Staat und Fußballverbände sind ratlos. Hooliganismus ist Ausdruck von Perspektivlosigkeit. Menschen, die sich sonst überall benachteiligt, unerwünscht und chancenlos fühlen müssen, finden eine letzte Bestätigung im samstäglichen Ritual beim Fußballstadion. Ein Ritual, bei dem sich allerdings schon viele blutige Köpfe geholt und auch Unbeteiligte körperliche Schäden erlitten haben, unter denen sie lebenslang leiden. Ein Hooligan, der die Sackgasse, in der er steckte, erkannt hat und sich aus ihr befreien konnte, ist Jeannot. Seine Geschichte ist auf dieser Seite unter „Lebensberichte“ zu finden.
Die Katastrophenliste dieses Wahnsinns ist lang und spricht für sich:
„9. März 1946: 33 Menschen sterben bei einem Spiel um den englischen Fußball-Pokal zwischen den Bolton Wanderers und Stoke City. Eine Begrenzungsmauer war eingestürzt.
30. März 1955: Sechs Fans werden beim Endspiel um den Südamerika-Pokal zwischen Chile und Argentinien in Santiago zu Tode gequetscht.
April 1961: Fünf Tote beim Länderspiel Chile gegen Brasilien, als ein Geländer brach.
24. Mai 1964: 350 Zuschauer sterben bei Ausschreitungen zwischen rivalisierenden Anhängern während des Olympia-Qualifikationsspiels zwischen Peru und Argentinien in Lima. 500 Menschen werden schwer verletzt.
5. Oktober 1965: 16 Tote in Kwangju/Südkorea, als vor einem 30.000 Zuschauer fassenden Stadion mehr als 50.000 Fans Einlass fordern.
27. Oktober 1966: Zwölf Tote in Managua/Nicaragua, als es nach Spielende an den Ausgängen eines Stadions zu einem dichten Gedränge kommt.
17. September 1967: 44 Tote in Kayeri/Türkei, als es nach einem umstrittenen Tor zu Ausschreitungen kam und sich Zuschauer mit Pistolen, Messern und abgebrochenen Flaschen bekämpfen.
23. Juni 1968: 73 Menschen sterben bei einer Panik nach dem Ende des Spiels um die argentinische Meisterschaft zwischen River Plate Buenos Aires und Lokalrivale Boca Juniors.
2. Januar 1971: 66 Fans werden beim Glasgower Lokalderby zwischen Celtic und den Rangers im Ibroxpark zu Tode getrampelt.
4. März 1971: Vier Zuschauer kommen bei Schlägereien während eines Zweitligaspiels im brasilianischen Salvador zu Tode.
17. Februar 1974: 48 Menschen werden in Kairo vor dem Spiel Zamalek gegen Dukla Prag beim Durchbrechen von Absperrungen zu Tode getrampelt.
6. Dezember 1976: Fünf Tote bei einem WM-Qualifikationsspiel zwischen Haiti und Kuba in Port-au-Prince, als Feuerwerkskörper eine Panik unter Zuschauern auslösen.
1. April 1977: Ein Toter vor dem Bundesligaspiel Hamburger SV gegen Bayern München, als Hunderte von Zuschauern auf der Westtribüne des Volksparkstadions die Stufen hinunterstürzten.
16. September 1979: Im Stadion von Medan/Indonesien werden mindestens zwölf Personen zu Tode getrampelt.
8. Februar 1981: 21 Tote beim griechischen Meisterschaftsspiel zwischen Olympiakos Piräus und AEK Athen, als sich Zuschauer nach dem Abpfiff vor einem geschlossenen Ausgangstor stauten.
18. November 1981: 17 Tote beim Tribüneneinsturz im Stadion von Ibague/Kolumbien.
20. Oktober 1982: 340 Fans kommen beim Europapokalspiel zwischen Spartak Moskau und dem FC Haarlem zu Tode. Auf einer vereisten Stehplatztribüne war eine Panik entstanden.
18. November 1982: 24 Tote nach dem Spiel America gegen Deportivo Cali/Kolumbien, als Zuschauer von einer Tribüne urinierten und damit eine Panik auslösten.
27. November 1982: Acht Tote bei einem Tribüneneinsturz in Algier/Algerien.
11. Mai 1985: 56 Zuschauer verbrennen auf einer Holztribüne im englischen Bradford.
27. Mai 1985: Zehn Tote bei einem Meisterschaftsspiel in Mexiko-Stadt.
29. Mai 1985: 39 Menschen werden beim Endspiel um den Europapokal der Landesmeister zwischen dem FC Liverpool und Juventus Turin in Brüssel getötet. Fans beider Mannschaften waren im Heyselstadion aneinandergeraten.
10. März 1988: Vermutlich 30 Tote beim Länderspiel Libyen gegen Malta in Tripolis, als eine Tribüne einstürzte.
12. März 1988: 72 Zuschauer geraten in Katmandu/Nepal in eine Panik und werden zu Tode getrampelt.
15. April 1989: 95 Menschen erleiden tödliche Verletzungen bei der Flucht von einer Tribüne während eines Halbfinalspiels um den englischen Fußball-Cup zwischen dem FC Liverpool und Nottingham Forest in Sheffield.
13. Januar 1991: 42 Fans sterben, als sie bei einem Spiel zwischen den Orlando Pirates und den Kaizer Chiefs im Stadion von Orkney/Südafrika gegen einen Zaun gepresst werden.
5. Mai 1992: 17 Zuschauer erleiden tödliche Verletzungen, als beim Halbfinalspiel um den französischen Fußball-Cup zwischen dem SSC Bastia und Olympique Marseille eine Zusatztribüne zusammenbricht.
3. Juni 1995: 16 Tote und 38 Verletzte, als bei einem Fußballspiel in Puerto Lempira/Honduras ein Blitz im Stadion einschlägt.
16. Juni 1996: 15 Menschen werden nach dem Weltmeisterschafts-Qualifikationsspiel zwischen Sambia und dem Sudan in Lusaka beim Verlassen des Stadions zu Tode gequetscht.
9. Juli 1996: 70 Tote bei Ausschreitungen in Tripolis/Libyen, als der Referee bei einem Fußball-Spiel einen Treffer nicht anerkennt.
16. Oktober 1996: Vermutlich 79 Menschen kommen vor dem Weltmeisterschafts-Qualifikationsspiel zwischen Guatemala und Costa Rica zu Tode.
6. April 1997: Fünf Tote nach einem WM-Qualifikationsspiel zwischen Nigeria und Ägypten, weil nach der Partie zu wenig Ausgänge geöffnet waren und die Opfer zu Tode gequetscht wurden.
29. November 1998: Ein Fußball-Fan von River Plate Buenos Aires wird bei spontanen Feiern nach der 18. Meisterschaft des Klubs getötet, als er bei einem Auto-Korso auf einem offenen Lastwagen von einer Kugel getroffen wird.
15. Juni 1999: Bei Krawallen nach einem Pokalhalbfinale in Beja in Tunesien wurden drei Fans getötet. Das Spiel wurde zehn Minuten nach der Pause wegen der eskalierenden Situation abgebrochen.
30. Oktober 1999: Bei schweren Ausschreitungen während des Lokalderbys zwischen Partizan und Roter Stern Belgrad wird ein 17 Jahre alter Zuschauer von einer Leuchtrakete getroffen und tödlich verletzt.
11. Januar 1999: Bei einer Massenpanik in Alexandria in Ägypten werden acht Fans zu Tode getrampelt.
23. April 2000: Am Rande des WM-Qualifikationssspiels zwischen Liberia und Tschad sind drei Zuschauer in einem völlig überfüllten Stadion erstickt.
9. Juli 2000: 13 Menschen sterben bei einer durch überzogenen Polizeieinsatz hervorgerufenen Massenpanik im Nationalstadion von Simbabwe beim WM-Qualifikationsspiel gegen Südafrika.
11. April 2001: 43 Menschen sterben, als es während eines Spieles zwischen den Kaizer Chiefs und den Orlando Pirates im völlig überfüllten Stadion in Johannesburg eine Panik ausbricht.“ (Spiegel.de)
Der Wahnsinn ist kaum mehr zu dokumentieren und kaum mehr zu überbieten. Die Bibel erfüllt sich auch hier:
Und dieweil die Ungerechtigkeit wird überhandnehmen, wird die Liebe in vielen erkalten.
(Matthäus 24,12)