Mit 77 Jahren ist Wolfgang Nöth, der „Hallen-König“ oder „Hallen-Mogul“ unserer Stadt verstorben. Wir kannten ihn.

“Das Unbequeme, die Kämpfernatur, beides hat er sich wohl schon früh aneignen müssen. Seine Familie ist im Holocaust umgekommen, seine jüdische Mutter hat ihm nach seiner Geburt 1943 das Leben gerettet, als sie ihn in einem Persil-Karton vor einem Gasthaus in Würzburg abstellte. An die große Glocke hat er das nie gehängt.”

“Wolfgang Nöth war ein Macher – und blieb mit seinen abgewetzten Klamotten doch ein Unikum. Christian Ude erinnert sich an seinen ersten Termin – damals noch als Zweiter Bürgermeister – mit Nöth im Rathaus. „Meine Sekretärin wusste nicht, wer das war, der da um 16 Uhr kommen sollte. Da fragte ich: Kennen Sie den Nöth nicht? Das ist doch der berühmte Hallen-Mogul in München. Was ist denn ein Mogul?, fragte sie. Na ja, eine beherrschende Figur, sagte ich. Kurz vor 16 Uhr stürzte sie in mein Büro und rief: Gleich kommt doch der Herr Hallen-Mogul – aber jetzt sitzt hier so ein langhaariger Penner, der sich nicht abwimmeln lassen will.“

“Der Mann hat das Münchner Nachtleben seit 1981 geprägt wie kein Anderer: Wolfgang Nöth, der Hallenkönig, wie viele den Veranstalter gerne nannten. Mit der Theaterfabrik (1982), dem Nachtwerk, dem Alten Flughafen Riem (1992), dem Kunstpark Ost, den Optimolwerken und dem Zenith schuf Nöth legendäre Club- und Party-Locations. Hinzu kam seine große Leidenschaft für Hallenflohmärkte. Am Sonntag (10. Januar) ist Wolfgang Nöth nach kurzer Krankheit im Alter von 77 Jahren gestorben.”

Vor allem Konzerte hatten es dem Unterfranken angetan: Anfang der Achtzigerjahre organisierte Nöth Auftritte wie zum Beispiel für die damals noch recht unbekannten Toten Hosen oder gar Rammstein. Nöth war in einem Waisenhaus aufgewachsen und in einem Kloster groß geworden. Er lernte bei Neckermann, arbeitete unter anderem als Bauarbeiter oder Dachdecker. In seiner Stammkneipe, dem Fraunhofer-Theater, stieg er 1980 ein – und betrieb zusammen mit Wirt Beppi Bachmaier die Kultur-Wirtschaft.” (tz)

Vor der Theaterfabrik hat er uns damals sein Leben erzählt. Seit dem haben wir ihn durch alle Lokations begleitet. Obwohl er ganz und gar kein Christ sein wollte, hat er uns vier Jahre an seinem Gelände, dem Kunstpark Ost, geduldet. Das Evangelium hat er auch erfahren. Unzählige Flyer, Bücher haben wir dort an die Feierwütigen und die Konzertbesucher verteilen können. Er kam sogar manchmal an unseren Tisch. Möge er im Frieden mit Gott gestorben sein. Gott tröste seine Angehörigen und Freunde. Ein großer Mann der Stadt hat uns verlassen.

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