Fußball – Götze einer neuen Welt

Unsere Abgeordneten sind ganz schlaue Kandidaten. Während in Brasilien die Öffentlichkeit Gefallen an Panem et Circenses – Brot und Spielen – findet, erdreisten sie sich, ihren eigenen Sold anzuheben. Da weiß jemand sehr genau, wann im Jahr die beste Zeit ist, um das Volk zu hintergehen. Gleichermaßen sind aber auch die Massen so blind, dass es nicht einmal dazu reicht, sich über die Diätenerhöhung aufzuregen. Deutschland steht ja im Finale. 

Der Fußball ist heute nicht mehr einfach nur ein Spiel, das Männer in den Bann zieht, nein, es ist ein Event, dem jedweder Deutsche fröhnt, es sei ihm ja gegönnt. Für viele ist da nicht einmal das Spiel an sich das Zentrum der Aufmerksamkeit, sondern die Party drumherum. Deutschland in Dauerdröhnung, könnte man meinen, ein Land im Taumel der Spontaneuphorie.

Doch nicht nur Hierzulande erregt der Fußball die Gemüter. Luiz Felipe Scolari wurde nach dem herben Ausscheiden gegen Deutschland aufs Übelste beschimpft. So sagte etwa der künftige Fußballverbands-Vizepräsident der Brasilianer, Delfim Peixoto:

„Alles war schlecht. Ich möchte nicht darüber sprechen, um nichts Dummes zu sagen, aber eines kann ich versichern: Nie wieder wird Scolari mit einer brasiliansichen Auswahl zusammen sein. Er wird nie wieder zurückkehren. Er ist eine Last, eine Schande.“

Na wenn das mal nicht übertrieben ist. Einen Menschen wegen einem Spiel als Last oder Schande zu bezeichnen, öffentlich im Fernsehen, wird dem lapidaren Charakter einer Sportart längst nicht mehr gerecht. Fußball ist ein Spiel, nicht Krieg, und darf niemals persönlich beleidigend werden. Auch der Berater von Neymar beleidigte Scolari öffentlich als inkompetent, arrogant, dumm. Na dann wissen wir ja jetzt auch, was Neymar so über seinen Trainer denkt. Überhaupt erwiesen sich die Brasilianer als komische Verlierer, als sie ihren eigenen Spieler, Fred, auspfiffen. Wie kindisch kann ein Volk eigentlich sein?

Zu unser aller Wohl ist die WM zum Glück am Sonntag vorbei, dann können wir uns wieder den wichtigen Dingen des Lebens widmen. Ironischerweise trainieren die Bundesliga-Teams schon nebenher, damit nahtlos angeknüpft werden kann an die Unterhaltung der Massen. Der Fußball ist leider zum Götzen geworden, was nicht zuletzt an der merklichen Kommerzialisierung dieses Sports immer mehr sichtbar wird.

So hat jede Kultur ihre eigenen Götzen, ihre eigenen Priester, ihre Schutzgeister und Ritaule. Während die Aufgeklärten die Götzen in die Museen verbannen, kramt der Pöbel den Heilsgott wieder hervor. Jede Gesellschaft hat ihre Tempel – die Stadien, Fitnesscenter, Wellness-Oasen oder Bürohäuser. Und seien sie sich sicher: Wenn es bei Ihnen nicht der Fußball ist, dann ist es eben die Karriere, oder ihr Kind, oder ihr Körper.

Die Formen der Anbetung ändern sich, es sind keine Bilder mehr, vor denen wir uns niederwerfen. Keiner wird irgendeiner Artemisfigur Opfer darbringen, doch wieviele opfern selbst ihre Kinder für das Streben nach Geld und Erfolg? Wenn wir unsere Kinder in Kinderkrippen abgeben oder sie gar töten, ist das nicht sogar ein Menschenopfer für unseren Karrierengott?

Überall dort, wo Gott keinen Platz in dem Herzen eines Menschen findet, dort rückt eine andere Sache als Ersatzgott auf. Doch falsche Götzen führen immer in die Enttäuschung, oft auch in die Zerstörung. Die ersehnte Freiheit und Sicherheit bleibt aus.

So ist der Fußball nur ein vergleichsweise lapidarer Götze gegenüber Geld, Sex und Macht. Doch er zeigt, wieviel Sehnsucht nach Zerstreuung, Unterhaltung, Ablenkung von der Realität des Lebens in uns steckt. Doch nach dem Fußball geht es ja eben weiter, es rücken andere Dinge in den Mittelpunkt unseres Lebens. Es mag wohl möglich sein, die menschliche Sehnsucht nach einem bestimmten wertvollen Götzen zu überwinden. Aber kein Mensch kann leben, ohne irgendetwas Besonderes zum Mittelpunkt seines Lebens zu machen – und dieses Etwas wird ihn beherrschen. Nur wenn wir erkennen, was Jesus, der große leidende Diener, für uns getan hat, werden wir letztlich verstehen, dass wir gar nichts leisten müssen, um gerettet zu werden. Wir brauchen nichts zu Wege zu bringen. Jesus hat das Besondere getan und er liebt uns – damit ist das Leben sinnvoll und wertvoll und sehr bedeutsam. Wenn wir das glauben, was er für uns getan hat, und wenn unsere Seele davon berührt wird, dann wird diese Sucht nach Erfolg um jeden Preis ihren Einfluss auf uns verlieren.

Götzendienst ist mehr als Ungehorsam gegen Gott. Es geht um ein Herz, das auf etwas ausgerichtet ist, was ihm wichtiger ist als Gott. Schuldeinsicht und Bekenntnis reichen nicht aus. Die Lösung ist unserer Konzentration auf den Sohn Gottes: Jesus muss für unserer Fantasie schöner sein als jeder Götze. Für unser Herz muss er viel anziehender sein als alles, was in uns herrschen möchte. Dann werden die falschen Götzen weichen. Wer einen Götzen nur aus seinem Herzensboden reißt und versäumt, die Liebe Christi an die frei gewordene Stelle zu pflanzen, wird sich wundern, wie schnell der Götze wieder nachwächst.

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