1. Erdbeben sind etwas Außerordentliches. Die Erde wird dort
erschüttert, wo es entweder zu einer außergewöhnlichen, in der
Regel göttlichen Konzentration von Kraft kommt, auf die die
Kreatur reagiert, oder aber wo durch böse Taten die tragenden
Pfeiler der kosmischen Ordnung ins Wanken geraten.
2. Dass die Welt wankt, kann also sehr wohl seinen Ursprung im
Zorn Gottes wie in bösem Tun haben. Wo Böses-Tun den
Bestand der Welt tangiert und die Welt ins Wanken bringt, da
zieht genau dieses Tun den Zorn Gottes auf sich, dessen
Heiligkeit bei seinem Erscheinen das Böse vernichtet.
3. Erdbeben sind Berg- und Himmelsbeben, letztlich
Erschütterungen der sichtbaren durch die unsichtbare Welt.
4. Erdbeben sind Zeichen der Gegenwart der göttlichen in der
kreatürlichen Welt.
5. Erdbeben sind nicht nur Natur-, sondern umfassender:
Schöpfungskatastrophen.
6. Durch die nicht überbietbare Zerstörungskraft werden sie zum
Inbegriff der Vernichtung und zum Standardbegriff, wenn es
um die Zerstörung der widergöttlchen Welt unter dem Zorn des
sich offenbarenden Gottes geht.
7. Erdbeben gehören darum zum apokalyptischen Code, mit dem
die prophetische Schau das Weltende, den Jüngsten Tag
beschreibt.
8. Prophetische Ansagen von apokalyptischem Beben der Erde
dürfen nicht enggeführt verstanden werden als Vorhersage bloß
geologischer Ereignisse; sie kündigen ein Wanken der
Grundfeste der alten Welt und ihren Zusammenbruch an.
9. Erdbeben sind nicht konkrete Strafen, sondern Zeichen einer
insgesamt unter der Herrschaft des Bösen stehenden, ins
Wanken geratenen Welt.
10. Quantitatives oder qualitatives Wachstums des Bebens der
Erde ist nicht notwendig ein Hinweis auf eine fortgeschrittene
Stunde der Endzeit.
11. Der Tsunami vom 26.12.2004 und andere Katastrophen sind
aber Vorläufer des einen großen Bebens und
Zusammenbrechens der Welt.
12. Die biblische Apokalyptik (Endzeitschau) weist auf die
Verbindung von „natürlichen“ und geistlichen
Zusammenhängen, von sichtbarer und unsichtbarer
Wirklichkeit hin. Eine steigende Zahl von Erdbeben und
anderen Katastrophen mit zudem wachsender Intensität sind
aus prophetischer Sicht Hinweis auf einen nahenden Kollaps
einer Weltordnung, deren Strukturen in Auflösung begriffen
sind (1. Korinther 7,31), und die intensiver werdenden, sich
zuspitzenden Konflikte in der unsichtbaren Wirklichkeit.
13. Biblische Prophetie leitet an zu einer geistlichen Geschichtsund
Weltdeutung, respektiert aber die ihr in der Souveränität
Gottes gesetzten Grenzen. Sie verzichtet auf alle spekulativen
In-Eins-Setzungen von biblischen Vorhersagen und aktuellen
Ereignissen. Sie nutzt das durch das Wanken der Welt
gegebene Potential an Angst nicht aus, sondern tröstet durch
die Vergewisserung der Wiederkunft Christi.
14. Das Beben der Welt, dem auch Christen mannigfach
ausgesetzt sind, und schließlich der letzte große
Zusammenbruch des Weltengebäudes (Offenbarung 16,17-21)
sind in dieser nüchternen, realistischen Perspektive
Bedingungen für den von Gott selbst in Aussicht gestellten
Neu-Anfang: einen neuen Himmel und eine neue Erde
(Offenbarung 21).
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www.heinzpeter-hempelmann.de/dat/erdbeben.pdf