Ist die Reformation für dich zu abstrakt, weit weg, langweilig – unwichtig? Wenn das so ist, dann kann ich dich verstehen. Immerhin reden wir von etwas, was nun schon 500 Jahre zurückliegt. Aber bedenke: Wir sind Zwerge auf den Schultern von Riesen. Wir können zwar (vermeintlich) weiter sehen als vergangene Generationen, aber auf ihren Schultern ausruhen dürfen wir nicht. Der Glaube muss immer heute gelebt werden – eine Reformation kann zwar eine Theologie vererben, aber nicht das Leben.
Kein anderer hat das uns so klar gesagt wie Jesus selber. Die religiösen Menschen zu seiner Zeit beriefen sich auf den großen Glaubens-Vater Abraham. Abraham war in der Tat ein Vorbild, er war ein wirklicher Glaubens-Riese und die Bibel selber unterstreicht, dass er der Vater aller Gläubigen ist. Was war nun das Problem? Der Botschafter von Jesus, Johannes, sagte:
„Bringt nun der Buße würdige Früchte, und beginnt nicht, bei euch selbst zu sagen: Wir haben Abraham zum Vater; denn ich sage euch, dass Gott dem Abraham aus diesen Steinen Kinder zu erwecken vermag.“ (Lukas 3,8)
Das Problem ist, wenn wir unser geistliches Erbe mit geistlichem Leben verwechseln. Johannes bringt es hier krass auf den Punkt: Gott wird eher Steine zum Leben erwecken, als dass wir uns auf dem Leben unserer Vorfahren ausruhen können. Anders gesagt – mit einem bekannten Sprichwort – „Gott hat keine Enkelkinder“. Solange wir nicht die praktischen Konsequenzen ziehen, die Abraham oder die Luther gezogen hat haben wir – laut Johannes – nichts mit ihnen zu tun. Jesus selber sagt später das gleiche, nachzulesen in Johannes 8,39.
Interessant ist in dem Zusammenhang was die erste These war, die Luther damals an die Kirchentür nagelte:
„Da unser Herr und Meister Jesus Christus spricht: Tut Buße etc., will er, daß das ganze Leben seiner Gläubigen auf Erden eine (stete) Buße sei.“ (Luther)
Wahrscheinlich würde man diese These nicht als die eine zentrale Aussage der Reformation bezeichnen. Aber Luther stellte sie an den Anfang. Er wollte nicht eine neue Kirche, eine neue Bewegung, sondern nichts anderes als eine Erweckung von toten Gläubigen – Menschen, die leben, was sie sagen und die ihr Leben nach dem Wort Gottes ausrichten. Luther sagt hier, dass das ein Lebensstil ist und kein Glaubenssystem.
Egal ob du dich für Geschichte interessiert oder nicht – entscheidend ist für mich und dich, dass wir heute Gott vertrauen, dass wir heute unsere Sünde bekennen, dass wir heute das Wort Gottes befolgen. Es bringt uns nichts, dass Abraham, dass Luther, dass Pastor Wilhelm Busch oder sonstwer dies getan hat. Die Reformation in ihrem Leben muss unsere eigene Reformation werden. Es muss deine Reformation werden. Vielleicht berufst du dich auf Luther, vielleicht kennst und schätzt du, was er uns hinterlassen hat. Wenn du aber nicht persönlich zur Buße kommst und darin lebst dann bist du vielleicht privilegiert, wirst aber doch das wahre Leben tragisch verpassen.
Für die, die des Englischen mächtig sind, hier ein reformatorischer Aufruf des „Poeten“ Ezekiel Azonwu: ALMOST (saved)
Eine (englische) Mitschrift des Textes findest du hier.