Das Erdbeben, das Europa erschütterte.

Wir wollen bei der Beschäftigung mit unserem Thema nicht mit einem
aktuellen Unglück beginnen, sondern mit dem, das sich am 1.
November 1755 ereignet hat. Die bekannteste und weitreichendste
Katastrophe der modernen Geschichte war höchstwahrscheinlich
das Lissabonner Erdbeben – jedenfalls bis Ende 2004, als sich jener
verheerende Tsunami ereignete.
Andere Katastrophen mögen unheilvoller gewesen sein, aber
keines wurde so sehr diskutiert bzw. hatte derart gewaltige Auswirkungen
wie jenes portugiesische Unglück.
Am Morgen strahlte der Himmel, alles war ruhig und in bester
Ordnung. Doch dann – in jenem Augenblick – sollte alles in
ein schreckliches Chaos verwandelt werden. Ironischerweise fand
das Erdbeben an Allerheiligen statt, an einem Tag, an dem die Kirchen
mit Menschen angefüllt waren. Man sollte meinen, dass die
Menschen, die in den Kirchengebäuden Zufl ucht suchten, verschont
geblieben wären. Tatsächlich fl üchteten einige von ihnen
in die Kirchen, zu den Priestern, welche gerade die morgendliche
9.30-Uhr-Messe lasen. Augenzeugen berichten, dass den vielen
Menschen der Schrecken des Todes buchstäblich in die Gesichter
gezeichnet war. Dann, als das zweite Beben einsetzte, begannen sowohl
die Priester als auch die Kirchenmitglieder aufzuschreien und
die Gnade Gottes herabzufl ehen. Doch Gott schwieg ihren Bitten
gegenüber. Fast alle Kirchengebäude Lissabons wurden dem Erdboden
gleichgemacht, und die Menschen, die sich in ihnen befanden,
kamen ums Leben.
Auf das erste Beben, das sechs bis zehn Sekunden anhielt, folgten
weitere Nachbeben, die Gebäude und Häuser zerstörten. Unmittelbar
danach brach in der Stadt Feuer aus und machte damit
alle Rettungsversuche beinahe unmöglich. Auf die Verheerungen
folgte ein Tsunami, dessen hohe Wellen auf den Hafen krachten,
der vor Anker liegende Schiffe losriss und in dem Hunderte von
Menschen ertranken, die entlang der Küste Zufl ucht gesucht hatten.
Der strahlende Morgenhimmel wurde durch Ruß und Staub
verdunkelt. Erde, Wasser und Feuer vereinten sich und bewirkten
eine unbeschreibliche Zerstörung, sodass selbst solche, die normalerweise
einen kühlen Kopf bewahren, hinter dem Ganzen irgendeine
tiefere Absicht vermuteten.1
Jenem Erdbeben fi elen zwischen 30 000 und 60 000 Menschenleben
zum Opfer und ein Viertel der Stadt wurde dem Erdboden
gleichgemacht. Die Überlebenden wurden dazu gezwungen, viele
der wichtigen Themen des menschlichen Daseins erneut zu überdenken.
Überall in Europa schien es eine völlig neue Bereitschaft
zu geben, sich mit dem Leben nach dem Tod auseinanderzusetzen.
Viele Menschen sprachen von der Errichtung einer auf dem
Chris tentum basierenden Zivilisation, das unbeirrbar daran festhält,
dass alle Hoffnung dieses Lebens in der Ewigkeit verwurzelt
sein muss. Die Menschen waren vor die Wahl gestellt, sich gegen
Gott zu stellen oder daran zu glauben, dass Er die Macht besitzt
und das Bestreben hat, die Welt von all ihren Übeln zu befreien.
Wie nicht anders zu erwarten, klammerten sich viele Menschen
an ihren Glauben, andere streckten sich zum ersten Mal im Glauben
nach Christus aus. Sie waren ganz drastisch darauf hingewiesen
worden, dass sich ihr Leben in einer ständigen Gefahr befi ndet.
Einige Historiker behaupten sogar, dass es durchaus denkbar wäre,
dass jene portugiesische Katastrophe sowohl für die Französische
Revolution als auch für die Erweckungen in England unter Wesley
den Anstoß gegeben haben könnte.2 Doch die Ansicht, wie das Ereignis
nun zu deuten war, war keineswegs einheitlich. Wieder einmal
wurde deutlich, wie schwer es dem Menschen fällt, die Gedanken
Gottes zu erfassen.
Das Warum jener Katastrophe!
Inmitten der Schuttberge von zerstörten Häusern und inmitten der
Wagenladungen von toten Körpern suchten die Bewohner Lissabons
nach einem tieferen Sinn hinter dem Ereignis. Es überrascht keineswegs,
dass viele der Ansicht waren, dass dieses Erdbeben das Strafgericht
Gottes über eine sündhafte Hafenstadt war. Ein berühmter
Jesuit sprach für viele, als er sagte: »Begreife doch, o Lissabon, dass
die eigentliche Ursache für die Zerstörung unserer Häuser, Paläste,
Kirchen und Klöster, für den Tod so vieler Menschen und für die
Flammen, durch die derart unermessliche Reichtümer verzehrt worden
sind, unsere grauenhaften Sünden sind.«3 Schließlich hatte sich
das Erdbeben an Allerheiligen ereignet, und so waren viele der Ansicht,
Gottes Botschaft sei, dass die Sünden der Gläubigen derart abscheulich
gewesen seien, dass sie Sein unmittelbares Strafgericht erfordert
hätten. Was einige Menschen jedoch verwunderte, war die
Tatsache, dass ausgerechnet das Rotlichtviertel der Stadt im Großen
und Ganzen verschont geblieben war.
Wie nicht anders zu erwarten war, tendierten die Protestanten
dazu, in dem Erdbeben ein Strafgericht Gottes gegen die Jesuiten
zu sehen, die die Stadt gegründet hatten. Schließlich war zur dama21
ligen Zeit die Inquisition in vollem Gange, während derer Zehntausende
von sogenannten Ketzern auf brutale Art und Weise ermordet
wurden. Die Jesuiten hingegen waren der Ansicht, dass das
Erdbeben den Zorn Gottes darüber offenbarte, dass die Inquisition
zu kraftlos geworden war.
Doch ein Franziskanerpriester gelangte zu einer konträren Interpretation
des Unglücks. Für ihn stellte das Erdbeben nämlich
eine Form göttlicher Gnade dar. Schließlich, so schlussfolgerte er,
hat Lissabon viel Schlimmeres verdient: Gott hätte alles Recht gehabt,
die gesamte Stadt aufgrund ihrer Bosheit zu zerstören. Und
daher verwunderte er sich über die Zurückhaltung Gottes, dass Er
einigen Menschen erlaubt hatte, weiterzuleben. Gott tat gnädigerweise
gerade genug, um die Menschen zu warnen. Er entschied sich
dafür, in einem Akt unverdienter Gnade einige zu schonen, sodass
sie die Gelegenheit bekamen, zu Ihm umzukehren.4
Viele Kirchenmitglieder waren der Ansicht, dass man diese Tragödie
nur im Licht der jenseitigen Welt deuten könne. Sie hatten
den Eindruck, dass Gott ihnen irgendwie mitzuteilen versucht hatte,
dass es eine Welt jenseits dieser Welt gibt, eine Welt, die Sinn
in die ungewisse und anscheinend so planlose Gegenwart bringt.
Noch Jahre danach sollten Predigten gehalten werden, die das Erdbeben
zum Inhalt hatten.
Immer, wenn irgendwo eine Tragödie über den Menschen hereinbricht,
tendieren wir dazu, das Geschehen gemäß unseren eigenen
Glaubensüberzeugungen – gemäß dem, wovon wir meinen,
was Gott uns damit sagen will – zu interpretieren. So glaubten z.B.
im Jahr 2004 einige Moslems, dass Allah Südostasien zur Weihnachtszeit
mit einem Tsunami heimgesucht habe, weil diese Jahreszeit
ganz besonders mit Unmoral, Abscheulichkeiten, Alkohol und
ähnlichen Dingen angefüllt ist. Nachdem der Wirbelsturm Katrina
über die USA hinweggefegt war, meinten einerseits einige Moslems,
Allah habe aufgrund des Irakkrieges Rache an den USA geübt.
Andererseits sah ein christlicher Reporter aus Israel eine Parallele
zwischen der gewaltsamen Vertreibung der jüdischen Siedler
aus dem Gazastreifen und der Tatsache, dass die Bewohner von
New Orleans dazu gezwungen worden waren, ihre Stadt zu verlassen.
Er kam zu dem Ergebnis, dass es sich bei Katrina um ein Strafgericht
Gottes an den USA handle, und zwar deshalb, weil die USA
Israels Entscheidung, Teile ihres Landes zugunsten der Palästinenser
aufzugeben, mitgetragen hätten. Und noch ein weiteres Beispiel
für vermeintliche Einsichten in das Handeln Gottes: Pat Robertson
vertrat die Auffassung, dass der Schlaganfall, der die Regierungszeit
von Ariel Sharon über Israel beendet hatte, ein Strafgericht Gottes
gewesen sei, weil er »Gottes Land« geteilt habe.
Es dürfte wohl kaum ein Zweifel bestehen, dass die Deutung von
Naturkatastrophen oft sehr kontrovers diskutiert wird. Dies wurde
mir besonders vor Augen geführt, als ich die Geschichte von John
Wycliff, dem großen protestantischen Bibelübersetzer, las, der
seine Studen ten in Oxford darin unterwies, dass man für seinen
Glauben nötigenfalls auch bereit sein müsse, zu sterben. (Später
sollten mehr als 300 seiner Schüler erbarmungslos umgebracht
werden, weil sie das Wort Gottes übersetzt und gepredigt hatten.)
1378 zog sich Wycliff vom öffentlichen Leben zurück, um sich
in Oxford seinen Studien und dem Schreiben zu widmen. 1381
kam es zu einem Bauernaufstand. Einer der Anführer des Aufstandes
war ein gewisser John Ball, der Berichten zufolge ein Schüler
von Wycliff war. Zwar bestritt Wycliff, etwas mit dem Aufstand
zu tun zu haben, der Schaden war jedoch angerichtet. Man beschuldigte
ihn, ein Komplize des Aufstands zu sein. Außerdem hatten
die Rebellen den Erzbischof von Canterbury ermordet und ihn
durch William Courtenay, einem Widersacher Wycliffs, ersetzt.
Im darauffolgenden Jahr berief der ihm feindlich gesinnte
Erzbischof eine Synode, um Wycliffs Lehren zu verdammen. Das
Erdbeben, das sich während der Synode ereignete, interpretierte
Wycliff als ein Zeichen des göttlichen Missfallens, als ein Gericht
gegen diejenigen, die seine Verbannung suchten. Courtenay dagegen
behauptete, dass das Beben der Erde unterstrich, dass Wycliffs
verderbliche Irrlehren ausgestoßen werden müssten!5
Es ist ganz offensichtlich, dass Menschen dazu tendieren, in
Naturkatastrophen genau das zu sehen, was sie darin sehen wol23
len. Dies erinnert mich an folgende Bemerkung: »Wir wissen, dass
wir Gott dann in unserem eigenen Bild erschaffen haben, wenn wir
erst einmal davon überzeugt sind, dass Gott genau jene Leute hasst,
die wir hassen.« Katastrophen werden oft zu einem Spiegel, in dem
unsere eigenen Überzeugungen und Wünsche refl ektiert werden.
All das sollte uns als eine Warnung dienen, äußerst vorsichtig zu
sein, welche Aussagen wir über derartige Tragödien machen. Denn
wenn wir zu viel sagen – in der Annahme, wir hätten das Kleingedruckte
im Ratschluss Gottes gelesen –, dann ist es gut möglich,
dass wir uns irren. Wenn wir jedoch überhaupt nichts sagen, dann
erwecken wir den Anschein, als hätten derartige Katastrophen für
den Menschen keinerlei Botschaft. Ich bin – wie ich später noch
deutlich machen werde – der Ansicht, dass Gott sehr wohl durch
derartige Ereignisse zu den Menschen spricht. Wir müssen jedoch
vorsichtig sein und dürfen nicht meinen, wir seien in alle Einzelheiten
des Planes Gottes eingeweiht.
Ist dies die beste aller Welten?
Voltaire lebte zur Zeit des Lissabonner Erdbebens, und die Katastrophe
hatte einen tiefen Eindruck auf ihn hinterlassen. Um seine
Reaktion zu verstehen, werden wir uns kurz mit dem Philosophen
Gottfried von Leibniz beschäftigen, der einige Jahrzehnte vor dem
Lissabonner Erdbeben gelebt hat (1646-1716). Er war meines Wissens
der erste Philosoph, der eine Theodizee bzw. Rechtfertigung
Gottes und Seines Handelns mit der Welt verfasst hat.
Überdenken wir einmal die folgende philosophische Schlussfolgerung:
Leibniz lehrte, Gott habe am Anfang vor der Wahl zwischen
einer unendlichen Anzahl möglicher Welten gestanden, und
da Gott gut ist, habe Er diese Welt gewählt, weil sie nun einmal
»die beste aller Welten« sei. Und außerdem habe Gott die Natur
so an geordnet, dass Er mit ihr das bestmögliche aller Ziele erreichen
konnte. Und schließlich würde ein guter Gott, der souverän
ist, selbstverständlich nur das Beste und das Richtige tun. Leibniz
hieß das Böse nicht etwa gut, sondern meinte, dass es zuerst einmal
Teil des großen Planes sein müsse, der letztendlich dem Besten die24
nen würde. Wenn man die Ziele bedenke, die Gott verwirklichen
wollte, war Seine Schöpfung das Bestmögliche, was Er erschaffen
konnte.
Natürlich kam auch nach dem Lissabonner Erdbeben die Frage
auf, ob dies denn tatsächlich »die beste aller Welten« sei und ob
die Naturgesetze denn tatsächlich dazu bestimmt seien, das bestmögliche
aller Ziele zu erreichen. Nun, wenn Gott tatsächlich am
Anfang vor der Wahl zwischen einer unendlichen Anzahl von Welten
gestanden hätte und aus jenen Welten diese erwählt hätte, dann
könnten wir mit Recht fragen, wie denn dann wohl die schlimmste
aller möglichen Welten ausgesehen hätte!
Voltaire war davon überzeugt, dass das Lissabonner Erdbeben
dem Optimismus derjenigen ein Ende gemacht hatte, die dachten,
dass Gott immer das Beste tun würde. Er machte sich über die
Überzeugung der Christen lächerlich, die daran glaubten, dass hinter
all dem Leiden der Welt eine letztendliche, eine verborgene Bedeutung
stehe. Seiner Meinung nach konnte aus der Lissabonner
Tragödie nichts Gutes kommen, weder in dieser noch in einer zukünftigen
Welt. Er schrieb sogar ein Gedicht über die Katastrophe
von Lissabon:
»Dieses Elend«, so sagt man, »ist zum Guten der anderen.«
Ja; aus meinem vermodernden Körper werden tausend Würmer
entstehen,
dann, wenn der Tod meinen Schmerzen ein Ende bereitet haben
wird.
Welch ein ausnehmend beglückender Gedanke in all meinem
Elend! …
Doch wie können wir an einen Gott glauben, der so überaus
gut ist,
dass er die Söhne Seiner Liebe mit seinen Gütigkeiten überhäuft,
und doch zugleich das Böse in so reichem Maße ausstreut? …
Gequälte Atome, in den Schlamm gebettet,
vom Tode verschlungen und des Geschickes Gespött.6
In einem Brief an einen Freund meint er:
»Es fällt uns sehr schwer zu ergründen, wie die Bewegungsgesetze
derart furchtbare Katastrophen in der besten aller
Welten hervorbringen. Auf einen Schlag sind 100 000 Ameisen
– unsere Nachbarn – auf unserem Ameisenhaufen zertreten
worden, unter denen sich ohne jeden Zweifel viele
befunden haben, die unter unbeschreiblichen Schmerzen gestorben
sind, verschüttet unter den Trümmern, aus denen
man sie nicht mehr befreien konnte. In ganz Europa wurden
Familien in die Bettelei getrieben und das Vermögen von
Hunderten von Kaufl euten wurde … unter den Ruinen Lissabons
begraben.«7
Und Voltaire fährt fort und bringt zum Ausdruck, dass er hofft,
dass sich unter denen, die durch das Erdbeben zertreten worden
sind, auch die katholischen Inquisitoren befi nden! Und dann wütet
er gegen die Kleriker, die der Meinung waren, dies sei ein Strafgericht
Gottes über jene Stadt. Aber Voltaire ist noch nicht fertig.
Er greift erneut zur Feder und schreibt Candide, die Geschichte eines
Jungen, der aus einem irdischen Paradies vertrieben wird und
trotzdem glaubt, dass die Welt, in die er geworfen ist, die »beste aller
Welten« ist. Mit beißendem Spott schildert Voltaire, wie Candide
von einem Unglück in das nächste stolpert, wobei der Junge
immer wieder beteuert, dass all diese Dinge letztlich zum Besten
dienen.
Da ist z.B. Candides Hauslehrer, Dr. Pangloß, der ein Anhänger
von Leibniz ist. Der Doktor ist davon überzeugt, dass alles, was
geschieht, notwendigerweise zum Besten ist. In Bezug auf das Lissabonner
Erdbeben sagt Pangloß: »Denn alles dies ist so am besten.
Wenn es nämlich bei Lissabon einen Vulkan gibt, so kann das Erdbeben
nicht woanders sein, denn es ist ja selbstverständlich, dass
sich die Ereignisse dort abspielen müssen, wo sie entstehen. Also
ist alles gut.«8
Später in der Geschichte äußern die klügsten Köpfe des Landes
26
den Gedanken, dass man Erdbeben durch das »mit feierlichem Gepränge
veranstaltete langsame Verbrennen mehrerer Menschen«
verhindern könne. Und so legen diese »klugen« Köpfe einige Menschen,
unter denen sich auch Candide und sein Hauslehrer Dr.
Pangloß befi nden, in Ketten und setzen diese eine Woche lang gefangen.
Danach lässt man sie durch die Straßen ziehen, mit bizarr
bemalten, spitzen Papiermützen auf ihren Köpfen. Candide wird
im Takt einer Hymne ausgepeitscht. Drei Menschen werden verbrannt
und Pangloß wird erhängt. Am gleichen Tag erbebt die Erde
erneut, und zwar unter einem fürchterlichen Getöse.
Und da steht nun Candide: entsetzt, fassungslos, verwirrt, blutend,
zerschunden und schlotternd. Und er denkt bei sich selbst:
»Wenn das hier die beste aller Welten ist, wie muss es dann erst auf
den anderen aussehen? Dass ich ausgepeitscht wurde, mag noch angehen
… Aber du, mein teurer Pangloß! Du größter unter den Philosophen!
Musste ich mit ansehen, wie du gehängt wurdest, ohne
zu wissen warum!«9
Verstehen wir: Wie die Geschichte so ihren Lauf nimmt, beteuert
Candide, dass Gewalttat, Diebstahl, Mord, Armut und zahllose
andere Übel, die den Menschen plagen, vertrauensvoll akzeptiert
werden müssen, als Elemente der besten aller Welten. Mit
beißendem Sarkasmus geht Voltaire gegen die Auffassung vor, dass
Gott immer das Beste tut bzw. dass Er den bestmöglichen Plan für
diese Welt erwählt hat. Voltaire kommt zu dem Schluss, dass all
das Böse nicht wiedergutzumachen ist, dass wir nicht das Recht haben,
einen höheren Sinn in allem menschlichen Leid und den Tragödien
zu suchen. Auf diese Art und Weise überhäuft Voltaire die
Christen mit Verachtung, die daran glauben, dass Gott ganz gewiss
eine gute Absicht mit all den bösen Dingen verfolgt.
Denken Sie einmal kurz darüber nach. Was wäre Ihre Antwort
auf die Frage: Ist dies die beste aller Welten? Sollte Ihre Antwort »Ja«
lauten, dann scheint die Antwort ganz offensichtlich nicht richtig
zu sein. Nein, unsere Welt mit all ihrem Leid, ihrer Korrup tion und
ihren endlosen Tragödien kann nicht die beste aller Welten sein.
Die bestmögliche Welt kann einzig und allein das Paradies sein!
Aus diesem Grund kann, von der menschlichen Perspektive her
betrachtet, niemand ernsthaft behaupten, dies sei die beste aller
Welten. Wenn sie es wäre, dann wäre – theoretisch gesehen – keine
bessere Welt möglich. Im Hebräerbrief fi nden wir jedoch dreizehn
Mal das Wort besser. Dort lesen wir, dass die Glaubenshelden
der Bibel »nach einem besseren, das ist himmlischen« Vaterland
Ausschau hielten (Hebräer 11,16) und dass Gott etwas Besseres für
uns vorgesehen hat (siehe Vers 40). Deshalb ist der Mensch auch
so eifrig darum bemüht, die Dinge auf dieser Erde zu verbessern,
denn er weiß sehr wohl, dass dies nicht die beste aller Welten sein
kann.
Ja, es ist schwierig, mit einer derartigen Antwort ganz und gar
zufrieden zu sein. Hinter dieser Angelegenheit steckt weit mehr,
als wir auf den ersten Blick erkennen können. Die Bibel lehrt, dass
Gott alle Dinge zu Seinem Wohlgefallen und zu Seiner Herrlichkeit
erschaffen hat. Wir lesen: »In ihm sind wir auch zu Erben eingesetzt
worden, die wir dazu vorherbestimmt sind nach dem Vorsatz
dessen, der alles wirkt nach dem Ratschluss seines Willens«
(Epheser 1,11; Luther 1984). Wenn alle Dinge der Herrlichkeit
Gottes dienen, wenn in der Tat jedes Ereignis der Menschheitsgeschichte
– einschließlich der Bosheit des Menschen und der Naturkatastrophen
– diesem ewigen Ziel dient, ist es dann nicht angemessen,
zu sagen, dass dieser Plan, wenn wir ihn nur einmal aus der
Sicht Gottes sehen könnten, wirklich der beste ist? Sieht Gott unsere
Tragödien denn aus einer völlig anderen Perspektive? Könnte
es sein, dass es einen guten und weisen Grund für all die verrückten
Dinge gibt, die auf dieser Welt geschehen?
Voltaire hatte recht, wenn er meinte, dass diese Welt aus unserer
Sicht nicht die beste aller Welten ist, doch er irrte sich gewaltig,
wenn er annahm, dass es hinter einem Erdbeben keinen
uns verborgenen Zweck geben kann. Als Christen sind wir davon
überzeugt, dass Gott in der Lage ist, Tragödien zum bestmöglichen
Zweck und Ziel zu nutzen. Gott hat Seiner Schöpfung nicht erlaubt,
außer Kontrolle zu geraten; Er muss einen moralisch gesehen
hinreichenden Grund dafür haben, unsere Schmerzen und un28
ser Leid zu rechtfertigen. Und obwohl wir derartige Katastrophen
mit unseren Augen ansehen müssen, sollten wir sie auch aus dem
Blickwinkel Gottes sehen lernen, der uns in der Bibel geoffenbart
ist. Wir sehen lediglich, wie sich die Begebenheiten in der Zeit ereignen,
aber Gott sieht sie von der Ewigkeit her.
Dies ist ganz offensichtlich ein Thema, auf das wir in einem der
nächsten Kapitel noch einmal zu sprechen kommen sollten.
Die christliche Hoffnung
Voltaire sieht in den Menschen Insekten, die ein paar Sekunden
lang auf einer Ansammlung von Schlamm-Atomen leben und die
Ratschlüsse eines unendlichen Schöpfers nicht verstehen können.
Und er hat völlig recht – wenn ein Mensch die Bibel ablehnt, wie
Voltaire das getan hat. Aber wenn wir das tun, dann bleibt uns
weder eine Verheißung noch irgendeine Hoffnung. Wenn der
Schöpfer nicht zum Menschen geredet hat, dann haben wir nur
die Naturwelt, eine überaus grausame Realität, die uns keinerlei
verborgene Botschaften mitteilt. Uns selbst überlassen, können wir
niemals den Sinn unserer Existenz herausfi nden, ganz zu schweigen
von dem Sinn des Schmerzes. William James hat es treffend formuliert,
als er gesagt hat, dass wir wie Hunde in einer Bücherei sind:
Zwar sehen wir die Buchstaben, aber die Worte können wir weder
lesen noch verstehen.
Wenn wir uns jedoch der Bibel zuwenden, dann werden uns
Einsichten vermittelt. – Auch wenn wir dort nicht auf jede Frage
eine Antwort bekommen, so können wir doch zumindest sehen,
dass Gott die Missstände dieses Planeten nicht entgangen sind. Er
ist weder uninteressiert daran noch ist Ihm unbekannt, warum Seine
Schöpfung aus den Fugen geraten ist. Es besteht nämlich ein
großer Unterschied zwischen der Welt, die Gott ursprünglich geschaffen
hat, und der Welt, die von Erdbeben, Schlammlawinen
und Überschwemmungen heimgesucht wird. Bei uns ist etwas aus
den Fugen geraten, und daher wartet unsere Welt auf den Zeitpunkt,
an dem Gott alle Probleme beseitigen wird. Wir leben auf
einem ehemals vollkommenen Planeten, der zu einem gefallenen
Planeten geworden ist. Und der Grund dafür, dass alles verdorben
ist, ist die Sünde.
Paulus hat das im Römerbrief folgendermaßen ausgedrückt:
»Denn ich halte dafür, dass die Leiden der Jetztzeit nicht
wert sind, verglichen zu werden mit der zukünftigen Herrlichkeit,
die an uns offenbart werden soll. Denn das sehnliche
Harren der Schöpfung wartet auf die Offenbarung der
Söhne Gottes. Denn die Schöpfung ist der Nichtigkeit unterworfen
worden (nicht freiwillig, sondern dessent wegen,
der sie unterworfen hat), auf Hoffnung, dass auch die
Schöpfung selbst frei gemacht werden wird von der Knechtschaft
des Verderbens zu der Freiheit der Herrlichkeit der
Kinder Gottes. Denn wir wissen, dass die ganze Schöpfung
mit seufzt und mit in Geburtswehen liegt bis jetzt.«
Römer 8,18-22
Paulus beginnt damit, dass das gegenwärtige Leid nicht mit der
zukünftigen Herrlichkeit derjenigen verglichen werden kann, die
Gott kennen. Das Leid wird wiedergutgemacht werden; die Zukunft
wird eine Entschädigung für die Gegenwart sein. Das letzte
Kapitel ist noch nicht geschrieben. Es ist durchaus möglich, dass
uns Fragen, auf die wir hier auf dieser Erde keine Antwort erhalten,
in der Ewigkeit beantwortet werden.
Und dann verbindet Paulus den Fluch, der über diese Schöpfung
gekommen ist, mit der Sünde des Menschen. Er macht deutlich,
dass der Mensch die Schuld trägt für seinen sündigen Zustand,
dass Gott jedoch die gesamte Schöpfung diesem Fluch unterworfen
hat, obwohl sie an der Entscheidung des ersten Menschen unbeteiligt
gewesen ist. In der Bibel lesen wir: »Denn die Schöpfung ist der
Nichtigkeit unterworfen worden« – doch das nicht freiwillig! Es
war der durch die Sünde befl eckten Menschheit nicht möglich, in
einer vollkommenen und sündlosen Welt zu leben. Deshalb wurde
Gottes Schöpfung zum unpersönlichen Opfer der persönlichen
Entscheidung Adams, gegen Gott zu rebellieren.
Weil der Mensch unter einen Fluch gekommen ist, befi ndet
sich auch die Natur unter einem Fluch; daher ist das natürliche Böse
– wenn wir es einmal so nennen wollen – eine Widerspiegelung
des moralisch Bösen, insofern dass beide ungezähmt und grausam
sind und Schaden anrichten. Die Natur richtet jedoch nicht so viel
Böses an, wie sie eigentlich anrichten könnte: Auf Regen folgt Sonnenschein,
auf einen Tsunami folgt Ruhe und auf jedes Erdbeben
letztendlich Stille. Und auch der Mensch handelt im Allgemeinen
nicht so böse, wie er eigentlich handeln könnte. Sondern sein Handeln
besteht aus einer Mischung von Gutem und Bösem, wobei oft
das Böse die Oberhand gewinnt. Die Natur ist damit ein Spiegel,
in dem wir Menschen uns selbst betrachten können.
Im Hurrikan Katrina spiegelt sich das böse Handeln des Menschen
wider – kraftvoll, erbarmungslos und planlos grausam. In einem
der Sünde gegenüber gleichgültig gewordenen Zeitalter halten
uns Naturkatastrophen einen Spiegel vor, der uns erkennen lassen
möchte, was Sünde in den Augen Gottes ist. Jede Sünde hinterlässt
eine Spur des Todes und der Zerstörung, mit nicht enden wollenden
schmerzhaften Konsequenzen. Beide, sowohl die materielle
Welt als auch die Menschheit, warten auf die Befreiung, die allein
Gott geben kann.
Wir können uns im Kampf gegen die Naturgewalten engagieren,
weil uns bewusst ist, dass diese Welt nicht das Normale ist; sie
ist nicht mehr das, was sie ursprünglich gewesen ist. Daher kämpfen
wir gegen Krankheiten an, rupfen Unkraut aus und benötigen
Brennmaterial, um unsere Häuser zu beheizen. Wir kooperieren
– soweit das möglich ist – mit der Natur und unterwerfen sie uns,
zu unserem eigenen Nutzen. Außerdem kämpfen wir gegen die
Sünde in unserem persönlichen Leben, innerhalb unserer Nation
und auf der Welt an. Wir bekämpfen den Fluch, wo immer er uns
auch begegnen mag.
Ja, es ist so, die Schöpfung wartet sehnsüchtig auf ihre Befreiung.
Das in diesem Bibelvers gebrauchte griechische Wort beschreibt
die Haltung eines Menschen, der nach dem Anbruch der
Morgendämmerung der Herrlichkeit Ausschau hält.10 Die Na31
tur wird so dargestellt, als befände sie sich – in Erwartung ihrer
eigenen Befreiung von dem Fluch – sozusagen auf ihren Zehenspitzen.
Eines Tages wird sie »zu der Freiheit der Herrlichkeit
der Kinder Gottes« gebracht werden. Gott wird es nicht zulassen,
dass die erlösten Menschen für immer in einer unerlösten Umwelt
leben müssen. Und so wird mit dem Zeitpunkt, wenn Gottes Volk
vollkommen und letztendlich erlöst werden wird, auch die Natur
er löst werden. Wir sehen: Das Beste steht uns noch bevor!
In dieser Hinsicht stimmen wir mit Voltaire überein: Vom
menschlichen Blickwinkel aus gesehen ist diese Welt ganz gewiss
nicht die beste aller Welten. Aber wir möchten ebenso entschieden
behaupten, dass Gott verheißen hat, dass Er diese gegenwärtige
Welt neu machen wird. Gott wird den Fluch hinwegnehmen, den
die Sünde über uns gebracht hat. Er wird eine ewige Welt gründen,
in der Recht und Gerechtigkeit herrschen werden. Eine derartige
Hoffnung kann nur dann zur Realität werden, wenn es einen intelligenten
und mächtigen Gott gibt, der über all jenen Ereignissen
steht, von denen uns die Medien berichten, wenn erneut eine Stadt
in Schutt und Asche liegt.
Wind, Regen und ein eingestürztes Haus
Das Lissabonner Erdbeben verursachte eine Trennung zwischen
Himmel und Erde – und zwar in ganz Europa.11 Zum einen bewirkte
jene Tragödie ein Interesse an den Tröstungen der Reli gion,
ganz besonders an dem christlichen Glauben. Kirchen besuche nahmen
zu, die Menschen waren wieder offener für die ewigen Dinge
und verhielten sich erneut der Kirche und Gott gegenüber loyal.
Aber das Geschehen beschleunigte auch die Entwicklung des Naturalismus
und trug zum Wachstum der säkularen Aufklärung bei.
Der große Philosoph Immanuel Kant schrieb ein Buch über jene
Katastrophe und kam zu dem Schluss, dass Erdbeben – durch
das Zurateziehen der Physik und der Chemie – wissenschaftlich erklärt
werden könnten. Er argumentierte, dass es nicht nötig sei,
Gott in die Diskussion über die Ursache eines Erdbebens mit einzubeziehen.
Er war der Ansicht, dass Gott nur für Dinge erforder32
lich sei, die nicht anders erklärt werden konnten. Dann jedoch,
wenn man erst einmal herausgefunden habe, gemäß welchen Bewegungsgesetzen
die Natur agiere, sei Gott zur Erklärung solcher
Geschehnisse nicht länger vonnöten.
Das Lissabonner Erdbeben forderte zu einer Entscheidung auf:
Die himmlisch ausgerichteten Menschen wurden in Bezug auf ihren
Glauben zu mehr Hingabe motiviert; die irdisch Ausgerichteten
dagegen wurden darin bestärkt, die Geschehnisse dieser Welt
ohne einen Gott zu erklären, der in das Weltgeschehen eingreift.
Die Menschen trafen eine Entscheidung. Sie wandten sich entweder
an Gott oder in Aufgebrachtheit und Enttäuschung von Ihm
ab. Diejenigen, die sich abwandten, taten dies, weil sie ihrer eigenen
Sicht der Dinge mehr Vertrauen schenkten als den Aussagen
der Bibel.
Naturkatastrophen haben das Potenzial, die Menschheit in zwei
Lager zu trennen und das Fundament unserer Werte und unseres
Charakters offenzulegen. Sie sind in der Lage, unsere verborgenen
Vorlieben und persönlichen Überzeugungen zu offenbaren. Der
Herr Jesus erzählte eine Geschichte über eine Naturkatastrophe,
die das Gedankengebäude von zwei Menschen offenbarte:
»Jeder nun, der irgend diese meine Worte hört und sie tut,
den werde ich mit einem klugen Mann vergleichen, der sein
Haus auf den Felsen baute; und der Platzregen fi el herab,
und die Ströme kamen, und die Winde wehten und stürmten
gegen jenes Haus an; und es fi el nicht, denn es war auf den
Felsen gegründet. Und jeder, der diese meine Worte hört
und sie nicht tut, der wird mit einem törichten Mann verglichen
werden, der sein Haus auf den Sand baute; und der
Platzregen fi el herab, und die Ströme kamen, und die Winde
wehten und stießen an jenes Haus; und es fi el, und sein
Fall war groß.« Matthäus 7,24-27
Bedenken wir, dass beide Häuser an einem wunderschönen, sonnigen
Nachmittag vermutlich nicht voneinander zu unterscheiden
waren. Es war das Unwetter, das den Unterschied zwischen diesen
beiden Häusern ans Licht brachte. Katastrophen offenbaren
das Fundament unserer Werte, fordern unseren Glauben heraus
und offenbaren, wer wir wirklich sind. Wenn wir uns auf die Verheißungen
des Herrn gründen, dann wird unser Lebenshaus Bestand
haben. Wenn nicht, dann wird es aufgrund unserer eigenen
menschlichen Philosophien und unserer begrenzten Weltsicht in
sich zusammenfallen.
Für solche, die sich ganz entfernt mit Gott verbunden wissen
– gemeint sind solche, die Gott als eine Idee, als ein Konstrukt,
als eine letzte Zufl ucht in Schwierigkeiten betrachten –, sind Naturkatastrophen
lediglich ein weiterer Grund, um Gott und Seiner
Fürsorge keinen Glauben zu schenken. Der Glaube derjenigen hingegen,
in deren Leben sich Gottes Wort und seine Verheißung bewahrheitet
haben, wird die heftigen Attacken sowohl vergangener
als auch zukünftiger Katastrophen überleben.
Mit dieser kurzen Einleitung zum Thema Naturkatastrophen verfolge
ich zwei Absichten: Erstens müssen wir äußerst vorsichtig
sein, dass wir in die Ereignisse nicht vorschnell unsere eigene,
ganz besondere Sicht in Bezug auf die Absichten Gottes hineinlesen.
Wir haben bereits gesehen, dass der Mensch immer wieder
dazu neigt, Katastrophen eine Deutung zu geben, die mit seiner
Religion, mit seinem Sündenverständnis und mit seinen eigenen
Überzeugungen, die er in Bezug auf Gottes Handeln hat, übereinstimmt.
Lassen Sie uns nicht diesem Extrem verfallen.
Doch hüten wir uns auch vor dem gegenteiligen Extrem, dass
wir nämlich so tun, als hülle sich die Bibel in Bezug auf jene Dinge
in Schweigen. Ich stimme nicht mit dem orthodoxen Theologen
David B. Hart überein, der laut Wall Street Journal gesagt
hat, dass wir nicht das Recht dazu hätten, »widerwärtige Banalitäten
oder beschämende Vermutungen über die unergründlichen
Beschlüsse Gottes zu verbreiten, dass nämlich all diese Dinge
auf eine geheimnisvolle Art und Weise den guten Zielen Gottes
dienen.«12
Erstens: Wenn Naturkatastrophen nicht den guten Zielen
Gottes dienen, dann haben wir es entweder mit einem Gott zu tun,
der zu schwach ist, das Böse Seinen höheren Zielen dienen zu lassen,
oder mit einem, der zu böse ist, um das Gute und das Rechte
zu tun. Nun, es ist in der Tat äußerst gefährlich, wenn jemand
behauptet, mehr über Absichten und Ziele Gottes zu wissen, als er
tatsächlich wissen kann. Aber es besteht auch die entgegengesetzte
Gefahr, dass wir uns – wie gesagt – über das, was uns die Bibel über
derartig schreckliche Ereignisse mitteilt, in Schweigen hüllen. Naturkatastrophen
haben eine wichtige Botschaft, die wir auf keinen
Fall ignorieren dürfen.
Zweitens müssen wir erkennen, dass das Fragen nach dem Warum
von Naturkatastrophen der Frage, warum Menschen sterben,
ähnelt. Stündlich sterben auf diesem Planeten 6000 Menschen, die
meisten von ihnen unter Qualen – vergleichbar mit den Qualen derjenigen,
die durch ein Erdbeben oder eine Flutwelle sterben. Tagtäglich
verhungern auf dieser Erde weitaus mehr Kinder als die Gesamtzahl
der Menschen, die an der Golfküste durch Wirbelsturm
Katrina ums Leben gekommen sind. Der einzige Grund, warum
Naturkatastrophen unsere Aufmerksamkeit erregen, ist, dass sie die
Anzahl der Menschen, die tagtäglich ums Leben kommen, auf eine
dramatische Art und Weise erhöhen. Wie der Tod selbst werden
uns auch Naturkatastrophen so lange begleiten, bis Gott die
gegenwärtige Ordnung der Dinge ändern wird. Und außerdem
– und darauf werde ich später noch zu sprechen kommen – steht
der Menschheit die schlimmste Naturkatastrophe noch bevor.

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