führen wird. Interessant zu beobachten ist, dass es nicht nur eine Auseinandersetzung zwischen Evolutionisten und Kreationisten gibt, sondern auch zwischen Biologen und humanistischen Philosophen. Denn diese philosophischen Vordenker haben auch erkannt, dass es schreckliche Konsequenzen haben wird, wenn der Mensch zu einer, wenn auch ausgefeilten, Maschine reduziert wird.

Die Bibel gibt dem Menschen einen großen Wert, indem sie ihn als gewolltes und geplantes Abbild des kreativen, schöpferischen, denkenden und fühlenden Gottes zeigt:

Und Gott schuf den Menschen in seinem Bild, im Bild Gottes schuf er ihn: Mann und Frau (1. Mose 1,27)

Im Anfang war der Plan. Und der Plan war bei Gott. Und der Plan war Gott. Dieser war im Anfang bei Gott. (Johannes 1,1)

Nichts erscheint mir vernünftiger, als von all der komplexen Ordnung und dem Zusammenspiel von Gesetzen zu schließen auf jemanden, der mit Intelligenz und Planung das Wunder der Schöpfung kreierte.

Doch sättigt dieses Bekenntnis nicht nur meine Intelligenz, sondern auch mein Herz. Denn es zeigt mir, dass ich nicht das Ergebnis chemischer Prozesse bin, sondern eine gewollte Persönlichkeit. Meinem Anfang geht nicht eine Laune der Natur voraus, sondern der Entschluss eines Schöpfers.

Darum sind Menschen wertvoll. Nicht wegen ihrer Bedeutung auf der Erde, sondern wegen ihres Ursprungs im Jenseits. Natürlich wirft die Existenz Gottes Fragen auf, aber die Bibel täuscht darüber nicht hinweg, sondern beantwortet sie.

Offensichtlich war nach dem Tod seiner Tochter Annie die Annahme der Unvereinbarkeit von Leid und einem liebenden Gott diejenige, die Charles Darwin den Anlass gab, nicht wie eigentlich gewollt Pfarrer zu werden, sondern laut Jürgen Neffe “die größtmögliche Rache an seinem Schöpfer” zu nehmen (aus “Darwin. Das Abenteuer des Lebens.”).

Nur, welche Antwort auf das Leid hat Darwin durch seine Theorie gefunden? Konnte er plötzlich über den Tod seiner Tochter jubeln und ihn feiern als selektiven Prozess, der die Natur reinigt von Schwachem und dem Starken das Überleben sichert? Wohl kaum… Wenn dein Leben voller Tränen ist, dann findest du bei Darwin keinen Trost. Denn er ist tot und seine Theorie wird es bald sein.

Doch eben weil Gott um die Existenz des Leids weiß, kam Er ins Diesseits und vernichtete die Wurzel allen Übels:

Siehe das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt! (Johannes 1, 29)

Wenn dein Leben voller Tränen ist, dann findest du bei Jesus Trost. Denn Er lebt in Ewigkeit!

Buchempfehlung: "Evolution – ein kritisches Lehrbuch" von R. Junker und S. Scherer, Weyel

Kommentare

  1. ali

    So mußt du  glauben, um in den himmel zu kommen:

    Alister McGrath, zunächst Mikrobiologe, später Theologe an der Oxford Universität, gibt gute Denkanstöße zum Thema “Glauben”. Die unterste Ebene besteht nach seiner Darstellung darin zu glauben, dass bestimmte Dinge wahr sind. Diesen Glauben hat der Teufel auch, denn er ist zweifellos überzeugt davon, dass es Gott gibt. Er war ja dort und kennt die Wirklichkeit. Auch wir könnten sagen: “Ich glaube, dass es einen Gott gibt.” Das wäre eine rein intellektuelle Zustimmung.
    Die nächste Ebene des Glaubens bedeutet: Glaube ist Vertrauen. Wenn ich an einen Freund glaube, dann vertraue ich ihm. Man kann an einen Piloten glauben? in dem Sinne, dass man ihm sein Leben anvertraut, wenn man sich ins Flugzeug setzt und damit der Tüchtigkeit des Piloten ausliefert. Man kann auch einer politischen Partei vertrauen, was dadurch zum Ausdruck kommt, dass man sie wählt. Vertrauen ist also eine wichtige Qualität des Glaubens, aber immer noch nicht alles.
    McGrath nennt eine weitere Dimension. Wir finden sie in der Bibel; unserer Alltagssprache ist sie eher fremd. Glauben heißt nämlich: die Zusagen Gottes ernst nehmen und annehmen, was er gebietet. Konkret: Ich kann glauben, dass mir Gott Erlösung verspricht; ich kann seinem Wort vertrauen; aber solange ich sein Angebot nicht persönlich ergreife, nützt mir Gottes Zusage gar nichts. McGrath macht diesen Sachverhalt an einem einfachen Beispiel deutlich. Denken wir an das Medikament Penicillin. Dieses Antibiotikum hat schon zahllosen Menschen das Leben gerettet; ohne diese segensreiche Entdeckung hätten sie keine Chance gehabt. Stellen wir uns weiter vor, ich läge mit einer schlimmen Krankheit im Bett. Auf dem Nachttisch steht ein Fläschchen Penicillin, das der Hausarzt verschrieben hat. Welche Möglichkeiten ergeben sich daraus?
    Erstens: Ich kann zur Kenntnis nehmen, dass diese Flasche Penicillin existiert.
    Zweitens: Ich kann darauf vertrauen, dass das Medikament die Krankheit heilt, an der ich sonst vielleicht sterben müsste.
    Drittens: Meine Krankheit wird nie geheilt, wenn ich nicht im Vertrauen handle und das Penicillin wirklich einnehme.

  2. O Brasilieiro

    Frage aus Brasilien

    Ich glaube, dass Gott das Leben unter anderem durch
    in der Evolutionstheorie vorgeschlagenen Methoden geschaffen hat, dass Darwin also ueber weite Strecken Recht hat.
    Ist mein Glaube an Gott und Jesus Christus authentisch, oder kann ich mit einem solchen Glauben nicht zu Gott kommen?
    (Bitte nur die Frage beantworten)

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