Was mir geholfen hat: ( das Zeugnis eine Mannes, der vom selben Schicksal getroffen wurde)
Ich möchte abschließend von dem erzählen, was mir selbst geholfen hat, vor allem nach dem Tod meiner Familie.
Von den Freunden Hiobs kann man einiges lernen. Mir hat geholfen, dass Freunde zu mir kamen, einfach bei mir waren. Wenn man im Buch Hiob weiterliest, stellt man fest, dass die Freunde Hiobs später nicht gut auf Hiobs Situation reagiert haben. Aber am Anfang taten sie das Richtige: Sie sind hingegangen. Wenn jemand leidet, ist es wichtig, dass man ihm zeigt: Du bist nicht allein. Es gibt einen unmittelbaren Zusammenhang von Zeit und Liebe. Zeit ist das Wichtigste, was man einem anderen Menschen schenken kann.
Was mir neben den Freunden, die mich besuchten, sehr geholfen hat, war, dass ich die Worte der Losung gelesen habe. Ich habe schon oft erlebt, dass Gott durch sein Wort in mein Leben hinein gesprochen hat, gerade auch durch die Losung.
Eine Woche nach dem Unfall nahm ich an der Beerdigung teil. Es war für mich wichtig, an der Beerdigung teilgenommen zu haben und zu sehen, dass wirklich ein Abschnitt sichtbar beendet ist. Ich habe mir das Losungsbuch kommen lasen und habe die Texte vom Unfalltag an gelesen. Am Tag der Beerdigung lautete der Liedvers: Sterben heißt, ans Ziel gelangen. Dazu aus dem 1. Johannesbrief: Das aber ist die Gabe Gottes in Christus Jesus: das ewige Leben. Am nächsten Tag aus Psalm 16: Mein Los ist mir auf liebliches Land gefallen. Das hat mich deshalb so angesprochen, weil es das Lieblingswort meiner Frau aus dem Alten Testament war. Am dritten Tag aus Hiob 2: Haben wir Gott für das Gute gedankt, sollten wir das Böse nicht auch aus seiner Hand nehmen? Hiob dankte Gott, als es ihm gut ging. Als sich das änderte, hat er nicht getrennt und gesagt: Für das Gute ist Gott zuständig und für das Böse nicht. Ihm war bewusst, Gott muss das Böse mindestens zulassen. Es heißt sogar im Alten Testament: Gibt es ein Unheil, das Gott nicht tut? Es ist nicht nur so, dass er Dinge zulässt, sondern er tut auch Dinge, von denen wir sagen würden: Wo ist Gott? Hiob hat gesehen: Das ist der gleiche Gott. Es gibt ein Wort in Hiob, das manchmal so übersetzt wird: Auch wenn er mich tötet, ich hoffe auf ihn. Das ist zweifellos das stärkste Vertrauen in Gott. Wir vertrauen auf den Gott, der Tote lebendig machen kann. Das letzte Losungs-Wort in der Woche des Unfalls findet sich in Römer 8: Weder Tod noch Leben kann uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.
Für mich war es eine Gnade in meinem Leben, dass ich erstens auf die Idee gekommen bin, überhaupt die Losungen zu lesen und zweitens, dass diese Worte auch bei mir angekommen sind. Es ist eine Gnade, sowohl, dass man das Wort liest als auch, dass es ankommt. Paulus schließt in 1. Kor 15: Weil Christus auferstanden ist, ist das, was wir tun in seinem Namen, nicht vergebens. Wo ist Gott? Man müsste umgekehrt natürlich fragen: Wo ist Gott nicht? Wenn er mich auch tötet, so hoffe ich auf ihn. Sicherlich eine der stärksten Aussagen der Hoffnung auf Gott, oder wie Paulus im 2. Korintherbrief schreibt: Wir haben unsere Hoffnung gesetzt auf den Gott, der Tote auferwecken kann. In dieser Welt ist alles Heilen vorläufig. Aber die Aussage des Neuen Testamentes, die bestätigt worden ist durch die Auferweckung Jesu von den Toten, lautet, dass es einmal einen Augenblick geben wird, an dem wird Jesus nicht nur zu dem Gelähmten, sondern zu uns allen sagen – und dann wird es kein vorläufiges Rufen sein: – Ich sage dir, stehe auf. Darauf hoffe ich und bin ganz gewiss: Er wird den Leib unserer Niedrigkeit verwandeln in den Leib seiner Herrlichkeit (Phil 3). Wir werden, so hat der Tübinger Theologe Otto Michel gesagt, nicht als achtzigjährige Greise auferweckt, sondern anders. Wie, das werden wir dann erfahren.