China kennt auch zu Weihnachten keine Gnade mit Christen: Ein Pastor wird zu neun Jahren Haft verurteilt

“Die Weihnachtszeit, wenn viele ausländische Korrespondenten in den Ferien sind, nutzen chinesische Gerichte oft, um Urteile gegen Menschenrechtsaktivisten und Gläubige zu verkünden. Auch in diesem Jahr ist sich Chinas Justiz treu geblieben. Ein Gericht in Chengdu, der Hauptstadt der südwestchinesischen Provinz Sichuan, hat den vor etwas mehr als einem Jahr verhafteten Pastor Wang Yi zu einer neunjährigen Gefängnisstrafe verurteilt. Er habe «illegale Geschäfte» betrieben und dazu angestiftet, die «Staatsgewalt zu untergraben», heisst es in dem Urteil. Er verliert zudem für drei Jahre seine politischen Rechte, und es werden Gegenstände aus dem Besitz Wangs im Wert von 50 000 Yuan, konfisziert, was annähernd 7000 Franken entspricht.

Der für seine offenen und kritischen Worte bekannte Geistliche war am 9. Dezember vergangenen Jahres zusammen mit rund hundert Mitgliedern der Early Rain Covenant Church verhaftet worden. Es handelt sich um eine protestantische Hauskirche, die nach offizieller Lesart als nicht registrierte Gemeinde illegal ist.

Die Kirche will ihre Unabhängigkeit bewahren und ist nicht bereit, der staatlichen Dachorganisation Three-Self Patriotic Movement beizutreten. Die Botschaft des Urteils an andere widerspenstige Hauskirchen ist eindeutig: «Wenn ihr nicht beitretet, erteilt euch bald das gleiche Schicksal wie Wang Yi und seine Gemeinde.» Die Wendung «Hauskirche» leitet sich aus dem Umstand ab, dass die Gläubigen wegen des illegalen Status in privaten Wohnungen und nicht in Kirchen ihre Gottesdienste feiern. 

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International bezeichnete das Urteil als Schlag gegen die in China eigentlich garantierte Religionsfreiheit. Wang habe nur seinen Glauben praktiziert und sich friedlich für Menschenrechte in China eingesetzt, sagte Patrick Poon, der für Amnesty International in Hongkong aktiv ist. NZZ.ch

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