Die Tribute von Panem – Tribut für die Freiheit

Selten war ich von einen Film derart positiv überrascht wie von “Die Tribute von Panem.” Viel wurde darüber geschrieben, insbesondere über die FSK, die diesen brutalen Blockbuster schon ab 12 Jahren freigibt – völlig zu unrecht. Er ist tatsächlich so brutal und für 12-Jährige genauso wenig geeignet wie für einen 15-Jährigen. Immerhin schlachten sich Kinder ab und sterben in einem erbitterten Gladiatorenkampf, nicht durch die Schusswaffe, sondern durch Speer, Messer und werden von Hunden aufgefressen.

Trotzdem sollte dieser Film durch Inhalt Aufsehen erregen, denn selten klatscht ein Film derart die Spaß- und Unterhaltungsgesellschaft ab und liefert offene Gesellschaftskritik. Vielleicht bemerken das die meisten gar nicht mal, ist die Kritik doch sehr überlagert von einer guten Umsetzung des Spannungsbogens im Film.

Nun zum Inhalt: “In der nahen Zukunft ist die USA zusammengebrochen. Kriege und Naturkatastrophen haben das Land zerstört. Aus den Trümmern ist Panem entstanden, geführt von einer unerbittlichen Regierung, die jedes Jahr grausame Gladiatorenspiele veranstaltet, bei der nur eine einzige Person überlebt. 24 Jugendliche aus 12 verschiedenen Distrikten nehmen an den Spielen teil. Als die kleine Schwester der sechzehnjährigen Katniss (Jennifer Lawrence) antreten soll, nimmt Katniss ihren Platz ein. Ebenfalls ausgewählt wurde der Junge Peeta (Josh Hutcherson), den sie seit ihrer frühesten Jugend kennt. Obwohl sie befreundet sind und Peeta ihr vor Turnierbeginn sogar seine Liebe gesteht, verlangen die Regeln des Spiels, dass sie von nun an Feinde auf Leben und Tod sein müssen. Zusammen versuchen sie, die Regeln zu umgehen und gemeinsam lebend dem perfiden Spiel zu entkommen. (Quelle: amazon)”

Diese Hungerspiele werden veranstaltet, um das Volk von Panem zu unterdrücken, ihnen Angst einzuflößen und Revolution zu verhindern. Beim Sehen des Films stößt man sofort auf die unterschiedlichen Lebensrealitäten der Bewohner von Panem und der Bewohner der Stadt: Während Panem ärmlich und verkommen ist, herrscht in der Stadt Reichtum, Prunk, man muss sagen Dekadenz. Für die Bewohner dieser Stadt ist dieses Hungerspiel nur eine Vergnügung, Zerstreuung würde der Gebildete sagen. Der Mensch liebt es eben, anderen dabei zuzuschauen, wie sie Gefahren bestehen und am Tod vorbeischrammen.

Hierin besteht auch schon die offenliegendste Kritik an dem Menschen: die Dekadenz brachte Rom dazu, Brot und Spiele zur allgemeinen Belustigung aus dem Boden zu stampfen, und ebenso ist die westliche Welt ein Spiegelbild von Rom. Deswegen finden sich auch diverse Anspielungen auf das alte Rom: die Namen der “Führer” der dekadenten Stadt sind römisch, Seneca zum Beispiel, und anstelle von Brot und Spielen treten nun die Hungerspiele. Verköstigung des Volkes. Dazu passt auch die Aufmachung, als die “Tribute” in der Stadt mit eine Gespann einreiten. Nur spielt der Film in der Zukunft und zeigt so, dass wir auf dem besten Weg sind das Rom der Neuzeit zu werden.

Noch offensichtlicher wird das ganze Schauspiel, wenn man sich einige Details ansieht: So ist der Präsident der Stadt ein Mann, der in beeindruckender Weise dem alten George Washington, Vater der Vereinigten Staaten von Amerika, ähnelt. Die Szenerie ist das Capitol und die Namen der Menschen sind nicht umsonst gewählt: So heißt einer zum Beispiel Karriero. Noch offener kann man Kritik nicht gestalten. Es ist die Kritik an unserer maßlosen Show- und Voyergesellschaft: Wäre dieser Film schon viel eher auf dem Markt gewesen, noch vor Big Brother, Dschungelcamp und Co., wären die Menschen vielleicht schockierter über die Absurdität dieser Hungerspiele, in denen definitiv 23 Jugendliche verrecken müssen.

Die Tribute der Freiheit – welchen Preis zahlst du für deine Unterhaltung?

Der Film erinnert in beeindruckender Weise daran, dass unsere Freiheit – die der westlichen Welt – erkauft ist. Sie ist erkauft durch Tribute, die wir alle zahlen. Da sind zum Einen die Staaten, die wir bekämpfen, um Öl, Rohstoff und Macht zu sichern. Es ist offensichtlich, dass die Welt von Panem ungleich verteilt ist und Menschen zugrunde gehen, damit andere unterhalten werden und Status aufrecht erhalten werden kann. Aber zum Anderen wird auch die Perversität unserer Gesellschaft offengelegt, die sich daran aufgeilt, wenn Menschen sich selbst Prostituieren, ob in DSDS, Germanys next Topmodel oder dem Dschungelcamp.

Aber es ist auch der Tribut, den wir persönlich zahlen. Wieviele Kinder werden jährlich ermordet, damit du Freiheit ausleben kannst? Wieviele Kinder werden in eine Krippe gesteckt, damit ihre Mütter “Karrieros” werden können? So offensichtlich wie diese Kritik ist, so dumm sind die Menschen. Als ich aus dem Kino ging, unterhielten sich zwei Kinder (so ungefähr 16) über gerade Gesehenes: “Fette Schlacht, ey.” Damit karikierten sie den Ziel des Films selbst: Sie sind Opfer einer Gesellschaft, die sich durch Spaß ihrer eigenen Verantwortung entzieht. Sie haben nicht verstanden, dass es im Film um genau Sie selbst ging. Ich hoffe, diesen Film werden viele Menschen (über 18) sehen und verstehen!

Kommentare

  1. Simon

    Gratwanderung?
    Ich glaube du verstehst nicht, was ich mit dem Artikel aussagen will. Die verlogene Unterhaltungskultur wird an den Pranger gestellt, das sollten die Menschen versuchen zu checken. Die inhaltliche Auseinandersetzung damit muss ich deswegen nciht zwangsläufig gut finden. Was da wie dargestellt wird spiegelt letztlich die Perversität unserer Welt wieder.

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