Heute auf welt.de: “Wir beten für alle Geiseln” -> Gebet wirkt

Wir beten für alle Geiseln"

Vor fünf Jahren kam die entführte Familie Wallert frei

von Matthias Brunnert

Renate und Werner Wallert schauen in ihrem Göttinger Haus Fotos ihres inzwischen getöteten Entführers
Renate und Werner Wallert schauen in ihrem Göttinger Haus Fotos ihres inzwischen getöteten Entführers "Commander Robot" an
Foto: dpa

Göttingen – Wenn Renate Wallert im Fernsehen Berichte über Geiselnahmen sieht, leidet sie jedes Mal mit den Opfern. "Ich kann mich sehr gut in deren Lage versetzen", sagt die Göttinger Musiklehrerin. "Es ist eine schreckliche Situation, vom Tod bedroht und einer gewalttätigen Terroristengruppe völlig ausgeliefert zu sein." Renate Wallert war selbst zusammen mit 20 anderen Menschen, darunter ihrem Ehemann Werner und ihrem Sohn Marc, wochenlang in der Gewalt von Entführern.

Sie war Ostern 2000 auf der malaysischen Urlauber- und Taucherinsel Sipadan von der muslimischen Terrorgruppe Abu Sayyaf entführt und auf die philippinische Insel Jolo verschleppt worden. Vor fast genau fünf Jahren, am 17. Juli 2000, wurde sie als erstes Mitglied ihrer Familie von den Terroristen freigelassen.

Vom Schicksal anderer Geiselopfer ist Renate Wallert seither in besonderem Maße bewegt. "Wir beten täglich für alle Geiseln. Denn wir haben dankbar erfahren dürfen, welche Kraft von solchem Beistand ausgeht und daß Gebete Wirkung zeigen", sagt die gläubige Christin. In ihrer Familie sei die eigene Geiselhaft auch fünf Jahre nach dem schrecklichen Geschehen "quasi täglich" Gesprächsthema. "Das heißt aber nicht, daß wir aktuell noch darunter leiden."

Vielmehr sehe sie selbst "das zweite Leben, das uns geschenkt wurde, in einem besonders positiven Licht vor dem Hintergrund der dunklen Tage auf Jolo". Im Rückblick auf die vergangenen fünf Jahre habe sich das alltägliche Leben ihrer Familie oder einzelner Mitglieder durch die Entführung sonst aber nicht nachhaltig verändert, sagt die heute 61jährige. Schon bald nach Ende der Geiselhaft – Ehemann Werner Wallert war Ende August 2000, Sohn Marc zwei Wochen nach dem Vater freigelassen worden – seien alle wieder ganz im "Vorher-Alltag" angekommen. "Und wir sind nach wie vor eine glückliche Familie."

Geblieben sei allerdings das Medieninteresse. Inzwischen kommen die Interview-Wünsche allerdings nur noch zu besonderen Anlässen, so etwa als im März dieses Jahres der als "Commander Robot" bekanntgewordene Chef der Entführer bei einem Gefängnisaufstand auf den Philippinen erschossen wurde. Dieses Interesse der Öffentlichkeit sei aber "gut auszuhalten und irgendwie auch nachvollziehbar", sagt Renate Wallert: "Wir haben uns daran gewöhnt."

Von Bekannten und Freunden wird die Familie nur noch selten auf die Entführung angesprochen. Aber gelegentlich wird sie doch zum Thema, so etwa im Tauchurlaub, den sich die Familie inzwischen wieder gönnt, obwohl sie von einer Taucherinsel gekidnappt worden war.

Artikel erschienen am Di, 12. Juli 2005

Kommentare

  1. High-Heels

    Solche Typen täten noch heute wieder in Kriegs-Gebiete, oder andere Total-Problemzonen. Nennen sich Lehrer, und wissen nix. Danke das die durch Ignorranz berühmt geworden sind, und wir Millionen für Krisenstäbe und an Lösegeldern “verballern” durften. Solche tun mir nicht 5 Minuten leid. War doch interessant im TV. DIE wollten da hin, hat sie keiner gezwungen in derartige Länder zu reisen, trotz deuitlicher Warnungen.

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