“Germany’s Next Topmodel”: “T.N.T.” auf den Laufsteg, treffender wäre “Highway to Hell” gewesen.

Lady Gaga, die Kunstfigur des Pop, wirkt um ein Vielfaches normaler und authentischer als alles, was die drei Juroren – Heidi Klum, Thomas Rath und Thomas Hayo – und die drei Finalistinnen – Jana, Rebecca, Amelie – bis dahin gesagt oder getan haben. Unendlich viel Raum scheint da zu füllen zu sein in den unendlichen Weiten der Arena. Es gibt nicht viel mehr als Lichteffekte, heiße Luft und ein Set von etwa 20 Wörtern, mit dem man spielend durch den Abend kommt.

Mit der Ironie von Lady Gaga kommt Plastik-Heidi nicht klar.

Mode und Showbusiness, sie brauchen auch Ironie. Lady Gaga, ein schwarzer Victoria’s-Secret-Engel mit grünblondem Bob, tanzt in der Lanxess-Arena um drei Guillotinen auf dem Laufsteg herum. Geldscheine flattern durch die Luft, Männer mit nacktem Oberkörper räkeln sich am Boden. Die Guillotinen tragen Labels: Sex, Money, Vanity. Lady Gagas Kommentar zur Show, in der die Mädchen auf Zuruf sexy sein sollen, ihnen ständig erzählt wird, wie viel Geld sie gewinnen können. Und in den Zusammenschnitten der Staffel brüsten sich die Mädchen damit, auf jeden Fall die Schönste und so viel ausdrucksstärker zu sein als die anderen. Lady Gaga singt „Born This Way“, „Edge of Glory“ und „Scheiße“, am Ende hat sie sich symbolisch selbst geköpft. Mit so viel Ironie und Reflektion kommt Heidi nicht klar.Ob sie eigentlich „Frau Gaga“ oder „Fräulein Gaga“ sagen müsse, fragt sie auf dem Sofa – sie entscheidet sich für Fräulein und erzählt, dass sie Fan war von Nena und Wham!. Lady Gaga sagt, sie sei Fan ihrer Mutter. Auf ihr „Ich würde töten für Mode“ fällt Heidi Klum nur ein „supercoole Frau, supercool“ ein. Die Show muss ja eh weitergehen. Amelie, das Küken, fliegt raus. Weil „keine die Schlechteste, aber eine die Beste ist“, sagt die Jury. Doppelkreisch. www.spiegel.de/kultur/tv/0,1518,767803,00.html

Ein guter  Kommentar von dem jungen „daniellaun“ dazu: Das Problem ist, dass Castingshows wie DSDS und GNTM Gift für die Jugend sind. Jugendliche kommen auf dumme Gedanken und nehmen an Castings teil, schaffen sie es in die Endrunden, brechen sie die Schule ab oder fehlen Monate lang. Am Ende scheiden sie höchstwahrscheinlich aus oder erleben eine Blitzkarriere, die genau so schnell endet wie sie begonnen hat. Und danach schlagen sie sich dann als C oder D – Promi durchs leben, ohne Schulabschluss. Solche Sendungen vermitteln den Jugendlichen auch ein Menschenbild, dass überhaupt nichts mit der Realität zu tun hat. Der Jugend wird eingebläut, dass man gut aussehen muss, dass man gut tanzen können muss, dass man gut singen muss, wenn man erfolgreich sein will. Die Jugend wird einfach völlig verdorben. Schauen sie sich doch mal die Jugend von heute an, faul, unhöflich, unverschämt, trotzig, partygeil, oberflächlich und versoffen. Und das sage Ich mit meinen 23 Jahren. Ich bin sicher, dass Sendungen wie DSDS, Popstars und GNTM einen massiven Anteil daran tragen, was aus der heutigen Jugend geworden ist. Es wäre in der heutigen Zeit sehr wichtig den Jugendlichen klar zu machen, dass sie anständige Berufe erlernen soll, anstatt sich Hoffungen auf eine „Karriere“ als Model oder als Popstar zu machen. Offenbar leiden viele Jugendlichen auch schon an Alzheimer oder sind von Geburt an schon strunzdumm. Oder wie sonst ist es zu erklären, dass sich jedes Jahr zigtausende bei Castingshows bewerben und immer noch die Hoffnung haben, ganz groß rauszukommen, obwohl jedes Jahr aufs Neue bewiesen wird, dass die Karrieren der Gewinner dieser Shows höchstens ein Jahr lang dauern und sie danach in der Versenkung verschwinden. Womöglich liegt es ja am Alkoholkonsum der Jugend von heute, die sich Wochenende für Wochenende erneut ins Koma säuft. Jede Gelegenheit, jeder Feiertag, selbst Weihnachten ist für die nur noch ein Anlass zum Saufen.

Kein Mensch, der einigermaßen bei Sinnen ist, kann sich die Show wohl länger als 5 Minuten ansehen, besonders das Finale.
Ich hab gestern kurz mal drüber gezappt und wurde von den grellen Farben, allen voran an Klums Outfit, ihrer unglaublich nervtötenden Stimme und der schlechten Musik fast erschlagen. Das war doch wieder mal der Höhepunkt eines oberflächlichen, menschenverachtenden und beinahe faschistoid anmutenden Sendeformats, oder?
Models als zukünftige Fernsehpädagogen und als Maß aller Dinge? Pro7 als Weltverbesserer und Fernsehtherapeut des 21. Jahrhunderts? Moderner Faschismus im Gewand eines Unterhaltungsformats?

Kommentare

  1. ali

    Eigentlich wurde bei “Germany’s next Topmodel” ja noch nie wirklich nach einem echten Topmodel gesucht. Von der ersten Staffel an war die ProSieben-Castingshow eine einzige Dauerwerbung für die Marke Klum. Die Gewinnerinnen stöckelten derweil über den Laufsteg ins Abseits. Auch bei der vierten Staffel, die heute Abend zu Ende geht, war Heidi Klums proklamierte Suche nach neuen Gesichtern stets zweitrangig. Das Massenphänomen “Germany’s next Topmodel” (GNTM) ist und bleibt trotzdem ein Quotenhit. Da mögen sich noch so viele Gegner über die “menschenfeindliche Sendung” (Alice Schwarzer) echauffieren oder “sechs Sorten Scheiße aus Heidi Klum rausprügeln” wollen (Roger Willemsen). Ein Marktanteil von 26,3 Prozent bei den 14- bis 49-jährigen Zuschauern, mit dem die Show am Dienstag selbst den RTL-Quotenhit “Dr. House” in den Schatten stellte, spricht für sich.
    Trash-Tussis und Zoff-Zicken der Castingsoaps
    Dass sich das Casting-Prinzip und Heidis Highlander-Weisheit “Es kann nur eine geben” mit der Zeit jedoch abnutzt, hat auch die Ur-Mutter der Castingshows, das RTL-Format “Deutschland sucht den Superstar”, gemerkt und in diesem Jahr neue Wege eingeschlagen. RTL-Unterhaltungschef Tom Sänger hat unlängst zugegeben, dass die gerade zu Ende gegangene Staffel DSDS erstmals ganz klar als Dokusoap konzipiert wurde. Die Eskapaden einer Annemarie Eilfeld taten der Quote gut, die Streitereien einzelner Kandidaten vor den Kameras hielten die Spannung. Bei ProSieben ist man noch nicht so weit, bei “Germany’s next Topmodel” von einer Dokusoap zu sprechen. Den Vorwurf, gezielt auf Trash-Tussis und Zoff-Zicken zu setzen, weist der Sender von sich. Die Soap-Elemente waren bei der aktuellen Staffel, die heute zu Ende geht, jedoch klar zu erkennen.
    http://www.stern.de/lifestyle/leute/germanys-next-topmodel-heidis-mogelpackung-701288.html

  2. Leon

    Ich bin Schüler und der Großteil meiner Klasse (9) guckt sich diese Sendungen an und redet darüber. Sogar die manche Jungen finden Germanys next Topmodell toll wie sie sagen, wahrscheinlich nur um dazu zu gehören. Dabei wird mir aber manchmal nicht klar ob es wirklich ihr ernst ist oder sie nur rumlabern um kein Außenseiter zu sein. Ich dachte immer das wir, also die Jugend intelligenter seien und solchen Kram nicht als das wahre Leben ansehen. Aber bei jedem fast Gespräch das ich von gleichaltrigen höre komme ich ins grübeln. Doch wenn man mal ohne irgendwelche andere Personen mit ihnen reden kann, dann stellt sich meistens heraus das sie auch “echt”;realistisch sein können. Es scheint so als wenn sie diese Sendungen am Anfang auch nicht führ wahr halten aber mit der Zeit daran glauben weil die ganze Gesellschaft ja auch so ist.

  3. Saint

    Hi Ali…

    Mit diesem Artikel sprichst du mir aus der Seele. Zwar bin ich nicht der Meinung, dass die komplette Jugend “faul, unhöflich, unverschämt, trotzig, partygeil, oberflächlich und versoffen” ist, allerdings ist es wohl richtig, dass der Teil, auf den diese Kriterien zutreffen, zumindest teilweise durch solche Sendungen beeinflusst wird.

    Und oberflächlich und menschenverachtend sind genau die richtigen Adjektive, um solche Sendungen zu beschreiben.

    Leider sind es die Sendungen, die den meisten Einfluss in der Fernsehwelt haben, das Bild, was Filme und Serien abgeben, noch verstärken und radikalisieren. Und, wenn es geht, durch Auftritte von beim Mainstream beliebten “Musikern” noch mehr Zuschauer anlocken…
    Das Entertainment unserer Gesellschaft beruht auf Oberflächlichkeiten und falschen Idealen.
    Schön, dass das hier mal so ganz offen gesagt wird!

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