Vor 60 Jahren endete in den USA das erste große Rock-Konzert im Chaos.Der Grundstein für die Rock’n’Roll-Ära.

Als Kommissar Bill Zimmerman am Abend des 21. März 1952 den Einsatzort erreichte, herrschte dort bereits das Chaos. Er hatte einige Dutzend Männer mitgebracht, doch damit hatte wohl keiner von ihnen gerechnet: Auf der Euclid Avenue in Cleveland, Ohio, wüteten Tausende Menschen. Der aufgebrachte Mob drängte sich vor einem grauen Betonklotz mit der Hausnummer 3717: die Cleveland Arena. Dort hatte kurz nach 22 Uhr ein Konzertabend begonnen, der „Moondog Coronation Ball“. Statt Musik erklangen an diesem Abend das Klirren von Scheiben und das Zerbersten von Türen. „Lasst uns rein“, brüllten die Massen auf der Straße.

Doch die Konzerthalle war längst überfüllt. Einige verschafften sich durch zerschlagene Fensterscheiben Eintritt, während die Feuerwehr auf der Straße mit massivem Wassereinsatz versuchte, die Menschenmenge auseinanderzutreiben. In der Musikhalle spielte Paul Williams unterdessen den ersten Song des Abends – es sollte auch der letzte sein. Der Polizei war es gelungen, sich Zutritt zu der Arena zu verschaffen und das Konzert zu beenden. Die Dominoes durften nicht mehr spielen, auch nicht Tiny Grimes oder die Rockin’ Highlanders, niemand. Legendär sollte das Konzert, das nur wenige Minuten dauerte, trotzdem werden.

Diese Märznacht in Cleveland war die Geburtsstunde der modernen Rock-Bewegung und bildete den Grundstein für die gigantischen Rock-Konzerte der folgenden Jahrzehnte. Rock’n’Roll hatte es zwar schon vorher gegeben, aber der „Moondog Coronation Ball“ veränderte den Umgang damit: Dass Tausende Menschen zur Musik von Live-Bands tanzten, war völlig neu. Und der Musik gelang das, woran die Politik scheiterte: Grenzen in einer tief gespaltenen Gesellschaft zu überwinden.

Als Rock’n’Roll noch Sex hieß

Erstmals tanzten und feierten Tausende weiße und schwarze Amerikaner zusammen. Als der weiße Mitorganisator Alan Freed die Bühne betrat, um den Konzertabend zu eröffnen, erschraken viele Afroamerikaner. Doch als der erste und einzige Song des Abends erklang, spielte die Hautfarbe plötzlich keine Rolle mehr. Schwarze und weiße Jugendliche feierten zusammen, schwarze und weiße Eltern waren gleichermaßen erschrocken über die unseriöse Musik.

Die Idee für den Abend hatte der bekannte Radiomoderator Alan Freed. Der 30-Jährige moderierte die „Moondog Radio Show“. Wenige Monate zuvor hatte er zufällig eine Gruppe schwarzer und weißer Teenager beobachtet, die gemeinsam tanzten. Freed gefiel die ungewöhnliche Musik und er spielte sie in seiner Radio-Show. Er beschloss ein Konzert für seine Hörer auf die Beine zu stellen. Gespielt werden sollte die Musik, die Freed „Rock’n’Roll“ nannte.

Der Radiomoderator war es, der den Begriff für die skandalöse, neue Musikrichtung prägte. Das Wort entlieh er dem Blues, wo es als Umschreibung für Sex benutzt wurde.

Ein verheerender Fehler

Dass der Rock’n’Roll ausgerechnet an diesem 21. März für Schlagzeilen sorgte und so dem Musikstil landesweit zum Durchbruch verhalf, war einem verheerenden Fehler in der Planung zu verdanken: Schon nach kurzer Zeit hatten Freeds Fans die ersten 7000 Eintrittskarten zum Preis von je 1,50 Dollar gekauft, sodass 2000 weitere Tickets gedruckt wurden. Als auch die nach nur einem Tag vergriffen waren, beschlossen die Veranstalter kurzerhand, einen zweiten Abend dranzuhängen. So wurden weitere 10.000 Tickets gedruckt, allerdings mit einem winzigen Fehler: Auf den Karten stand das Datum des ersten Konzerts. So drängten sich beim ersten großen Rock-Konzert der Geschichte 20.000 Menschen mit gültigen Eintrittskarten vor einer Halle, die für 9.950 Besucher ausgelegt war.

Das organisatorische Desaster brachte Alan Freed Ruhm – und viele Probleme: Der Moderator, der das Konzert organisiert hatte, entging nur mit Mühe einer Strafanzeige. Wenig später begann sogar das FBI, Freed zu überwachen – denn der Rock’n’Roll, dem er zum Durchbruch verholfen hatte, war inzwischen so einflussreich, dass ihn der Geheimdienst als kommunistische Bedrohung einstufte. Freed weigerte sich fortan außerdem, als Disc-Jockey vor ausschließlich weißem Publikum aufzutreten und machte sich so auch unter Kollegen viele Feinde.

Seine kurze Karriere endete 1962 unrühmlich: Er hatte im Radio Songs gespielt, von deren Musikverlegern er Geschenke angenommen hatte. Ein Gericht verurteilte Freed wegen des Bestechungsskandals zu einer Geldstrafe, er verlor seinen Job. Der geschasste Freed begann zu trinken, wurde alkoholkrank und starb 1965 – im Alter von nur 43 Jahren.“ einestages.spiegel.de/ext…2/l0/F.html#featuredEntry

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