Ist das Christentum nur eine psychologische Krücke?

Oft hört man die Leute sagen: Das Christentum ist reine psychologische Projektion. Ein Mensch sucht nach einem Vaterbild und findet den tollen Vater bei den Christen. Doch ist das Christentum wirklich nur für die Schwachen, die nicht intelligenten und ängstlichen Menschen unter uns?

Sigmund Freud sagte einmal dazu:

“Jegliche Form von Religion ist reine Illusion, eine Erfüllung der ältesten, stärksten und dringendsten Wünsche der Menschheit…Wie wir bereits wissen; die Eindrücke unserer Hilflosigkeit in der Kindheit beschworen die Suche nach Schutz – Schutz durch Liebe – was wir durch einen Vater bekommen…Diese Rolle des göttlichen Schutzes gegen die Angst und die Gefahren des Lebens.”

Was er dem Christentum vorwirft, ist nichts als die akademische Version eines Volksglaubens: Christsein ist was für Schwache, die ihre Wünsche in einen nicht vorhandenen Vater projezieren. Doch ist das wahr? Hier einige Gründe, warum das gerade nicht so ist:

1. Wenn wir Freud richtig verstehen, so geht es bei sämtlicher Religion um einen gütigen, liebenden Vater, der auch in dieser Rolle schon bei den ersten religiösen Gemeinschaften so wahrgenommen wurde. Doch leider ist dies nicht der Fall. Wenn alle immer nur einen liebenden und göttlichen Vater gesucht hätten, so hätten sie doch eben einen solchen erfunden. Doch in allen monotheistischen Religionen stellt Gott sich als der Heilige, Gerechte und Richtende dar. Er ist kein Vaterbild. Dieses Vaterbild gibt es erst seit Christus, seit seinem Tod dürfen wir Gott Vater nennen. Ein Gedanke, den andere Religionen bis heute verabscheuen, ein Gott als Vater ist kein Gott.

2. Gleichermaßen muss man sagen: Der Gedanke der Atheisten kann genausogut umgedreht werden. Wenn Christen an einen Gott glauben, von dem sie sich wünschen, dass er existiert, wieso kann es dann nicht bei Atheisten sein, dass sie an Gott eben nicht glauben, weil sie wünschen, dass er nicht existiert? Da gäbe es sogar noch bessere Gründe für, als für den Gläubigen, denn ohne Gott ist es einfacher sein Ego zu füttern. Du kannst dann eben tun und lassen, was du willst (was nicht heißen soll, dass jeder Atheist moralisch unterlegen ist, es fehlt lediglich die philosophische Grundlage dazu).

Was macht also die Skeptiker so stolz zu sagen, dass sie undurchdringlich den psychologischen Tricks unseres Geistes Widerstand leisten können? Zu sagen, jeder Gläubige sei von psychologischen Faktoren so stark beeinflusst, dass ihr Glaube nur ein menschliches Konstrukt sei, klingt ziemlich arrogant. Sie könnten selbst Opfer ihrer Psyche sein.

3. Es scheint plausibel sich einen Vater in Gott zu wünschen und solchen dann selbst zu kreieren, doch gleichermaßen kann es bei Atheisten auch das Gegenteil sein. Sie lehnen Gott als Vater ab, weil sie selbst schlechte Erfahrungen in ihrer Kindheit mit Vätern hatten. Komischerweise ist das bei allen Psychologen, die an Unis gelehrt werden, der Fall: Von Nietzsche über Feuerbach und Wells bis hin zu Freud selbst (siehe auch dieses Buch: Vitz, P (1999) Faith of the Fatherless. Dallas: Spence) hatten sie alle entweder keinen Vater oder einen sehr schlechten mit noch schlechteren Beziehungen zu ihnen. Vielleicht projezieren die Atheisten ihre Wut gegen den irdischen Vater selbst gegen den Himmlischen. Der darf dann natürlich nicht existieren. Natürlich ist das nicht bei jedem Atheist der Fall, nur will ich klarstellen: Der Vorwurf des gezeichneten Vaterbildes geht in beide Richtungen.

4. Der Philosoph Thomas Nagel sagte einmal: “Ich hoffe, es gibt keinen Gott. Denn ich will nicht, dass es einen Gott gibt. Ich will nicht, dass das Universum nach einen Gott funktioniert.”

Vielleicht ist es gerade eine Hoffnung, keinen Gott zu haben. Willst du vielleicht gar nicht, dass ein Gott existiert? Dann hört sich das Ganze auch nach einem Wunsch an, so wie bei Thomas Nagel. Jeder ist voreingenommen durch Erfahrungen, Menschen, die dich beeinflusst haben, sodass du vielleicht eine Hoffnung darin siehst, dass es keinen Gott gibt, weil noch unbereinigte Flecken dein Leben trüben.

5. Das ganze führt uns zu einer großen Frage: Wenn Christen nur einen fürsorglichen Vater in ihrem Glauben suchen, der sie liebevoll umarmt, wieso beschreibt die Bibel ihn dann als heilig und gerecht, ein Gott, der viele unserer Gedanken und Taten als unmoralisch verurteilt? Wäre es nicht viel logischer gewesen einen Gott zu erfinden, der nur liebevoll ist? Der nur vergibt und das Gericht weglässt?

6. Abseits davon beweist die Tatsache, dass viele Schwache und auch gesellschaftlich Ausgestoßene im Christentum Erfüllung ihrer Sehnsüchte finden keinesfalls, dass es nur für solche Leute wäre. Viele Intellektuelle finden genauso zu Christus, und das Christentum und sein Wort erfüllt ihre emotionalen wie intellektuellen Sehnsüchte genauso wie die der Armen und Schwachen. Beispiele dafür gibt es genug.

7. Eins der stärksten Argumente für mich ist, dass das Christentum eben genau das Gegenteil sagt von dem, was die Atheisten von ihm erwarten. Sie denken, die Menschen leihen sich den christlichen Glauben, um sich das Leben zu vereinfachen. Eben psychische Hilfe zu finden. Doch die Bibel sagt, dass das Leben mit Christus schwieriger ist als das Leben ohne ihn. Letztlich sind fast alle Schreiber des Neuen Testaments für ihre Worte gestorben. Beispiele:

Jakobus, Sohn des Zebedäus – enthauptet

Thomas – ermordet in Indien

Simon – gekreuzigt

Petrus – in Rom gekreuzigt

Markus – lebendig verbrannt

Bartholomäus – geschlagen, gekreuzigt und danach enthauptet

Andreas – enthauptet, wo, weiß man nicht genau, wahrscheinlich Archarien

Matthäus – aufgespießt zum Tode

Phillipus – gesteinigt

Paulus – Kopfüber gekreuzigt

Es gibt einige Quellen, die etwas abweichen bezogen auf die Orte, wo sie starben, aber sicher ist, dass alle Apostel den Märtyrertod nahmen. Es zeigt auf jeden Fall, dass die Nachfolge Jesu eine gefährliche Sache war im ersten Jahrhundert. Heute global gesehen sogar noch mehr (alle fünf Minuten wird ein Christ ermordet). Letztlich starb Christus selbst, wurde ausgepeitscht und gekreuzigt. Das Christentum lehrt, sein Kreuz auf sich zu nehmen und Spott zu ertragen. Ganz ehrlich: So funktioniert keine psychologische Krücke. Vielleicht für die bequemen Namenschristen hier im Westen, doch jemand der es ernst meint, sieht in Gott mehr als nur den “Lieben Gott”.

und Last but not Least:

Warum sollte eine Lehre entstehen, die auf ein Eingeständnis der eigenen Sünde und der eigenen Nichtigkeit beruht, wenn Gott nur eine Projektion unserer Wünsche wäre? Warum sollte die Essenz des Christentum sein, vor einem Kreuz zu kapitulieren, ein Opfer der brutalsten Weise anzunehmen, wenn doch alles nur eine Projektion des “Lieben Gotts” ist? Das macht alles keinen Sinn. Bis du eben genau dort kapitulierst. Vor dem Kreuz.

Inspired by: www.bethinking.org/truth-…-psychological-crutch.htm

Kommentare

  1. ali

    In der Bibel gibt es keine spezielle Lehre ob Tiere / Haustiere “Seelen” haben oder in den Himmel kommen. Dennoch können wir einige generelle Prinzipien den Schriften entnehmen und dieses Thema etwas beleuchten. Gott hat den Menschen (1.Mose 2,7) und den Tieren (1.Mose 1,30; 6,17; 7,15,22) Leben eingehaucht. Der Hauptunterschied zwischen menschlichen Wesen und Tieren ist dass der Mensch nach dem Bild und der Ähnlichkeit Gottes gemacht wurde (1.Mose 1, 26-27). Tiere sind nicht nach dem Bild Gottes erschaffen worden. Nach dem Bild Gottes gemacht zu sein, bedeutet dass menschliche Wesen wie Gott sind. Fähig zur Geistigkeit mit dem Verstand, Gefühlen und dem Willen – mit der Aussicht darauf ein Wesen zu sein, das nach dem Tod weiterlebt. Wenn Tiere / Haustiere eine “Seele” oder eine unkörperliche Gestalt haben, muss es von einer anderen oder geringeren “Qualität” sein. Dieser Unterschied bedeutet wahrscheinlich, dass die “Seelen” von Tieren / Haustieren nach dem Tod nicht weiter existieren.

    Eine andere Tatsache die wir bei dieser Frage berücksichtigen sollten, ist das Gott Tiere als Teil seines schöpferischen Prozesses in Genesis kreiert hat. Gott hat Tiere erschaffen und gesagt sie sind gut (1.Mose 1,25). Deshalb gibt es keinen Grund weshalb Tiere nicht auf der neuen Erde sein könnten (Offenbarung 21,1). Es wird definitiv Tiere während des tausendjährigen Königreichs geben (Jesaja 11,6; 65,25). Es ist unmöglich vorherzusagen ob einige dieser Tiere unsere Haustiere waren die wir während unserer Zeit auf Erden hatten. Wir wissen das Gott gerecht ist und wenn wir in den Himmel kommen, wir Seinen Entscheidungen zu diesem Thema komplett zustimmen werden, wie auch immer sie lauten. gotquestions.org

  2. ali

    Es muß darauf hingewiesen werden, daß unsedr Staat selbst auf Grundlagen ruht, welche er sich nicht selbst gegeben hat! Es gibt nämlich weder eine “wertfreie Erziehung”, noch einen “wertfreien Staat”.Wenn der Glaube an Jesus aus der Öffentlichkeit hinausgedrängt wird, dann stellt sich der materialistische Atheismus selbst als höchsten “WERT” dar. Wozu das geführt hat, zeigt schon die franz. Revolution von 1789 (“Die Revolution frisst ihre Kinder”), die 70 Jahre des brutalen Sowjetimperiums, das ungefähr 20- 30 Millionen Menschen ohne den 2. Weltkriegs, das Leben gekostet hat und zig Millionen alkoholabhängige Personen erzeugt hat. Sowohl der Tiefenpsychologe Alfred Adler, als auch Viktor Frankl haben darauf hingewiesen, dassGlaube zum WESEN des Menschen gehört. Daher hat sie ihren Platz im Staat und im Leben jedes Einzelnen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

* Ich stimme zu

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.