Zwischen 1986 und 1999 war Wolfgang „Wölli“ Rohde der Schlagzeuger der Kult-Punker Die Toten Hosen.
Das Album hieß „In aller Stille“, scheinbar hatte Campino damals den Ernst der Lage in seinem Leben erkannt. Schluss mit Spaßpunk. Campino ist bereits über 50 Jahre alt. Mit Wim Wenders ist Campino zum nachdenklichen Reisenden und Suchenden nach dem Sinn des Lebens geworden. In „Palermo Shooting“ begegnete er dem Tod. Das machte ihn total nachdenklich. Der Tod als grinsender Schädel zierte das neue Album. Woher weiß er, dass wir hier „Nur zu Besuch“ sind? Seit diesem Film oder seit dem Ableben seiner Mutter? Oder nach dem Sterben ihres Managers? Oder jetzt nach dem Ableben von „Wölli“ Rohde?
Das Leben ist eben nicht nur „Ein kleines bisschen Horrorschau“ oder ein „Kreuzzug ins Glück“, denn wir sind nunmal nicht „Unsterblich“ sondern auf einem „Auswärtsspiel“ und wollen alle „Zurück zum Glück“. Dies alles endet dann oft „In aller Stille“. Warum wohl gibt es auf diesem Silberling keinen Spaßpunk und auch keine Sauflieder? Campino hat hoffentlich verstanden „Alles wird vorübergehen (Everything Will Pass)“. Soll man die Moral in der Welt den Politikern, den Bankern und den verlogenen Managern überlassen, bis sie restlos ruiniert ist. “Muss man für alles irgendwann bezahlen?“ fragt Campino in „Ertrinken“, rein rhetorisch. Kritiker werfen ein: Das sind doch alte Möchtergernjugendliche, möchtegernrebellische Linksspießer, die längst zum wohlversorgten Gutmenschen-Establishment dieser Republik gehören. Es ist leider Mainstream, not Punk. Campino und sein „Hosen“ haben es fett geschafft, in über 30 Jahren von Punks zu Multimillionären. Aber was nützt das alles?
Dennoch ist diese Band zum Nachdenken und hoffentlich auch zum Umdenken gekommen. Die „Welt“ kommentiert treffend:“Leben ist tödlich“, eine etwas abgestandene Weisheit aller Hedonisten, gipfelt in der Mahnung: „Man weiß, alles hat seinen Preis. Mach dich zum Zahlen bereit.“ Das Thema zieht sich durch die Platte, die kaum zufällig betitelt ist wie ein Adventsalbum. Wie dauerhaft ist Glück?
Die fetten Jahre sind vorbei. Sind Pessimisten Lügner? Lernen, zu verzichten. Zwischendurch verdammt Campino Oberflächlichkeiten („Disco“), übernimmt Verantwortung für seinen Nächsten („Teil von mir“) und haucht wie jeder deutsche Sänger sein Duett mit Dame. Mit der Polly der „Dreigroschenoper“, Birgit Minichmayr.
Wo liegt das Problem? Es geht wieder um „Innen alles neu“, so nennt Campino die gesungene Selbstauskunft. Wieder moralisch-geistig. Man erinnert sich unweigerlich an „Warum werde ich nicht satt?“, das Video von Wim Wenders für die Toten Hosen vor Jahren. Darin trat Campino schon als Abziehbild eines Investment-Bankers auf und grölte: „Jeden Sonntag zähle ich mein Geld, und es tut mir wirklich gut zu wissen, wie viel ich wert bin, und ich bin grad hoch im Kurs.“ Wir müssen alle gehen. Doch die Frage steht im Raum, wohin? Gott bleibt und segne die Trauernden.
Unser Beleid und unsere Gebete für die Band und die Angehörigen.