Was der Mensch sät wird er ernten.

Stadtmissionar Mettel in Kirn an der Nahe erzählt: „Am Freitagabend hatte ich in einem Ort am Rhein Versammlungen gehalten. Am Sonntagabend sollte ich in einer Stadt im Saargebiet sein. Da die Franzosen die Eisenbahn beschlagnahmt hatten, musste ich 90 Kilometer zu Fuß gehen. Das Wetter war schlecht. Trotzdem wurden am Sonnabend 58 Kilometer zurückgelegt. Ich war dann aber so müde, dass ich lange nicht einschlafen konnte. Am andern Morgen ging’s weiter. Aber die Kraft hielt nicht lange an. Mehrere Kilometer vor der Stadt, in der ich das Gymnasium besucht hatte, brach ich zusammen. Aber nirgends kam ein Wagen, der mich hätte mitnehmen können. Ich seufzte innerlich zum Herrn: „O Herr, ich weiß mich auf deinen Wegen und in deinem Dienst. Du hast doch gesagt, dass dir alle Gewalt gegeben ist im Himmel und auf Erden. So kannst du mir jetzt entweder neue Kraft schenken oder jemand schicken, der mich mitnimmt.“ Indem ich so im Gebet anhielt, rollte ein Wagen an mir vorüber. Der Fuhrmann machte plötzlich halt. „Herr Mettel, Sie können ja nicht mehr vorwärts. Nur aufgestiegen!“ Mir selbst unbewusst muss ich wohl Gott für die Hilfe laut gedankt haben. „Mit wem reden Sie denn?“, fragte der Fuhrmann. – „Ja, mit wem meinen Sie, dass ich rede? Sehen Sie, 58 Kilometer bin ich gestern marschiert. Heute früh seit acht bin ich schon wieder unterwegs. Da ging’s nicht mehr, und ich betete zu meinem Gott, er möge mir helfen. Da hat er Sie geschickt. Sie sind mir ein Bote Gottes in der höchsten Not. Dafür habe ich jetzt dem Herrn gedankt.“ – Dem Alten fielen einige Tränen in den Bart, gedankenvoll saß er neben mir. Nach einiger Zeit fragte ich ihn, woher ich ihm bekannt sei. „Sie besuchten doch das Gymnasium in Z., nicht wahr?“, fragte er. „Jawohl, das ist aber schon über 30 Jahre her.“ – „Und doch haben Sie sich im Gesicht wenig verändert. Ich habe Sie sofort wiedererkannt. Das kann ich Ihnen nie vergessen: Während alle Schüler achtlos an mir vorübergingen, zogen Sie höflich Ihre Mütze vor dem geringen Fuhrknecht und riefen ihm freundlich ein ‚Guten Morgen‘ zu. So etwas ist mir seither nimmer vorgekommen.“ Ich dachte: „Herr, wie wunderbar sind deine Wege! Jetzt in der höchsten Not lässt du dein Kind eine Frucht von einer kleinen Freundlichkeit sehen, die es in der Jugendzeit einem nach Freundlichkeit hungernden Menschen entgegengebracht hat.“ Missionsbote

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