Bob Dylan und sein Held.

Aus einem Beitrag aus dem Jahr 2008:

„Dylans Song durchzogen von Anfang an religiöse Themen. In „Long Ago, Far Away“ (1962) erwähnt er die Kreuzigung. Im Album „New Morning“ (1970) singt er von den „Three Angels“, und der Song „Father Of The Night“ handelt offensichtlich von dem Vater im Himmel, „den wir höchst feierlich anbeten“. Der Musiker T-Bone Burnett, der Mitte der 70er zu Dylans Musikern gehörte und damals Christ wurde, berichtet über Filmaufnahmen von Dylan in den frühen sechziger Jahren. Dylan hätte schon damals an die Wahrheit der Zehn Gebote geglaubt. Burnett: „Ich würde sagen die ganze Geschichte von Bob Dylan ist die eines Mannes auf der Suche nach Gott.“ So auch Jonathan Cott: „Verbannung, Erlösung, Heil, Gerechtigkeit, Gericht, Glaube waren ständige Anliegen und Themen in seiner Arbeit… Er hat immer von Jesus gesungen, dem größten von allen outlaw heroes Dylans.“

Etwas Religion ist ja nicht anstößig, im Gegenteil. Ende der 60er Jahre war sie in: die Beatles pilgerten zu ihm Guru nach Indien; bei Woodstock wurde auch wie verrückt ‘gebetet’. Aber was Dylan dann 1979 unternahm, sprengte alle Kategorien der spiritual correctness, es war Dylans „fanatisch betriebene Hinwendung zum Christentum“ (O. Benzinger).

Ende der 70er war Dylan mit der Schauspielerin Mary Alice Artes befreundet, die seit einer Weile die charismatische Vineyard-Gemeinde in Malibu, Kalifornien, besuchte. Sie lud Dylan zu einem Gespräch mit den Pastoren Larry Myers und Paul Edmond ein. Myers erklärte dem Sänger ausführlich die ganze Heilsgeschichte anhand der Bibel von Genesis bis zur Offenbarung.

„Wir haben ihn nicht versucht zu überreden, nicht manipuliert und keinerlei Druck auf ihn ausgeübt. Aus meiner Sicht sprach Gott durch sein Wort, die Bibel, zu einem Mann, der seit Jahren auf der Suche war. Irgendwann in den nächsten Tagen hat Bob – privat und allein für sich – Christus angenommen und zu dem Glauben gefunden, dass Jesus wirklich der Messias ist.“

Dylan in seinen Worten: „Jesus hat seine Hand auf mich gelegt… Es war eine physische Sache. Ich fühlte es. Ich fühlte es überall um mich. Ich fühlte wie mein ganzer Körper zitterte. Die Herrlichkeit Gottes warf mich nieder und richtete mich wieder auf.“ Und zu Robert Hilburn von der „Los Angeles Times“:

„Ich hatte tatsächlich ein Erlebnis der Wiedergeburt… Ich wusste immer, dass es einem Gott und Schöpfer des Universums gibt, einen Schöpfer der Berge und der Meere… aber ich war mir Jesu nicht bewusst und wusste nicht, was er mit dem Allerhöchsten Schöpfer zu tun hat… Ich hatte immer die Bibel gelesen, aber ich habe sie nur als Literatur betrachtet.“

Vier Monate besucht Dylan die Jüngerschaftsschule der Gemeinde, las täglich mehrere Kapitel in der Bibel. Der Größte des Rock sitzt neben Studenten und Hausfrauen, hört zu und diskutiert mit ihnen Bibelverse – was für ein Wandel! Dylan war nicht nur auf einen Trip, sondern krempelte sein Leben um. (Es sagt übrigens viel über unsere Kultur, wenn selbst große Dylan-Experten wie der Deutsche O.Benzinger mit den Tatsachen dieser „religiösen Phase“ Dylans geradezu schlampig umgehen und von einer „Klosterschule“ der Gemeinde sprechen und Vineyard als eine „Abspaltung von der lutherischen Kirche mit einer besonderen Betonung alttestamentarischer Texte“ bezeichnen.)…

Ab 1982/83 änderte Dylan sein Auftreten in der Öffentlichkeit. Er sang wieder seine alten Lieder, und er evangelisierte nicht mehr – zumindest nicht mehr so radikal und direkt wie in den Jahren zuvor. „Ich habe Zeug gesagt, von dem ich meinte, dass die Leute das wissen sollten. Ich wollte ihnen einen Eindruck davon geben, was hinter den Texten steht. Ich glaube, das ist nicht mehr nötig.“ Und an anderer Stelle:

„Ich habe Stellung bezogen und ich glaube nicht, dass ich dies noch besser tun könnte als in einigen dieser Songs. Sobald ich in einem Song gesagt habe, was ich sagen muss, reicht es. Ich will mich nicht ständig wiederholen… Aber das bedeutet nicht, dass ich diese Songs nicht mehr singen werde.“ lahayne.lt/2015/08/05/bob-dylan-und-sein-held/

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

* Ich stimme zu

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.