13.Aug. 1996: Festnahme des Satanisten und Kindermörders Marc Dutroux.

Die Hannoversche Allgemeine Zeitung (HAZ) berichtete am 30.12.1996, dass im belgischen Fernsehen eine anonymisierte Zeugin von Satansmessen im Zusammenhang mit Dutroux berichtet habe. Und es gebe auch Verbindungen zu deutschen Tätern. [1] Ergänzend dazu habe die Polizei im Haus von Dutrouxs ermordetem Komplizen Bernhard Weinstein einen Zettel gefunden, der eine Verbindung in einen satanistischen Kult nahelegt: “Das große Fest nicht vergessen. Hoher Priester erwartet Geschenk.” [2]

Der Journalist und Buchautor Rainer Fromm datiert das Bekanntwerden dieses Zettels auf den 8. Januar 1997, weil an diesem Tag eine entsprechende Meldung der Nachrichtenagentur AFP erschien. Außerdem zitiert er diesen Zettel mit “die Hohepriesterin”, nicht mit “Hoher Priester”, wie die Hannoversche Allgemeine Zeitung schrieb.  Dies mag ein Übersetzungsproblem sein, denn der Zettel wird natürlich nicht auf Deutsch, sondern in einer der in Belgien üblichen Sprachen (französisch, flämisch, walisisch, …) vorgelegen haben. Diesen Widerspruch konnte der Autor der HAZ im Januar 2017 aus der Erinnerung nicht mehr aufklären. [1]

Fromm schreibt in seinem Buch weiter:

“In einem weiteren beschlagnahmten Dokument war von der Notwendigkeit von “acht Opfern im Alter von 1-33 Jahren” für eine “satanistische Zeremonie” die Rede, so die Nachrichtenagentur AFP am 8. Januar 1997.” [3]

Sehr ähnlich schreibt das auch Jörg Stolzenberger aus der “Aufklärungsgruppe Krokodil”:

“Schon am 08. Januar 1997, also noch relativ am Anfang der Ermittlungen im Fall Dutroux, teilte die Nachrichtenagentur AFP der Öffentlichkeit mit, dass im Haus des Komplizen von Marc Dutroux, Bernhard Weinstein, die belgische Polizei bei Durchsuchungsmaßnahmen auch Dokumente beschlagnahmt hat. Eines der Schreiben, so der Bericht, erinnerte den Adressaten daran, das „Geschenk für die Hohepriesterin“ nicht zu vergessen. In einem weiteren beschlagnahmten Dokument war von der Notwendigkeit von „acht Opfern im Alter von 1-33 Jahren“ für eine „satanische Zeremonie“ die Rede.” [4]

Ob Priester oder Priesterin – für die belgische Polizei waren die Zettel offensichtlich Grund genug für eine Hausdurchsuchung in einer Satanisten-Gruppe. Auch darüber berichtete die Hannoversche Allgemeine Zeitung schon im Dezember 1996:

“Bereits in der vergangenen Woche waren die Räumlichkeiten des sogenannten Abrasax-Institutes in Forchies la Marche von der Polizei durchsucht worden. Hinter diesem “Institut” verbirgt sich die Satanskirche, deren “hohe Priesterin” Dominique Kindermans jedoch jegliche Verbindungen zu Dutroux bestreitet.” [2]

Thorsten Becker zitiert in einem Buchartikel 2010 die ihm gegenüber 1999 getätigten Aussagen der sogenannten “Zeugin X1” im Prozess gegen Marc Dutroux, die rituelle/satanistische Mißhandlungen als Inszenierung der Täter beschreibt,

“… weil sie wußten, wenn kleine Kinder dies berichten, wird ihnen niemand glauben. … Meine Misshandler waren nicht wirkliche satanistische Misshandler, sie waren Geschäftsleute, die mit Kindern handelten, weil sie damit sehr viel Geld machen konnten.” [5]

Ferner weist Becker darauf hin, dass auch “Zeugin X3” über rituelle Gewalterfahrungen im Zeitraum zwischen 1950 und 1962 berichtet habe [5] – Dutroux wurde aber erst 1957 geboren und scheidet somit als Täter in dieser Zeitspanne aus. Ob es andere Verurteilungen aufgrund der Aussage von “Zeugin X3” gab, ist uns nicht bekannt.

Quellen:
[1] Persönliches Telefonat vom 11.1.2017.
In diesem Telefonat erklärte uns der Autor des Artikels, Benelux-Korrespondent der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung, Helmut Hetzel, unter anderem, dass diese Zeugin im Fernsehen die Frau gewesen sei, die später als “Zeugin X1” im Dutroux-Prozess geführt wurde.
[2] Zeitungsartikel Hannoversche Allgemeine Zeitung 30.12.1996, “Dutroux soll auch Sekten des Satans beliefert haben”, von Helmut Hetzel, der Artikel liegt uns als Nachdruck in einem Info-Brief für Sektenberater aus dem Jahre 1997 vor
[3] Buch Fromm, Rainer, “Satanismus in Deutschland”, Olzog Verlag München 2003, S. 10f.
[4] PDF-Dokumentation von Stolzenberger, Jörg, “Aufklärungsgruppe Krokodil”, “Der Fall Marc Dutroux – Der Mittäter Bernhard Weinstein, gewisse Zeugenaussagen und die angeblich satanistischen Hintergründe – Teil 2”, online gestellt 2004, abgerufen am 15.12.2016
[5] Buchartikel von Becker, Thorsten, “Rituelle Gewalt: Was wir über Gewalt ausübende, ideologische Kulte, Täter und Täterstrukturen wissen – eine Betrachtung”, in “Handbuch Rituelle Gewalt”, Hg. von Claudia Fliß und Claudia Igney, Pabst Science Publishers, Lengerich 2010, Seite 111

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