“Gott ist unschuldig”

„Der Spiegel“ hat in seiner aktuellen Ausgabe die beiden Gelähmten Samuel Koch und Philippe Pozzo di Borgo gemeinsam interviewt. Im Magazin sprechen sie über ihre Erfahrungen damit, als Behinderte im Rampenlicht zu stehen – und über Gott.

Foto: Spiegel

Koch und Pozzo di Borgo haben vor allem zwei Dinge gemeinsam: Sie sind von den Schultern abwärts gelähmt – und aufgrund ihrer Verletzung populär. Pozzo di Borgos Lebensgeschichte war jüngst im Kinohit „Ziemlich beste Freunde“ zu sehen. Samuel Kochs Biografie „Zwei Leben“ stürmte die Bestsellerlisten. Durch die Sendung „Stern TV“ kamen die ungleichen Männer erstmals in Kontakt: Koch ist 23 und Student, Pozzo di Borgo ist 61, Adelsspross, bis heute wohlhabend und lebt in Marokko. Doch ihr Schicksal verbindet sie. Samuel Koch verletzte sich bei einem Kunststück mit Sprungstelzen in der Sendung „Wetten, dass..?“ schwer, Pozzo di Borgos Lähmung ist Folge eines Gleitschirmunfalls.
Der gläubige Christ Koch erklärt im Gespräch: „Mit Sicherheit will Gott körperliche Unversehrtheit für alle. Allerdings glaube ich, dass er eine andere Prioritätenliste hat als ich. Für ihn sind wohl andere Dinge wichtiger, als dass ich mich bewegen kann – leider.“ Weiter sagt er: „Mir erschließt sich der Sinn meines Unfalls leider noch nicht so recht. Aber ich glaube, dass Gott auch auf krummen Zeilen gerade schreiben kann, beziehungsweise, dass er krumme Wege gerade machen kann und auch ich mir mit der Zeit einen Sinn erarbeiten kann.“

Spiritualität ist essentiell

Auch Pozzi di Borgo kam nach seinem Unfall ins Nachdenken über den Glauben: „Wenn es Gott gibt, dann ist er in jedem Fall unschuldig. Er hat das nicht gewollt. Es ist Pech, ein Missgeschick, ein Fehler von uns oder ein Unfall, aber es ist auch eine Chance für uns. Wir sind vielleicht ein bisschen auf einem Abweg gewesen, und das ist korrigiert worden. Das wäre eine Art von Sinn.“ Vor seinem Unfall sei er ein „Gravitationszentrum, das sich zwischen meinem Kopf und dem Bereich unterhalb meines Gürtels bewegte“ gewesen. Seit dem Unfall habe sich dieses Zentrum nach oben verlagert, es befinde sich nun zwischen „Herz und Himmel“. „Die Spiritualität ist für mich als Behinderten essentiell geworden. Was das Christentum von vielen anderen Religionen unterscheidet, ist, dass es nicht unbedingt eine göttliche Hand ist, die alles entscheidet, sondern dass Gott uns als freie Menschen will, die ihre Verantwortung annehmen. Es wäre gut, wenn sich das Zentrum der Gedanken unserer Gesellschaft ein wenig nach oben bewegte – vor allem über die Gürtellinie“, sagt Pozzo di Borgo.“ www.pro-medienmagazin.de/…on=detail&newsid=5605

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