Mangas und Animes: Der unheimliche Japan-Boom

Auf Mangabüchern ist noch immer der Hinweis zu finden, dass man sie von hinten nach vorn und von rechts nach links lesen muss – so funktioniert nämlich die japanische Schrift. Mangas sind japanische Comics, und sie haben in Deutschland eine eigenartige Fankultur hervorgebracht. Tausende Jugendliche – zu mehr als zwei Dritteln sind es Mädchen – verschlingen Mangas, zeichnen sie nach, verkleiden sich und posieren auf Fantreffen wie ihre liebsten Comicfiguren und träumen von einer Reise nach Japan, wo diese Popkultur zu Hause ist und noch viel gigantischere Blüten treibt als hier.

Comics hatten in Deutschland lange einen schlechten Ruf. Sie galten als Ausdruck der amerikanischen Kultur, als verdummend und jugendgefährdend. Anfang der 80er Jahre schien sich mit der verstärkten Veröffentlichung von Alben aus dem frankobelgischen Raum die Erkenntnis durchzusetzen, dass sie auch anspruchsvoll und ein eigenes, interessantes Medium sein konnten. In den 90er Jahren begann nach dem Start entsprechender Zeichentrickserien im Privatfernsehen und Kinoerfolgen wie „Batman“, „Spider-Man“ oder „X-Men“ ein Boom amerikanischer Superheldencomics. Dieser Comicaufschwung fiel aber nach einigen Jahren wieder in sich zusammen. Selbst das beliebteste Comicheft in Deutschland, die „Micky Maus“ erlebte einen bedenklichen Auflagenschwund. Gleichzeitig begann aber der Siegeszug der Mangas, mit ausgelöst durch zahlreiche Animes (animierte Mangas, also Zeichentrickfilme) auf Video.

Mangas waren schon bald so gefragt, dass auch Buchhandlungen sie in ihr Sortiment aufnahmen. Sie erkannten die Chance, neue Käuferschichten zu erschließen. Die Manga-Mania markierte auch einen Generationswechsel bei den Comiclesern: Die in den 50er bis 70er Jahren Geborenen waren diejenigen, die ihre unter der Schulbank gelesenen Comicheftchen beim Lehrer abliefern und für ihre geliebte Lektüre kämpfen mussten. Die Jüngeren, die jetzt alles durften, setzten sich von ihnen ab, indem sie statt bunter Hefte dicke, schwarz-weiße Taschenbücher lasen und eine ganz neue, exotische Welt entdeckten: Japan.

In Japan sind Comics, eben die Mangas, allgegenwärtig. Mit ihren Millionenauflagen beherrschen sie den gesamten Buch- und Zeitschriftenmarkt. Jeder Japaner vom Säugling bis zum Greis liest im Durchschnitt pro Jahr 15 Mangas. So, wie sie heute aussehen, entwickelten sie sich etwa seit den 60er Jahren. Es sind meist mehrere 100 Seiten starke Sammelbände unterschiedlicher Serien. Dabei gibt es viele verschiedene Stilrichtungen: Mangas für Jüngere und Ältere, für Mädchen und Jungen, für Science-Fiction-, Horror- oder Esoterik-Fans, es gibt Samuraiabenteuer, Liebes- und Alltagsgeschichten, Mangas für Homosexuelle und äußerst bizarre Porno-Mangas. Japaner sind sehr tolerant – die Devise lautet: Wer sich an etwas stört, schaut nicht hin.

Der Gouverneur von Tokio will allerdings jetzt gegen die Sexwelle in Mangas vorgehen (von denen manche durchaus auch auf Deutsch erhältlich sind). Er fordert von den Verlagen, dass sie Mangas und Animes, die Vergewaltigungen oder andere Sex-Straftaten darstellen oder Sex zwischen Familienmitgliedern (etwa Geschwistern) verherrlichen oder übertreiben, nicht mehr an unter 18-Jährige verkaufen. Bisher hatte sich das Jugendverbot nur auf Pornos mit echten Menschen bezogen. Die Unternehmen, aber auch Künstler wehren sich: Das sei eine Einschränkung der Meinungs- und der kreativen Freiheit. Bei uns stehen Comics nicht mehr im Focus des Jugendschutzes – viele Eltern dürften nicht wissen, was sich ihre mangabegeisterten Sprösslinge reinziehen.

Bedenklich sind auch die mystischen Inhalte, die in vielen Mangas vorherrschen. Darin kommt der japanische Volksglaube zum Ausdruck. Hinter vielen Mangafiguren stehen Vorstellungen von einer von Göttern und Geistern belebten Natur. Traditionelle Japaner glauben noch heute an eine Vielzahl von Gottheiten (Berggötter, Feldgötter, Wegegötter, Familiengötter), von deren Wohlwollen sie abhängig und deren Zorn und Hänseleien sie hilflos ausgeliefert sind. Das liefert natürlich reichlich Stoff für ungewöhnliche Comicabenteuer. Die meisten deutschen Mangaleser dürften allerdings nicht wissen, was hinter den märchenhaften Abenteuern steckt, die sie lesen, wenn auch ihr Weltbild davon unweigerlich beeinflusst wird.

Es dürfte nicht zu schaffen sein, sich im Medienbereich von allem abzuschirmen, was schädlich sein kann – vor allem für Kinder. Das bedeutet aber nicht, dass man nicht darauf zu achten brauchte, womit man selbst oder die eigenen Kinder konfrontiert sind. Im Gegenteil ist es wichtig, sich mit Comics und Filmen (aber auch Computerspielen, Internetseiten und anderen verderblichen Inhalten) auseinanderzusetzen, um gegen sie einschreiten zu können. Mit Kindern und Jugendlichen sollte man über die Gefahren sprechen, die drohen, damit sie ihnen bewusst werden. Den besten Maßstab dafür, was für einen Menschen gut ist und was nicht, liefert die Bibel.

Kommentare

  1. Lee

    Hallouh. (:
    Ich wollte mal fragen ob ihr vllt eine seite mit christlichen Liedern kennt, weil auf youtube und co. gibt es hald fast nur charismatische.
    Ich wäre euch sehr dankbar, weil mich Musik sehr beeinflusst und ich so gerne geistliche lieder hören würde. ^^
    Liebe grüße. (:

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